„Hemdsärmelig und unprofessionell“

E-Rezept: Apotheker kritisiert fehlenden Praxistest

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Berlin -

Kurz vor dem Start der nächsten Stufe hin zur Einführung des E-Rezepts wird Kritik an der Testphase der Gematik lauter. Apotheker beklagen fehlende digitale Verordnungen zum Üben. Ein Berliner Pharmazeut wirft der Gematik unprofessionelles Handeln vor: „Jede solide Softwareentwicklung benötigt Staging-Systeme, auf denen Mandanten sicher die Anwendung testen und routiniert erlernen können“, sagt Markus Zeige, der auch als IT-Unternehmer tätig ist.

Zeige konnte nicht mehr an sich halten. Auch wenn er selbst noch kein E-Rezept erhalten hat, machte der Inhaber der Rathaus-Apotheke seinem Ärger in einer E-Mail Luft: „Ich wende mich an Sie in meiner Person sowohl als Apotheker, als auch als IT-Unternehmer“, schrieb er an die Gematik. „Mit meinem Team von Entwicklern bin ich äußerst befremdet über Ihre Art und Weise der bisherigen Vorbereitung der am eRezept teilnehmenden Entities.“

Apotheker fragt nach Testumgebung

Von der Gematik will er wissen, warum die Gematik selbst keine adäquate Testplattform anbietet. Dies sollte nicht von Drittanbietern kommen. „Warum stellen Sie keine (unlimitierte) Anzahl von Testrezepten zur Verfügung, die in einer Testumgebung heruntergeladen und deren Verarbeitung lokal getestet werden kann?“ Mit seinem nebenher betriebenen IT-Unternehmen stellt er laut eigenen Angaben jedem Apotheken-Mandanten eine Testumgebung zur Verfügung. „Und das sowohl vor dem Start als auch während des Produktivbetriebs, um Updates/neue Releases vorab prüfen zu können.“

Nach dem „Verursacherprinzip“ sei die Gematik letztlich dafür verantwortlich. Es sei „völlig unakzeptabel und hemdsärmelig, wenn Sie vorschlagen, lokale Apotheken und Ärzte sollten sich zusammensetzen und anhand selbst ausgestellter E-Rezepte“ testen.

Dieses Vorgehen sei „keine solide und professionelle Herangehensweise“. Vielmehr handele es sich um „Stückwerk“, das einem Blindflug gleichkomme. „Wenn Sie Ihren Auftrag ernst nehmen, dann können Sie die mannigfaltigen Unwägbarkeiten nicht einfach ignorieren. Hier geht es um die sichere und oftmals schnelle Versorgung von Menschen“, heißt es weiter. Um eine Antwort bittet er die Gematik nicht direkt: „Ein Feedback Ihrerseits an mich ist nicht nötig. Eine entsprechend angepasste Umsetzung wäre schon ausreichend.“

Andere Inhaber:innen bemängeln, dass sie keine Testpartner in Arztpraxen finden. Ein Apotheker aus Nordrhein geht nach langer erfolgloser Suche davon aus, dass er sich ein E-Rezept bei einer Kollegin in der Nachbarstadt kaufen wird. Die Gematik stellt klar, dass sie keine E-Rezepte erstellen oder verarbeiten kann. „Es können nur an die TI angebundene Ärzte E-Rezepte erstellen“, sagt eine Sprecherin.

Gematik verweist an Softwarehäuser

„Der Wunsch zum Ausprobieren ist dennoch nachvollziehbar.“ Die Gematik verweist auf Projekte „einzelner Warenwirtschaftssystemhersteller“, die fiktive E-Rezepte in ihren Schulungsunterlagen anbieten, aber nicht abgerechnet werden. Andere Hersteller böten Apotheken Schulungen an, bei denen in einer separaten Referenzumgebung Test-E-Rezepte von den Schulungsteilnehmern verarbeitet werden könnten. Die fachlichen „Heilungs“- beziehungsweise Korrekturmethoden“ von Rezepten apothekenpflichtiger Arzneimittel änderten sich mit dem E-Rezept nicht wesentlich.

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