Ab 9000 Euro geht es los

BetterApo: So funktioniert das E-Rezept-Terminal

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Berlin -

E-Rezept im Supermarkt einlösen und Medikamente liefern lassen: Mit ihrem Terminal im Marktkauf hat die Grüne Apotheke im brandenburgischen Prenzlau für viel Aufregung gesorgt. Geht es wirklich um die Versorgung der Patientinnen und Patienten – oder doch eher um die Interessen der Apotheke? Und öffnet man nicht dem Versand Tür und Tor, um in den Markt einzugreifen? Nein, findet Mohammad Atta ul Quddus. Er hat zusammen mit Andreas Epp vor fünf Jahren das Start-up QuEp gegründet, um mit dem Terminal „BetterApo“ explizit die Vor-Ort-Apotheken zu unterstützen.

Die beiden Gründer sind Entwickler, in Quddus’ Familie gibt es aber Apotheker. Somit sind ihm die aktuellen Themen alles andere als fremd. „Vor-Ort-Apotheken müssen gestärkt werden, sonst sterben sie aus“, meint Quddus. „Dafür haben wir mit sehr vielen Beratern aus den Apotheken zusammengearbeitet.“ Das selbst konzipierte Terminal soll auf gar keinen Fall an einen Versender verkauft werden.

Doch wie funktioniert das Ganze?

Die Terminals können laut BetterApo auch innerhalb der Offizin entlasten.Foto: Grüne Apotheke Prenzlau

Im Prinzip ist das Terminal ganz simpel gehalten: Bildschirm, Lesegerät für die elektronische Gesundheitskarte (eGK) und EC-Terminal zum Bezahlen. „Wir haben alles so einfach wie möglich gehalten. Der Kunde steckt seine Karte rein, er wird gefragt: ‚Möchten Sie Ihr E-Rezept einlösen?‘ Bei ‚Ja’ wird dann eine Verbindung in die Apotheke geschaffen; so ähnlich wie eine Weiterleitung“, erklärt Quddus. „Das ist neueste Cloud-basierte Technik.“

In der Ausstattung des Terminals können Apotheken variieren: „Unser System ist modular aufgebaut, das heißt, es sind verschiedene Kombinationen möglich“, so Quddus. So sei zum Beispiel auch die Möglichkeit zur telepharmazeutischen Beratung über das Terminal gegeben. „Dann integrieren wir eine Audio-Video-Einheit ins Terminal mit einem Lautsprecher, womit nur derjenige etwas hört, der davor steht, um die Diskretion zu wahren.“

Optional ist auch ein Muster-16-Rezept-Scanner, mit dem dann auch Papierrezepte über das Terminal eingelöst werden können. „Für die Installation braucht es lediglich Strom und Internet. Die Software ist eine Standard-Schnittstelle, die mit den gängigen Warenwirtschaftsanbietern funktioniert“, ergänzt Quddus und weist auf die Möglichkeit hin, das System auch an Abholboxen zu koppeln. „Theoretisch können wir hiermit eine 27/4-Rezept-Annahmestelle bieten.“

Bedenkenträger:innen würde Quddus gerne den Wind aus den Segeln nehmen: „Sicherheitsbedenken sind nicht notwendig. Alles kommt direkt über die Apotheke. Wir speichern keine Daten. Es wird eine sichere Tunnel-Verbindung aufgebaut zwischen Terminal und Apotheke. Wer Bedenken hat, soll sich gerne mit uns in Verbindung setzen.“

Anfragen häufen sich jetzt

Die Kosten für das Terminal sollen sich nach etwa einem Jahr amortisieren.Foto: Grüne Apotheke Prenzlau

Der Preis für das Terminal hängt von der Ausstattung ab; ab etwa 9000 Euro geht es los. „Innerhalb eines Jahres rentiert sich das“, meint der Geschäftsführer. Inzwischen häuften sich die Anfragen aus den Apotheken: „Wir haben schon einige Terminals in Betrieb, vor allem in hochfrequentierten Apotheken, damit hier zusätzlich Rezepte eingelöst werden können. Jetzt kommen aber auch viele Anfragen für eine Installation außerhalb der Apotheke.“ Inzwischen sei BetterApo im zweistelligen Bereich bei den aufgestellten Terminals und den Anfragen für weitere Installationen insgesamt.

Für das Terminal konnte QuEp, das Unternehmen hinter BetterApo, auch Fördergelder aus Landestöpfen generieren. Die Firma mit Sitz in Ludwigshafen am Rhein bekam dazu 500.000 Euro von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz. Gewidmet war das 2021 aber eigentlich dem Projekt zur „Entwicklung einer multilingualen Beratungsmaschine“. Heute fußt das E-Rezept-Terminal auf der früheren Idee: „Das Terminal baut auf unserer ursprünglichen Idee eines Übersetzungsterminals auf – fünf verschiedene Sprachen sind also schon drin.“

Allein auf dem Markt

Quddus hat zusammen mit Andreas Epp vor fünf Jahren das Start-up QuEp gegründet, um mit dem Terminal „BetterApo“ explizit die Vor-Ort-Apotheken zu unterstützen.Foto: Grüne Apotheke Prenzlau

Mit einer solchen Lösung ist BetterApo bisher (noch) allein auf dem Markt. BD Rowa hatte in der Vergangenheit bereits andere Systeme getestet – bis hin zu Visavia, einem Terminal mit angeschlossenem Ausgabeautomaten. Heute gibt es hierzulande vom Branchenpionier das „Pickup-Terminal“ als Abholmöglichkeit direkt an der Apotheke. Mit Partnern wie Gesund.de wolle man auch auf die Möglichkeiten durch das E-Rezept reagieren. „Natürlich beobachten wir die Anforderungen aus dem Markt genauestens und reagieren auf Veränderungen“, heißt es von Rowa.

Quddus ist sich sicher, mit dem Terminal etwas Einzigartiges geschaffen zu haben: „Ich kenne keinen weiteren Anbieter für solche Systeme. Das zeigte auch die Marktanalyse aus dem vergangenen Jahr. Hier haben wir sehr gutes Feedback bekommen, darauf haben wir aufgebaut.“

Inhaber Michael Kranz war dann auch einer der ersten, die einen solchen Terminal außerhalb der eigenen Apotheke aufstellte. Quddus zufolge war er auf der Suche nach solchen innovativen Ideen und sei dann bei BetterApo fündig geworden.

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