Vorbestellplattformen halten Einzug im Apothekenmarkt, und möglichst viele Kolleg:innen sollten mitmachen, sagte der Digitalisierungsexperte Sascha Lobo bei der Digitalkonferenz VISION.A powered by APOTHEKE ADHOC und NOVENTI. „Wenn alle Apotheken bei einer Plattform wären, wäre mir Amazon scheißegal.“
Plattformen wie Gesund.de und IhreApotheken.de haben laut Lobo „extrem gute Chancen“. Denn seiner Meinung nach grenzt es an „unterlassene Zukunftsleistung“, wenn die Branche ihre dezentrale Struktur nicht nutzt, um umfassende Versorgungsangebote zu machen. „Besitzstandswahrung ist bis zu einem gewissen Punkt okay und auch öknomisch vernünftig. Aber irgendwann hindert man sich nur selbst, wenn man sich den Druck nimmt, sich weiterzuentwickeln.“
Apotheken sollten sich „offensiv und radikal digitalisieren“ – und nicht vormachen, dass sie sich der Digitalisierung entziehen könnten: „Der Erwartungesdruck ist stärker als jede Regulation. Die Menschen werden das nutzen.“ Google, Apple & Co. drängten bereits in den Gesundheitsbereich. Lobo präsentierte ein Patent von Amazon, das die Erkennung von Krankheiten durch Alexa zum Inhalt habe – und daran gekoppelt Vorschläge zu passender Ernährung und Medikamente.
Dennoch hätten die Apotheken hervorragende Aussichten, die Digitalisierung zu ihren Gunsten zu nutzen. In der Pandemie seien sie das „digitale Gesicht der Gesundheitswirtschaft“ gewesen, diese Position müssten sie nutzen. Seiner Meinung nach wird sich die Digitalisierung im Gesundheitswesen nach der Pandemie rasant beschleunigungen – und zwar nicht nur wegen des E-Rezepts, sondern wegen des radikalen Umdenkens der Verbraucherinnen und Verbraucher: „Menschen, die früher gar keine Daten über sicher herausgeben wollten, könnten heute das Ausstellen des Impfzertifikats kaum abwarten.“ Er stimmte die Branche darauf ein, dass es schon im kommenden Jahr zu einer „überggressiven Digitalisierungswelle“ als Folge der Corona-Erfahrungen kommen wird.
Die Idee von Plattformen im Apothekenmarkt sollte sich dabei nicht auf Vorbestellfunktionen beschränken. Lobo verwies auf die marktführende Software Datev, die die Steuerberater bereits in den 1960er-Jahren in Form einer Genossenschaft auf die Beine gestellt hätten. Auch Apotheken sollten sich in allen möglichen Bereichen vernetzen. „Denn Angebote aus der Branche heraus sind im Grundsatz im Vorteil.“
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