E-Rezept-Abrechnung: Gematik will Druck machen APOTHEKE ADHOC, 10.11.2021 15:24 Uhr
Bei der Abrechnung des E-Rezepts scheint noch einige Arbeit vor den Softwarehäusern zu liegen. Ein Teilnehmer hatte kürzlich von Problemen bei der Erstellung von Abrechnungsdatensätzen beim 7. Konnektathon geschildert. Der Abrechner Scanacs betont nun, prinzipiell in der Lage zu sein, fordert aber mehr Probeläufe von der Gematik. Die scheint den Bedarf erkannt zu haben und betont, künftig die Abrechnungsseite des E-Rezepts verstärkt testen zu wollen.
Es bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur gesetzlich verpflichtenden Einführung des E-Rezepts, dafür aber noch viel Arbeit. Beim jüngsten Konnektathon der Gematik gab es nach Darstellung eines Teilnehmers große Schwierigkeiten, die Abrechnungsdatensätze für die Verordnungen zu erstellen – die Warenwirtschaftssysteme konnten demnach E-Rezepte bedienen und die Quittungen vom Fachserver in der Telematikinfrastruktur (TI) abrufen, aber eine große Zahl von ihnen keine notwendigen Datensätze für die Abrechnungszentren erstellen. Der Bundesverband Deutscher Apotheken-Softwarehäuser (Adas) und der Bundesverband Deutscher Apothekenrechenzentren (VDARZ) versicherten daraufhin, dass es bis Januar funktionieren werde, nannten aber auch keine Zahl, wie viele EDV-Systeme bereits E-Rezepte zur Abrechnung bringen können und wie viele nicht.
Der Dresdner Abrechnungsdienstleister Scanacs, der an jenem Konnektathon teilgenommen hatte, berichtet nun seinerseits, zur Abrechnung in der Lage zu sein und auch fehlerfreie abrechnungsfähige Datensätze erhalten zu haben. Bei den gemeinsamen Tests mit verschiedenen Herstellern von Praxisverwaltungs- und Apothekenwarenwirtschaftssystemen sei die gesamte Strecke vom Arzt über die Apotheke bis zum Erstellen der Abrechnungsdaten überprüft worden. Die Scanacs-Plattform habe anschließend die Informationen an GKV-Datenannahmestellen übertragen. „Scanacs hätte also theoretisch E-Rezepte abrechnen können, wenn es echte Verordnungen gewesen wären“, so Geschäftsführer Frank Böhme.
Positives Feedback habe es dahingehend gegeben, dass die elektronischen Verordnungen sauber durch die Verifikations- und Prüfprozesse transportiert wurden. „Gleichwohl heißt das nicht, dass es überall glattgelaufen ist“, so Böhme. „Für unseren Teil wissen wir jedoch, dass Scanacs aus mehreren Warenwirtschaftssystemen Rezepte annehmen kann. Tests mit weiteren Herstellern folgen in Kürze.“ Allerdings: Die Beteiligung der Softwarehäuser auf Apotheken- und Ärzteseite lasse nach wie vor zu wünschen übrig.
„Wir fragen uns, warum nicht alle Software-Hersteller regelmäßig das Angebot der Gematik wahrnehmen und in den Austausch mit anderen Technikern gehen“, so Böhme. Die Art und Weise der Erprobung – die Konnektathons, bei denen die Hersteller die Vorgänge gemeinsam durchspielen – sei sehr gut geeignet, die E-Rezept-Infrastruktur zum Laufen zu bringen. „Auf jeden Fall kann man sagen, dass die Gematik sehr gut und mit großem Engagement diese virtuellen Veranstaltungen organisiert. Das Format der Zusammenarbeit ist sehr zukunftsweisend; das muss man meiner Meinung nach künftig auch bei anderen Projekten machen.“
Deshalb sei es auch wichtig, nicht bis zur Einführung des E-Rezepts weitere Konnektathons zu veranstalten, sondern zur Not auch kurzfristig noch die Schlagzahl zu erhöhen, um das benötigte Niveau an Erprobung sicherzustellen. „Das Gesamtsystem muss am 1. Januar stehen – und wenn wir dazu jede Woche einen Konnektathon machen müssten, dann sollten wir das tun, von mir aus noch am 28. Dezember“, so Böhme. „Das ist so ein wichtiges Projekt, dass wir alles geben müssen, damit es zur gesetzlichen Frist richtig funktioniert.“ Scanacs schlage deshalb vor, bis Januar die Konnektathons wöchentlich für jeweils einen Tag – statt wie bisher zweitägig – stattfinden zu lassen. „Das garantiert kurze Feedbackschleifen.“ Außerdem müsse der Teilnehmerkreis erweitert werden, denn zwar seien die Abrechnungszentren mit an Bord, nicht jedoch die Kassen. Scanacs plädiert dafür, auch die Verantwortlichen von deren Datenannahmestellen zu involvieren.
Zumindest dass es bei der Abrechnung noch viel zu tun gibt, ist der Gematik offenbar ebenfalls bewusst. Gegenüber den Rechenzentren kündigte sie nun an, beim nächsten Konnektathon am 15. und 16. November „gerne die Abrechnungsseite des E-Rezepts verstärkt testen“ zu wollen. Scanacs wiederum betont, auch für Probeläufe jenseits der Konnektathons zur Verfügung zu stehen, um einen reibungslosen Ablauf der Abrechnung im Januar zu ermöglichen. „Scanacs steht bereit für alle beteiligten Hersteller“, so Jörg Weise, Head of Consulting. „Wer mit uns bilateral die E-Rezept-Abrechnung testen will, kann also gern an uns herantreten. Dann organisieren wir für die Erprobung der Prozesse gemeinsame Tests.“