eGK, NFC und sechs Ziffern

E-Rezept: BMG und Gematik kennen DocMorris-Lösung nicht

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Berlin -

Wann kommt endlich das E-Rezept nach Holland? Diese Frage entscheidet über Wohl und Wehe der beiden großen Versender am Kapitalmarkt. Bei der Vorlage der katastrophalen Geschäftszahlen für das erste Halbjahr versprach DocMorris ein eigenes Übertragungsverfahren, das noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen soll. Bei der Gematik weiß man allerdings noch gar nichts davon.

Gemeinsam mit IT-Experten habe man ein digitales Äquivalent zur eGK-Stecklösung entwickelt. Das Verfahren ermögliche die Einlösung von E-Rezepten per NFC-fähiger eGK ohne PIN, teilte DocMorris gestern mit. Diese technische Lösung liege bereits vor. „Derzeit findet ein enger Austausch mit den zuständigen Regulierungsbehörden und Interessengruppen statt, um die digitale Lösung im vierten Quartal 2023 einführen zu können.“

Allerdings: Laut Insidern war die Gematik nicht an der Lösung beteiligt. Tatsächlich bestätigt ein Sprecher: „Aktuell liegen uns keine Informationen zu einer technischen Lösung für ein digitales Äquivalent zur eGK-Stecklösung vor.“ Und nahezu wortgleich aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG): „Zu einem digitalen Äquivalent zur eGK-Stecklösung liegen dem BMG keine Informationen vor.“

Das bedeutet aber nicht nur, dass der von DocMorris ausgegebene Zeitplan mit einer Einführung noch in diesem Jahr wackelt. Vor allem könnte es sein, dass es gar kein grünes Licht dafür gibt. Denn ohne Veränderungen am Server lässt sich laut Experten keine neue Lösung aufbauen, DocMorris müsste also eine – so nicht vorgesehene – Umgehung gebastelt haben.

eGK, Handy und sechs Ziffern

Beim Analystencall wollte DocMorris-CEO Walter Hess keine weiteren technischen Details verraten. Auf Nachfrage teilt ein Sprecher aber mit: „Für die NFC eGK-Lösung öffnet die Patientin oder der Patient die DocMorris-App und legt seine NFC-fähige eGK auf das NFC-fähige Telefon. Dann erfolgt automatisch die Aufforderung, die letzten sechs Ziffern der Kartennummer einzugeben. Sobald dies geschehen ist, können die Patienten all ihre E-Rezepte einsehen und in den Warenkorb von DocMorris legen.“

Man erwarte, dass die NFC-eGK für Online-Apotheken genauso funktioniert wie für Apotheken vor Ort. „Als nächster Umsetzungsschritt wird ein groß angelegter Praxistest durchgeführt. Das macht uns zuversichtlich, dass wir im vierten Quartal 2023 mit der Einführung starten können.“

Kein Bonus, kein Rezept

Einstweilen läuft es im Rx-Bereich aber noch schlecht, mit 90 Millionen Franken lag der Bereich 22 Prozent unter Vorjahresniveau (minus 18 Prozent in Lokalwährung). Laut Sprecher entwickelt sich das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln auf Basis von Papierrezepten nicht so gut wie erwartet, was auf den verzögerten Effekt des Bonusverbots zurückzuführen sei: „Unsere Kunden haben nicht umgehend auf das Bonus-Verbot reagiert und weiterhin ihre Papierrezepte eingeschickt. Inzwischen hat sich dies geändert und unsere Kunden haben ihren Bezugskanal für Rx-Arzneimittel verlagert. Dies liegt an dem historisch starken Focus vom DocMorris auf bequeme Rx-Versorgung.“

Hier gab Hess allerdings vor den Analysten ein Update: Noch im September werde die EU-Kommission eine vorläufige Einschätzung zu der von DocMorris und Shop Apotheke gemeinsam eingereichten Beschwerde abgeben, danach habe sie ein Jahr Zeit zu entscheiden, ob sie das Thema weiter verfolge. Dafür spricht aus Sicht von Hess, dass das Vertragsverletzungsverfahren wegen des Verbots von Rx-Boni mit Verweis auf Corona und das E-Rezept eingestellt worden sei. Corona sei vorbei und das E-Rezept eben alles andere als diskriminierungsfrei.

Ob man als Reaktion auf die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) jetzt Rx-Boni wieder einführen werden, wollte Hess nicht verraten. „Wir verfolgen die Entwicklung sehr genau, mehr kann ich derzeit dazu nicht sagen.“ Stattdessen verriet er, dass es zwar noch wenig E-Rezepte gibt. Ihr Anteil liege aber schon über dem der Papierrezepte. „Das ist vielversprechend.“

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