E-Rezept: „Auswirkung auf Personalsituation“ Sandra Piontek, 23.02.2024 10:34 Uhr
Seit knapp zwei Monaten ist das E-Rezept bis auf Ausnahmen nun Pflicht. Den Einfluss auf den Apothekenalltag spüren manche Inhaber:innen deutlich: „Bei uns verschieben sich die Kundenströme massiv, ich bekomme Probleme mit meinem Personal“, so Joachim Eggers, Inhaber der Nordsee-Apotheke in Hamburg. Vorrangig liege die Ursache in der Nutzung der Stapelsignatur.
Das E-Rezept ist noch nicht einmal zwei Monate verpflichtend: „Aber es hat schon jetzt Einfluss auf meine sowieso schon angespannte Personalsituation“, so Eggers. „Während wir bis Ende des vergangenen Jahres eine lang gewöhnte Verteilung der Patientinnen und Patienten hatten, verschiebt sich nun alles.“
Üblich waren bislang Kundenspitzen am späten Vormittag und dann wieder am späten Nachmittag. Nun staue es sich aber vor allem in den Mittagspausen, so der Inhaber.
Das Problem dabei sei die Personaldecke: „In dem Beruf ist nun mal die Frauenquote besonders hoch, das schließt natürlich auch Frauen mit Kindern ein“, so der Apotheker. Personal sei ohnehin schon schwer zu finden: „Ich habe einige Halbzeitkräfte, die nur am Vormittag arbeiten können, weil so auch die Kitaplätze vergeben wurden. Die bisher schon schwer umsetzbaren Teilzeitstellen werden immer inkompatibler mit der Kundenverteilung“, so Eggers.
Seit der Einführung des E-Rezeptes kämen die Patient:innen auch vermehrt in der zweiten Tageshälfte: „Das heißt, mein Personal ist dann nicht mehr da, wenn ich es bräuchte.“
Ob er alles anders organisieren könne, habe er schon überlegt: „Rezepturen könnte man vorrangig am Vormittag anfertigen, aber wenn der Kundenstrom erst am Nachmittag kommt, hilft das auch nicht viel.“ An die lokalen Praxen sei er auch schon herangetreten: „Es scheint sich aber irgendwie eingebürgert zu haben, dass die Stapelsignatur vorrangig genutzt wird. Die Patienten berichten, dass sie laut Praxen warten sollen bis etwa 14 Uhr, um erst dann in die Apotheke zugehen“, so der Inhaber. „Viele sind auch einfach überfordert.“
Vorteil Komfortsignatur
Zudem kämpfe man auch mit anderen Problemen: „Es gibt noch immer Kinderkrankheiten. Wir schlagen uns mit Freitextverordnungen, Doppelt- und Dreifachverordnungen und vor allem mit der Versorgung von immobilen Patienten rum. Die Komfortsignatur wäre sehr von Vorteil, muss sich aber noch flächendeckend durchsetzen“, so Eggers.