Der zweite Tag, an dem Apotheken digitale Impfzertifikate ausstellen können, neigt sich dem Ende. Perfekt läuft es bei Weitem noch nicht, die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) sieht die Aktion aber bereits jetzt als Erfolg, genauer: als bestandene Feuertaufe für die Telematikinfrastruktur (TI) in den Apotheken. Die Impfzertifikate würden zeigen, dass die Apotheke „auf die Herausforderungen der Digitalisierung bereits sehr gut vorbereitet“ ist, so Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann.
Es ruckelt und hakt streckenweise bei der Ausstellung der digitalen Impfzertifikate, doch bisher liegt es hauptsächlich am DAV-Portal – zumindest nicht an der TI, die bis auf die Notwendigkeit, die eigenen Zugangsdaten zur Anmeldung in das Portal anzugeben, auch gar nicht Teil der technischen Infrastruktur für die Impfzertifikate ist. Die AKNR sieht die Zertifikate dennoch als Bestätigung: „Ihre Feuertaufe hat die neue Technik, mancher Unkenrufe zum Trotz, bei der Ausstellung digitaler Impfzertifikate in vielen Apotheken im Kammerbezirk mit Bravour bestanden.“
Zwar stimme es, dass es am Montag zu einem ruckeligen Start gekommen sei – dass sei bei einer solchen Neuerung aber praktisch abzusehen gewesen. „Deshalb hatten Kammern und Verbände in NRW ja auch vorab an die Menschen appelliert, nicht gleich am Montag die Apotheken zu stürmen“, so Hoffmann. Erneut müssten Apotheken im Zuge der Pandemiebewältigung neben ihrer Hauptaufgabe der Arzneimittelversorgung eine neue Aufgabe sehr kurzfristig übernehmen. „Gerade in Bezug auf das digitale Impfzertifikat weisen wir daraufhin, dass der analoge gelbe Impfausweis weiterhin seine Gültigkeit behält“, hatten die Apothekerverbände und -kammern in NRW vergangene Woche in einer gemeinsamen Mitteilung erklärt.
Zuletzt habe es einen vergleichbaren Ansturm bei den Gratis-FFP2-Masken im Dezember 2020 gegeben. „Die Apotheken haben unglaublich viel geleistet – und Millionen von Menschen mit kostenlosen Masken versorgt.“ Nun sei erstmals das digitale Gesundheitsnetzwerk gefordert gewesen – und das, obwohl die gelben Impfpässe genauso gültig sind wie der QR-Code auf dem Handy. „Insofern haben alle Beteiligten aus dieser Erfahrung wertvolle Erkenntnisse gewinnen können, die den Start des E-Rezepts erleichtern werden.“
Eine dieser Lehren zieht die Kammer aus der Tatsache, dass der Server des DAV-Portals vor allem am Montagmorgen hoffnungslos überlastet schien: „Wir alle haben daraus gelernt, dass gerade in Start- und Umstellungsphasen Serverkapazitäten praktisch gar nicht groß genug dimensioniert sein können.“
Eine weitere Erfolgsmeldung für die Kammer ist die in ihrem Bezirk besonders hohe Abdeckung des TI-Anschlusses der Apotheken – nach eigener Darstellung vor allem wegen der anstehenden bundesweiten Einführung des E-Rezepts. Die guten Quoten habe die Kammer vor allem erreicht, weil eigentlich im Juli die Testphase für das neue E-Rezept bundesweit hätte starten sollen. „Nun wird nur in einzelnen Bundesländern getestet und NRW ist nicht dabei.“ Damit widerspricht die Kammer Gematik und Abda, die im Anschluss an das Bekanntwerden der eingeschränkten Einführung beteuerten, es sei stets so geplant und für alle Involvierten offensichtlich gewesen, dass der Start vorerst nur in einer Fokusregion erfolgt.
„Umso erfreuter waren wir, dass der elektronische Heilberufsausweis und die SMC-B nun für die Anbindung der Apotheken an die Server des Robert Koch-Instituts genutzt werden konnten“, sagt Hoffman. Bis heute habe die Kammer mehr als 1762 Heilberufsausweise für ihre Mitglieder ausgestellt „und damit die technische Voraussetzung geschaffen, um sich in der digitalen Welt zu legitimieren“. 2014 der mehr als 2100 öffentlichen Apotheken im Bezirk der AKNR verfügen demnach auch bereits über die Secure Modul Card für Betriebsstätten (SMC- B), die ebenfalls nötig ist, um authentifiziert und sicher kommunizieren zu können.
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