E-Rezept: „Apotheken werden nicht mitmachen können“ Patrick Hollstein, 31.12.2021 09:50 Uhr
Die hessischen Apotheker sehen beim geplanten E-Rezept noch erheblichen Nachholbedarf. „Die Mehrheit der Bevölkerung weiß nichts vom E-Rezept“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), Holger Seyfarth, der Deutschen Presse-Agentur. Und er sieht einen weiteren Knackpunkt: „Wie kommen die Apotheken an ihr Geld?“ Hier habe der Gesetzgeber bislang versäumt, klare, verbindliche Richtlinien zu schaffen. „Die derzeitige Situation ist, dass die Apotheke keine Garantie hat, an ihr Geld zu kommen.“
Beim E-Rezept, einem Schritt hin zur geplanten elektronischen Patientenakte, soll dem Patienten vom Arzt für verschreibungspflichtige Medikamente ein QR-Code übermittelt werden. Diesen kann er in der Apotheke vorzeigen oder an sie schicken und sich die Arznei liefern lassen. Das rosa Papierrezept soll damit der Geschichte angehören. Wer kein entsprechendes Handy habe, könne sich das Rezept mit QR-Code auch ausdrucken lassen. Mit der elektronischen Patientenakte sollen künftig über die Gesundheitskarte alle Befunde, Diagnosen, Therapien und Medikamente von Ärzten abgerufen werden können. Unnötige Doppeluntersuchungen sollen so vermieden werden.
„Viele Apotheken werden da nicht mitmachen können, weil sie fürchten, kein Geld zu bekommen“, sagte Seyfarth. Das sei nicht vollständig, nicht sicher und nicht ausreichend erprobt. Nach Angaben der Abda wurden 2020 in Deutschland knapp 750 Millionen Packungen verschreibungspflichtiger Medikamente verkauft.
Eigentlich war der Start für das E-Rezept für Januar vorgesehen, wird aber verschoben. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ist deutlich geworden, dass die erforderlichen Systeme noch nicht zur Verfügung stehen. Es soll erstmal der Test- und Pilotbetrieb fortgesetzt und ausgeweitet werden. Ein neuer Termin, ab dem die Pflicht greift, steht noch nicht fest. „Die Verlängerung der Testphase bietet die Chance, die technischen Probleme zu lösen und den flächendeckenden Rollout dann in einem geordneten und sicheren Verfahren zügig zu bewerkstelligen“, reagierten die Apothekerverbände auf die Entscheidung des Ministeriums.