Noventi hat nach eigenen Angaben im Rahmen der E-Rezept-Testphase das erste elektronische Entlassrezept verarbeitet. Damit sind nun auch die Kliniken an der Erprobung beteiligt. Ermöglicht worden sei das durch eine Zusammenarbeit mit dem Primärsystemhersteller Cerner, der Berliner Sana Klinikum und der Gematik.
Im Sana Klinikum Lichtenberg in Berlin ging kürzlich lautlos eine Premiere vonstatten: Der erste Patient hat es mit einem elektronischen Entlassrezept verlassen. Eingelöst wurde es in der Berliner Oskar-Ziethen-Apotheke. „Für mich war es ein besonderer Moment, als ich diese Woche das erste digitale Entlassrezept für meinen Kunden einlösen konnte“, sagt Inhaberin Dr. Sabine Riederer. „Für uns Apotheker bedeutet das E-Rezept weniger fehlerhafte Rezepte und somit auch weniger Rückfragen bei den Ärzten.“ Die Wahrscheinlichkeit für Retaxationen sinke und man spare Geld, aber auch Zeit. „So kann ich mich wieder mehr auf meine Kernkompetenz, die pharmazeutische Beratung, konzentrieren“, so Riederer.
Ermöglicht wurde das durch die Zusammenarbeit zwischen Noventi, Cerner, dem Sana Klinikum Lichtenberg und der Gematik. Cerner, Anbieter des Krankenhausinformationssystems i.s.h.med, habe in den vergangenen Monaten in einem Modellprojekt mit den Sana Kliniken daran gearbeitet, ein Modul für die Ausstellung des E-Rezepts in die bestehende Software zu integrieren. „Innerhalb kürzester Zeit haben wir es zusammen mit den Sana Kliniken geschafft, uns für die Testphase des E-Rezepts vorzubereiten und das erste elektronische Entlassrezept erfolgreich einzustellen“, sagt Olaf Dörge, Director Business Development bei Cerner. „Nun geht es darum, mit allen Beteiligten Erfahrungen zu sammeln, um dort, wo es notwendig ist, im Gesamtprozess nachzujustieren.“
Mit Hilfe der Fachleute bei den Sana Kliniken sei die Integration sehr gut gelungen. Unter den KIS-Anbietern habe man damit eine Vorreiterrolle übernommen. Stefan Radatz, Geschäftsführer von Cerner Deutschland und Österreich: „Wir sind bereits mit einigen anderen großen i.s.h.med-Kunden, darunter auch Universitätskliniken, im Gespräch und werden die Technologie jetzt schrittweise in unseren Partnerkrankenhäusern einführen.“
Noventi sieht in der getesteten Infrastruktur für Entlassrezepte insbesondere für Apotheken einen Mehrwert. „Wir begleiten unsere Apotheken mit der gewohnten Verlässlichkeit auch auf dem Weg in die digitale Zukunft“, versichert Dr. Matthias Leclerc, Mitglied der Geschäftsführung der Noventi. Aus der Warenwirtschaft werde das E-Rezept direkt in das Abrechnungszentrum von Noventi übertragen, sodass die aufwändige Abholung der Papierrezepte aus den Apotheken irgendwann der Vergangenheit angehören werde. „Mit uns sind die Apotheken auch finanziell auf der sicheren Seite, denn wir können die Abrechenbarkeit der E-Rezepte garantieren.“
Gerade im Entlassmanagement biete das E-Rezept viele Vorteile: So können Patientinnen und Patienten sich für die ersten Tage zu Hause benötigte Medikamente direkt über die E-Rezept-App per Botendienst von der Stammapotheke liefern lassen. Dass sich das E-Rezept auch in den Klinken durchsetzen wird, davon ist Dörte Rooch überzeugt. Die leitende Oberärztin in der Palliativmedizin am Sana Klinikum Lichtenberg hatte das erste digitale Entlassrezept für einen ihrer Patienten ausgestellt. „Das E-Rezept wird das rosa Papierrezept perspektivisch ablösen“, so die Fachärztin für Innere Medizin.
Die direkte Verknüpfung zwischen dem elektronischen Medikationsplan und dem E-Rezept spare Zeit und helfe, Fehler zu vermeiden. „Das dient in erster Linie der Patientensicherheit, hat aber auch eine wirtschaftliche Komponente“, so Michael Kabiersch, Geschäftsführer der Sana Kliniken Berlin-Brandenburg und Direktor des Sana Klinikums Lichtenberg. „Denn es sorgt auch dafür, dass wir die in unseren Ambulanzen verwendeten Medikamente – ohne aufwändige Korrekturschleifen – gegenüber den Kostenfragen korrekt abrechnen können.“
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