Apotheken-Lösungen in den Startlöchern

CardLink: Verwirrende Preismodelle und Anbieter-Dschungel Laura Schulz, 29.07.2024 14:20 Uhr

CardLink soll laut verschiedenen Anbietern in den Startlöchern stehen, um auch Vor-Ort-Apotheken einzubinden. Ein Apotheker mit eigener App moniert den Umgang der Gedisa mit dem Thema. Foto: Gedisa
Berlin - 

CardLink hat seit Beginn des Jahres für viel Wirbel bei den Apotheken gesorgt: Vor allem bei den beiden Versendern aus den Niederlanden gab es große Vorfreude, da mit Hochdruck an dem weiteren E-Rezept-Einlöseweg gearbeitet wurde. Auch Lösungen für vor Ort wollten nachziehen, mussten aber immer wieder einen möglichen Starttermin nach hinten schieben. Auf Zulassung warten auch noch Maxmo-Apotheker Oliver Dienst und Epotheke-Gründer Dr. Detlef Hühnlein, die mit „Brry“ eine individualisierte App-Lösung in die Apotheken bringen wollen. Dienst bemängelt die aktuell verwirrende Gemengelage auf dem Gebiet und auch die mangelnde Transparenz der standeseigenen Gedisa.

„Anstelle von transparenten, vergleichbaren Angeboten werden wir, das heißt ich und meine Kollegen:innen, eher verwirrt“, so der Apotheker. Zwar ist die Gedisa ebenfalls im Rennen um CardLink dabei, biete aber eine Lösung, die sich „weit weg“ von derjenigen der Versender bewege und damit auch nicht in der Konkurrenz mithalten werden könne.

Dabei gehen für die Entwicklung die Beiträge der Apotheker:innen drauf, hinzu kommen Kosten für den Betrieb der Lösung, die die interessierten Apotheken dann zahlen müssen. „Unser Verband hat es schon nicht hinbekommen – und jetzt? – soll es eine ‚zweite, neue Abteilung’ richten? Ein weiterer, kostenintensiver Verwaltungsapparat, welcher uns zudem noch eine Großhandelsabhängigkeit in Form von Portallösungen in die Hand legt?“, kritisiert der Unternehmer.

Statt der übergreifenden Lösung, die alle Apotheken gleichermaßen listet – auch die Versender – sieht Dienst seine auf die Apotheke zugeschnittene CardLink-Lösung im Vorteil: „Das größte Gut, welches wir uns bewahren müssen, ist der Inhaber unserer Kundendaten zu bleiben und unsere Unabhängigkeit in Sachen Einkauf und Großhandel zu bewahren. Und das ist mit den propagierten Portallösungen nicht möglich“, so Dienst weiter.

Plattformen nicht die Lösung

„Die Apotheke vor Ort muss unbedingt die starke Marke vor Ort bleiben und darf auf keinen Fall die Individualität aufgeben“, so der Inhaber aus Mönchengladbach. Seine Lösung sei hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit den Versender-Apps ähnlich. Andere App-Anbieter auf dem Markt, die sich zum großen Teil der Gedisa-Lösung angeschlossen haben, „versprechen mit ihren massiven Werbebudgets zwar eine gewisse Neukundengewinnung zu erlangen, lassen sich aber am Ende des Tages noch dafür bezahlen, unsere wertvollen Bestandskundenkontakte – unsere Kundendaten – selbst zu übernehmen!“, moniert Dienst.

Gleichzeitig seien die Angebote wenig transparent: Die Gedisa veranschlagt einen Grundbetrag je nach Menge der Transaktionen für die technische Lösung des Verfahrens, die Apotheken brauchen zudem aber auch einen App-Anbieter, der sie in ihren Verzeichnissen listet. Hier werden entweder die regulären App-Preise verlangt, in manchen Fällen können für CardLink dann noch zusätzliche Kosten erhoben werden. Das „Jonglieren mit den unterschiedlichen Preisen“ verwirre jedoch, meint Dienst.

Unabhängigkeit vs. Allgemeinlösung

Bisher konnte Dienst 60 Apotheken für seine individuelle Komplettlösung gewinnen, zum Jahresende sollen es 200 sein, die eine „digitale Filiale“ eröffnen, wie Dienst es nennt. Apotheken würden so individuell bleiben und die Apotheke bleibe Eigentümer der Kundendaten und bewahre sich damit ihre Unabhängigkeit – „das größte Gut“.

Aufgrund von Anpassungen der Spezifikation und Verzögerungen im Ablauf, da auch bei den zuständigen Prüfern Personalnot herrsche, geht Dienst nun von einem Start im August aus. Er bemerke nach wie vor große Unsicherheit bei den Apotheker:innen, sieht sich aber im Vorteil: „Der große Unterschied zu anderen Anbietern: Wir haben ein eigenes Verfahren entwickelt und gehen über ein Rechenzentrum, wo die SMC-B-Karte des Apothekers liegt, direkt in die TI rein.“ Somit sei die Apotheke in der Lage, die E-Rezepte sofort zu blockieren, Rabattverträge zu prüfen und Bestellung zu übernehmen, bevor Patient:innen sich gegebenenfalls umentscheiden. Eine Portallösung könne das nicht bieten.

Technischer Grundsockel

Den technischen Grundsockel für die Apotheker-App bietet Hühnlein mit seiner Epotheke-Lösung (Ecsec GmbH). Hier wird ebenfalls bereits weitergetüftelt; „verschiedene Apps und Systeme von Apothekendienstleistern“ werden derzeit bereits mit der eigenen Lösung ausgestattet. Dabei setzt Hühnlein auf ein als Open Source bereitgestelltes Software Development Kit (SDK), das „leicht in beliebige Apotheken-Apps integriert“ werden könne. Eine Zulassung durch die Gematik und damit der Start für CardLink stehe „unmittelbar bevor“.

Die technische Integration könne ein „App-Entwickler sehr leicht“ vornehmen, denn auch hier braucht es eine Anwendung, über die das Ganze funktioniert, wie beispielsweise Brry von Apotheker Dienst. Damit ist das SDK zwar kostenlos, die entsprechende, aber beliebige App, nicht. Für den nötigen Datenschutz brauche es zum einen Auftragsverarbeitungsvertrag mit Epotheke direkt oder dem App-Anbieter.

Sowohl mit der Gedisa als auch mit dem CardLink-Zulassungsinhaber Service Health ERx im Austausch steht die Plattform Gesund.de. Da Service Health ERx bereits eine zugelassene Lösung hat, plant Gesund.de hier den CardLink-Start in den kommenden Tagen – und kann damit CardLink schneller umsetzen als mit der Gedisa.