Seit nun zwei Wochen beschäftigt eine allmorgendliche Störung Apotheken und Arztpraxen. Grund sind laut Gematik „technische Beeinträchtigungen des OCSP-Responders von Medisign bei der SMC-B/HBA“. Betroffen sind somit Arztpraxen und Apotheken, die mit den Komponenten der Apobank-Tochter arbeiten. Nun bezieht auch die Gematik offiziell Stellung zur noch immer nicht nachhaltig behobenen Störung.
„Zurzeit kommt es wiederkehrend zu technischen Beeinträchtigungen beim Anbieter Medisign. Als Folge kann es sowohl zu Problemen beim Erstellen (in der Praxis) und Einlösen (in der Apotheke) von E-Rezepten kommen. Auswirkungen sind auch auf das Einlesen von Daten der elektronischen Gesundheitskarten sowie das Signieren von elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAUs) möglich“, heißt es von der Gematik. Insbesondere der Zeitraum zwischen 8 und 9 Uhr sei betroffen – auch wenn das noch lange nicht heißt, dass das System danach wieder läuft.
Apotheken kennen das Wording bereits, immerhin kehrt es seit dem 27. Februar immer wieder. Auch der bekannte Workaround wird immer wieder von der Gematik genannt: eGK einstecken, bis es irgendwann klappt, oder nach ein paar Minuten noch einmal versuchen. Doch an einer wirklichen Lösung fehlt es bisher.
Aufgrund der massiven Kritik sieht sich offenbar auch die Gematik in der Pflicht, aufzuklären – beziehungsweise auf den eigentlichen Verursacher hinzuweisen: „Medisign ist einer von vier zugelassenen Anbietern für elektronische Heilberufsausweise (eHBA) und Praxis- und Institutionsausweise (SMC-B) und kein direkt beauftragter Dienstleister der Gematik.“
Betroffen seien demnach Praxen und Apotheken, „die entsprechende Karten des Anbieters beziehen und damit Vertragspartner sind“. Außerdem heißt es weiter: „Medisign ist verpflichtet, den Dienst stabil und sicher zu betreiben und trägt als Dienstleister die operative Verantwortung.“
Trotzdem seien die Gematik und Medisign „im intensiven und ständigen Austausch“. Auch Unterstützung für Medisign gebe es durch die „eigenen Experten“, um eine schnellstmögliche und nachhaltige Behebung zu fördern.
Medisign ist seitdem laut eigenen Angaben auf Fehlersuche. Bei den internen Tests zeige sich keine Störung. „Von uns vorsorglich durchgeführte Lasttests waren bisher unauffällig und konnten leider die betriebliche Fehlerstellung in der Produktivumgebung nicht widerspiegeln“, heißt es vom Unternehmen. Mit „Hochdruck“ werde an der Optimierung der Systeme gearbeitet.
Zum Ausfall am gestrigen Montag erklärt Medisign: „Aus bisher noch nicht abschließend geklärten Gründen war am Montagmorgen kurzzeitig eine weit überdurchschnittliche Anzahl von Anfragen feststellbar.“ Diese große Datenmenge habe zu Verzögerungen in der Abwicklung der einzelnen Prozesse geführt. „Wir weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die betroffenen Dienste kurzfristig wieder zur Verfügung standen.“
Die sich häufenden Ausfälle spiegeln sich auch bei der Zahl der eingelösten E-Rezepte wider: Auch wenn vergangene Woche die Marke von 100 Millionen E-Rezepten geknackt wurde, fehlten am Freitag im Vorwochenvergleich 447.570 Verordnungen, das entspricht einem Rückgang um 5 Prozent. Immer mehr Apothekeninhaber:innen beklagen deshalb Umsatzausfälle. Manche sprechen von einem „wirtschaftlichen Desaster“. Von Forderungen nach Schadensersatz für betroffene Apotheken weiß Medisign nichts: „Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind uns Verdienstausfälle aufgrund von Betriebseinschränkungen nicht bekannt“, sagt die Sprecherin.
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