„Die Arzneimittelversorgung ist zusammengebrochen“ Carolin Ciulli, 14.02.2024 11:50 Uhr
Apotheken können aktuell bundesweit keine E-Rezepte beliefern. Der Ausfall sei dramatisch, sagt Ulrich Geltinger aus Bayern. Seine Kund:innen schickt er zurück zum Arzt oder das Apothekenteam ruft selbst in der Praxis an. „Peinlicher geht es nicht mehr.“ Mehrere Inhaber informierten das Bundesgesundheitsministerium über den Vorfall.
„Die Arzneimittelversorgung ist zusammengebrochen“, sagt Geltinger. Die Patient:innen nähmen den Ausfall gelassen. Noch – denn ein Akutfall wie ein Antibiotikum nach einer Zahnbehandlung – sei noch nicht vorgekommen. „Wir können nichts einlesen und die Leute wissen nicht, was sie verschrieben bekommen haben.“ Der VPN-Tunnel sei abgestürzt „So etwas darf nicht vorkommen.“
Apothekenteam ruft Praxen an
Der Inhaber der St. Johannes-Apotheke in Neumarkt und seine Angestellten rufen deshalb derzeit in den Praxen an und informieren über den Ausfall. Außerdem lassen sie sich dort versichern, was für Arzneimittel verschrieben wurden. „Wir haben unserem Arzt mitgeteilt, dass er auf Muster-16 umstellen muss.“ Ein weiteres Problem sei, dass man bei den Praxen telefonisch nicht durchkomme.
Geltinger hat laut eigenen Angaben „Wut im Bauch“. Mit einer E-Mail an die Bayerische Apothekerkammer (BLAK), die Gematik und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) verschaffte er sich etwas Luft: „Die Gematik ist nicht mehr erreichbar (siehe Anhang), die Einlösung von eRp ist nicht mehr möglich. Ich ersuche Sie dieses Hochrisikoexperiment mit der Gesundheit unserer Bevölkerung umgehend zu beenden“, heißt es darin.
Auch Reinhard Rokitta schrieb an das BMG und fragt nach einer Entschädigung: „Durch den bundesweiten Ausfall der Telematik Infrastruktur am Vormittag des 14. Februar 2024 (ca. 30 Minuten) ist unseren Mitgliedern ein Schaden in z.Zt. noch nicht zu beziffernder Höhe entstanden. Wo kann der Schaden gemeldet werden?“
Die Gematik verweist auf Anfrage lediglich auf die Störungsmitteilung: „Zurzeit liegt eine zentrale Störung in der Telematikinfrastruktur (TI) vor. Dies kann zu Störungen beim Ausstellen des E-Rezepts, Einlesen von eGKs, Zugriff auf die elektronische Patientenakte oder auch Versenden von KIM-Nachrichten führen. Für das E-Rezept sollte bis auf Weiteres auf das Muster 16 zurückgegriffen werden. Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung.“