CardLink-Taskforce: Fragen an BMG und Gematik Laura Schulz, 25.04.2024 15:17 Uhr
Die ersten beiden Anbieter sind mit dem CardLink-Verfahren bereits am Markt: DocMorris ist bereits mit Vorsprung gestartet, Redcare zieht demnächst mit der Unterstützung der Entwickler von eHealth Experts (Ehex) nach. Im Hintergrund hat sich zudem eine Taskforce aus verschiedenen Akteuren am Markt gebildet. Ihr Ziel ist es, das CardLink-Verfahren zu optimieren und interoperabel zu gestalten, sodass zum Beispiel Apotheken umfangreich und anbieteroffen vom Verfahren profitieren können.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollen unter anderem noch Anpassungen an der bisherigen CardLink-Spezifikation erfolgen. Diese ist aktuell in Teilen noch nicht konkret genug und aus Sicht der Taskforce sind wichtige Details bisher noch ungeklärt. Um Aufklärung werden nun das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die ihm unterstellte Gematik gebeten.
Die Nachfragen befassen sich unter anderem mit dem in § 360 Abs. 16 Sozialgesetzbuch (SGB V) geregelten Verbot der Übermittlung von elektronischen Verordnungen oder elektronischen Zugangsdaten zu elektronischen Verordnungen außerhalb der Telematikinfrastruktur (TI). „Leider scheint weder im SGB V noch in den Spezifikationen der Gematik präzise definiert zu sein, was genau innerhalb und außerhalb der TI ist“, so ein Punkt der Taskforce. Daher erwarte man eine genauere Definition der an CardLink beteiligten Komponenten.
Auch der Punkt der Diskriminierungsfreiheit aus demselben Gesetzabschnitt ist aus Sicht der Taskforce nicht abschließend geklärt. So will die Taskforce beispielsweise von der Gematik wissen, wie die „diskriminierungsfreie Anbindung in Erfüllung des Standes der Technik gemäß den Richtlinien des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik“ nachgewiesen werden soll. Zudem fehle eine entsprechende Spezifikation zu den für eine diskriminierungsfreie Anbindung notwendigen Schnittstellen. Und: „Ab wann werden seitens der Gematik geeignete Verzeichnisdienste für die diskriminierungsfreie Anbindung zur Verfügung stehen?“
Heimversorgung bisher unpraktikabel
Zudem wird gefragt, ob es für professionelle Nutzerinnen und Nutzer, wie Pflegeheime, eine Anpassung bezüglich der pro per SMS-PIN freigeschalteten Session geben wird. Die zur Verfügung stehenden 15 Minuten und die maximal zehn nutzbaren elektronischen Gesundheitskarten pro Session seien für die Anwendung im größeren Stil einiger Gesundheitsversorger nicht optimal für den praktischen Einsatz.
Parallel an einer eigenen Spezifikation gearbeitet, aufbauend auf die der Gematik. Letztere soll dadurch dahingehend ergänzt werden, „dass zusätzlich zum dort spezifizierten ‚Hinweg‘ von der App zum Primärsystem (PS) eines Leistungserbringers (z.B. Apothekenverwaltungssystem oder Praxisverwaltungssystem) hier der ‚Rückweg‘ vom PS zur App spezifiziert wird“. Dieser Aspekt fehle bisher.
Hersteller in der Warteschlange
Beteiligt an der Taskforce ist unter anderem auch Manuel Blechschmidt vom IT-Unternehmen Health Service ERx. Anders als die Konkurrenten von Ehex wartet er mit seinem Unternehmen noch auf die Bearbeitung durch die Gematik. „Wir gehen davon aus, dass wir in wenigen Wochen auch die Zulassung haben“, so Blechschmidt. Nach seiner Herstellerzulassung könnten weitere App-Anbieter aus dem Apothekenmarkt mit ihren CardLink-Lösungen starten.
Auch nach der von Redcare gemeldeten Zulassung von Ehex ist demnächst mit weiteren CardLink-Starts zu rechnen. Wo gerade aber wer steht – wie zum Beispiel die Gedisa und IhreApotheken.de mit ihrer marktumfassenden Lösung – ist nicht absehbar. „Aktuell bin ich mir nicht sicher, wie weit die anderen Beteiligten mit ihren Cardlink-Umsetzungen sind. Ich würde aber eher erwarten, dass man dort noch am Anfang steht“, mutmaßt Blechschmidt.
Zur Taskforce
Initiatoren der Taskforce sind Dr. Detlef Hühnlein vom IT-Unternehmen Ecsec GmbH und Bruno Ristok von der C&S Computer und Software GmbH. Hühnlein will mit „Epotheke“ unter anderem CardLink in den Vor-Ort-Apotheken platzieren. Auch der Hinweis auf mangelnde Interoperabilität in der bisherigen Spezifikation des Verfahrens an das Interop Council der Gematik kam von ihm. Zusammen mit Ristok, der vor allem im Pflegebereich unterwegs ist, hat er dazu aufgerufen, notwendige Ergänzungen der CardLink-Spezifikation der Gematik zu entwickeln.