Der private Thüringer PVS-Anbieter Zollsoft muss die Übermittlungs- und Einlösefunktion von E-Rezepten seiner App „Arzt-Direkt“ einstellen. Ärzte, die über die Praxissoftware Tomedo verfügen, können somit keine Token mehr an die Patienten-App weiterleiten.
Auf der Website von Zollsoft heißt es: „Nach rechtlicher Prüfung eines Schreiben des Bundesministeriums für Gesundheit mit Verweis auf das neue Digitalgesetz müssen wir die Übermittlung und Einlösung von E-Rezepten in der Arzt-Direkt Patienten-App kurzfristig komplett einstellen.“ Somit können Praxen ab sofort keine E-Rezept-Token von der Praxissoftware Tomedo an die App übermitteln.
Im selben Zug wird die Weiterleitung des Tokens an Apotheken via „Med-theke“ ebenfalls vollständig eingestellt. „Leider sind uns hierbei absolut die Hände gebunden und wir haben keine andere Wahl“, heißt es abschließend auf der Website.
Grundsätzlich ist die Übermittlung von Zugangsdaten zu E-Rezepten außerhalb der Telematikinfrastruktur (TI) untersagt. Mit dem DigiG werden einige Ausnahmefälle geregelt, etwa wenn es um Genehmigungsverfahren durch die Kassen geht, die hilfsweise Belieferung durch Krankenhausapotheken oder die Kommunikation unter Filialapotheken. Und auch Plattformen bekommen nun doch noch einen Fuß in die Tür – allerdings nur dann, wenn sie ausnahmlos alle Apotheken diskriminierungsfrei listen.
Bislang war es möglich, E-Rezepte von Praxen, die die Software von Zollsoft verwenden, digital auf die dazu passende App des Herstellers zu übertragen. Hier hatte der Kunde zwei Möglichkeiten: Entweder konnte das Rezept in der Apotheke vor Ort eingelöst oder über einen Versender bestellt werden.
Wurde „vor Ort einlösen“ ausgewählt, wurde der E-Rezept-Token angezeigt und konnte in der Apotheke eingescannt werden. Als erster Menüpunkt wurde allerdings „online einlösen“ angeführt. Hier leitete Zollsoft den Anwendenden zu einer Auswahl an Apotheken weiter. Um dort überhaupt zu erscheinen, mussten Apotheken sich bei der Zollsoft-eigenen Plattform „Med-theke“ registrieren – und wurden dafür nach dem kostenlosen Empfang von 50 E-Rezepten ordentlich zur Kasse gebeten: 149 Euro zahlten Apotheken monatlich für den Service.
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