Seit heute Morgen macht das E-Rezept in den Apotheken Probleme. Scheinbar sind mehrere Krankenkassen betroffen sowie verschiedene Bundesländer. Ärgernis für die Apotheken ist neben der Störung selbst auch die Informationskette über die Gematik.
Seit der Apothekenöffnung um 8 Uhr kommt es zu Störungen, um 9 Uhr hat die Gematik selbst gemeldet, dass beim Einlösen über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) Fehler auftreten können. Man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung, solange sollen sich Apotheken und Patient:innen mit dem Papierausdruck oder der App behelfen. Die Realität: Meistens müssen die Kund:innen weggeschickt und auf später vertröstet werden.
Laut Aktualisierung von 10.30 Uhr heißt es nun, dass „hauptsächlich Versicherte der AOK Sachsen-Anhalt, AOK Niedersachsen, AOK Bremen/Bremerhaven & AOK Nordwest“ betroffen seien.
Doch auch im baden-württembergischen Ellwangen streikt die Technik. In der Adler-Apotheke von Dr. Richard Krombholz geht seit dem Start um 8 Uhr nichts mehr. Er habe schnell ausmachen können, dass das Problem weder an den Apotheken noch an den Arztpraxen liege, dem Vernehmen nach habe es bei der Gematik in der Nacht ein Software-Update gegeben, dass nun für die Störungen sorge.
Über die Empfehlung der Gematik, es dann über den Ausdruck zu versuchen, ärgert er sich: „Das ist nicht sonderlich digital, wann dann doch wieder ausgedruckt werden muss.“ Bei etwa fünf E-Rezepten habe es schon in den ersten zwei Stunden des Tages Probleme gegeben. Die Kund:innen musste er erst einmal wegschicken, sie sollen später wiederkommen. Ob es dann aber funktioniert, kann keiner sagen. Und diesen Informationsfluss findet Krombholz fast noch schlimmer als die Störung selbst.
„Wir Apotheken stehen immer am Ende der Kette und werden als Letzte informiert. Die Informationskette ist unterirdisch schlecht.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass das so ab Januar wirklich laufen könne. Dass es mal zu Störungen komme, sei abzusehen und normal, aber der gesamte Informationsfluss müsse einfach besser werden. Auch den Patient:innen gegenüber: „Die Leute denken immer, die Daten sind auf ihrer Karte gespeichert und es muss unsere Technik sein, die spinnt. Wir sind immer an allem schuld – diese Diskussionen halten auf.“
Auch in der Rathaus-Apotheke im hessischen Eppstein kam es heute Morgen schon zu Fehlermeldungen beim Einlösen über die eGK. Per Ausdruck habe jedoch alles funktioniert. „Fehler beim Abruf der Rezepte“, diese Meldung kam auch in der Kurapotheke in Bad Suderode (Sachsen-Anhalt) heute schon häufiger vor. Die eGK könne eingelesen werden und dann komme die Fehlermeldung, berichtet Inhaber Hagen Schmidt. „Das ist eine Katastrophe. Wir können nichts machen.“ Ebenso wie Apotheker Krombholz nutzt er die ADG-App und hat so zumindest gesehen, dass das Problem offenbar nicht an der eigenen Technik liegt.
Zehn Kunden musste er bis kurz nach 10 Uhr bereits wegschicken. Mit einem Ausdruck kam heute noch niemand – und per App habe sowieso noch nie ein:e Kund:in versucht, das E-Rezept einzulösen. Eine Ärztin in seiner Gegend weigere sich auch, die 2D-Codes auszustellen. Das ganze System holpert aus seiner Sicht noch, zumal das E-Rezept bisher mehr Aufwand und Zeit kostet. Das Abscannen des bisherigen Papierrezepts gehe – bisher noch – einfach schneller.
Keine Probleme scheint das Einlösen per eGK bisher in Brandenburg zu machen; zumindest in der Brandenburger Raths-Apotheke und in der Käthe-Kollwitz-Apotheke im Ärztehaus in Blankenfelde-Mahlow kurz vor Berlin läuft bisher alles, wie es soll. Apotheker Volker Thomas aus Blankenfelde-Mahlow hat heute bereits einige Rezepte eingelöst. Ganz reibungslos funktioniere das E-Rezept bundesweit noch nicht, für seine Apotheke kann er aber bisher ein gutes Resümee ziehen.
Lediglich an der Arzt-Patient-Apotheken-Kommunikation hapert es noch: „Die Leute sehen nicht durch, denken, das Rezept würde vom Arzt in die Apotheke geschickt werden und sei auf der Karte abgespeichert.“ Hier sei immer wieder noch Aufklärungsarbeit nötig. Auch die Tatsache, dass das E-Rezept oft nicht direkt signiert wird, hält immer wieder auf. Die Kunden verlassen dann die Praxis, in dem Glauben, alles sei erledigt. Oftmals dauert es dann aber locker eine halbe Stunde, ehe die Arztsignatur da ist.
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