E-Rezept und ePA werden akzeptiert

Bitkom fordert pDL per Telepharmazie

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Berlin -

Die elektronische Patientenakte (ePA) in Deutschland wird einer Umfrage zufolge von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert. In einer vom Digitalverband Bitkom in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage erklärten 71 Prozent der Befragten, dass sie die ePA in Zukunft anwenden wollen. Auch das E-Rezept komme bei der Bevölkerung gut an. Erste Startschwierigkeiten stellte der Verband vor allem aufgrund fehlender Arztsignaturen fest. Beim Thema Telepharmazie wünscht sich der Bitkom mehr Möglichkeiten.

Skeptisch ist laut der repräsentativen Umfrage aktuell noch gut ein Viertel der Befragten bezüglich der ePA: Sie antworteten auf die Frage „Wollen Sie die elektronische Patientenakte nutzen?“ mit „Nein, auf keinen Fall“ (8 Prozent) oder „Eher nein“ (18 Prozent). Bei einer vergleichbaren Umfrage des Bitkom vor einem Jahr fiel die Ablehnung deutlich höher aus: Mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) stand damals dem zentralen Projekt von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) noch ablehnend gegenüber.

In der ePA sollen künftig alle Gesundheitsdaten wie Arztbriefe, Medikationspläne, Laborbefunde und Röntgenbilder finden können. Bearbeiten können sollen sie alle Akteure im Gesundheitswesen sowie die Versicherten selbst. Das soll etwa einen Arztwechsel vereinfachen oder den Austausch von Dokumenten zwischen Arztpraxen, Apotheken und Kliniken erleichtern. Ab dem 15. Januar 2025 soll jede:r Kassenpatient:in eine elektronische Akte haben – es sei denn, er widerspricht. Der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zufolge nutzt derzeit lediglich etwa 1 Prozent der Versicherten eine ePA.

Grundlage der Angaben ist eine telefonische Umfrage, die Bitkom Research im Mai und Juni im Auftrag des Digitalverbandes durchgeführt hat. Dabei wurden 1140 Personen in Deutschland ab 16 Jahren befragt.

Hohe Erwartungen an die ePA

Die Nutzerinnen und Nutzer einer ePA versprechen sich vor allem, dass sie allen behandelnden Ärzten ihre Gesundheitsdaten verfügbar machen können (89 Prozent). Außerdem gehen viele ePA-Befürworter davon aus, dass mit der elektronischen Akte sich die Therapiesicherheit erhöht, etwa durch einen abgestimmten Medikationsplan (77 Prozent).

Die ePA-Skeptiker begründen ihre Ablehnung vor allem mit der Sorge, dass ihre Gesundheitsdaten in falsche Hände geraten könnten (59 Prozent). Dabei betonte Raab noch einmal, dass die entsprechenden Daten in Deutschland gespeichert werden. Sie fühlen sich teilweise auch nicht ausreichend informiert (50 Prozent). Zwei Drittel aller Befragten sagen, dass sie der Nutzung von anonymisierten Daten aus der ePA für eine bessere Forschung zustimmen (66 Prozent).

Fast alle kennen das E-Rezept

Das E-Rezept ist fast allen Menschen in Deutschland ein Begriff (98 Prozent); 77 Prozent haben bereits eines eingelöst. 83 Prozent sagen: „Es verlief reibungslos“. Bei den Fällen, bei denen das nicht so war, habe zumeist eine fehlende Signatur aus der Praxis die Probleme hervorgerufen.

Dabei verwenden die meisten am liebsten ihre elektronische Gesundheitskarte (eGK) in der Apotheke (54 Prozent). 20 Prozent bevorzugen ihr Smartphone oder Tablet zum Einlösen. 8 Prozent lösen das E-Rezept am liebsten digital auf der Website oder in der App einer Online-Apotheke ein. Auf welchen Wegen das Rezept hier genau eingelöst wurde, zum Beispiel ber CardLink oder Übermittlung des ausgedruckten QR-Codes, wurde nicht ermittelt. Nur eine Minderheit will zurück zum Papier (14 Prozent).

Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab sagte, die Menschen in Deutschland hielten die Digitalisierung des Gesundheitswesens für richtig. „Sie stoßen im alltäglichen Umgang mit digitalen Technologien und Anwendungen im Gesundheitsbereich aber noch auf Hürden.“ Fast jeder und jede Zweite (48 Prozent) fühle sich von der Digitalisierung im Gesundheitswesen überfordert.

„Ob elektronische Patientenakte, E-Rezept oder Künstliche Intelligenz in der Medizin: Wir müssen die Kompetenzen zum Umgang mit digitalen Gesundheitstechnologien und -anwendungen stärken“, forderte Raab. Die aktuelle Bundesregierung stoße hier gerade vieles an: „Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Digitalisierung des Gesundheitssystems drastisch beschleunigt und das Ressort auf Digitalkurs gebracht.“ Nun sei es wichtig, die Bedenken und Sorgen der Bürger:innen ernst zu nehmen.

Telepharmazie noch ausbaufähig

Die Umfrage des Bitkom ging auch auf die bereits seit 2017 teilweise von den Krankenkassen unterstützten Videosprechstunden ein. Diese seien bereits gut akzeptiert und mittlerweile fester Bestandteil des Versorgungsalltags. 27 Prozent der Deutschen in haben bereits einmal oder mehrfach per Video-Sprechstunde mit Ärztin oder Arzt oder Therapeutin oder Therapeuten kommuniziert. Daher verspreche man sich nun auch viel von der nun erstmals per Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) geforderten Telepharmazie. Auch der Branchenverband unterstützt diese Digitalisierungsmaßnahme.

Dabei merkte Raab an, dass der bisher vorgesehene Einsatz für Telepharmazie gesetzlich begrenzt sei. Doch gerade durch die geringe Dichte von Apotheken auf dem Land sei hier jedoch eine Ausweitung der Möglichkeiten wünschenswert. Dabei könnte die Bedeutung der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) in Apotheken auch noch durch das Gesundes-Herz-Gesetz (GHG) gestärkt werden. Laut Raab seien hier auch manche pDL gut im Rahmen der pDL machbar; Telepharmazie sollte im GHG daher „ausdrücklich berücksichtigt werden“. Die geplante Apothekenreform, die morgen vom Bundeskabinett verabschiedet werden soll, sehe der Bitkom als große Chance zur Stärkung der Digitalisierung.

PDL zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, „insbesondere solche, die reine Beratungsservices beinhalten, erfordern nicht zwangsläufig die physische Anwesenheit der Patientinnen und Patienten“, so der Bitkom. „Die jahrelange Stagnation im Gesundheitswesen ist überwunden. Wenn Deutschland die Potenziale der Digitalisierung noch besser nutzt, kann unser Gesundheitssystem trotz aller Herausforderungen leistungsfähig und bezahlbar bleiben“, ergänzt Raab.

Kritik am GDAG

Nun werde es weitere wichtige Digitalgesetze im Gesundheitsbereich geben, wie zum Beispiel das Gesundheits-Digitalagentur-Gesetz (GDAG). Der Bitkom appelliert hier an die Politik, den nun eingeschlagenen Weg konsequent fortzuführen. „Das deutsche Gesundheitswesen ist sehr komplex. Es ist daher wichtig, dass die Koordinierung der einzelnen digitalen Maßnahmen und die Stärkung der Interoperabilität zentral durch die geplante Digitalagentur für Gesundheit gesteuert werden“, so Raab.

„Die Weiterentwicklung der Gematik ist im Kern richtig. Kritisch bewertet Bitkom allerdings die im aktuellen Gesetzentwurf festgehaltene Absicht, dass die Gematik selbst bestimmte Anwendungen entwickelt oder ausschreiben soll. Digitale Lösungen müssen im Wettbewerb entstehen und entwickelt werden, der Wettbewerb ist der beste Treiber von Innovationen zum Wohle der Patientinnen und Patienten“, meint Raab weiter.

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