Nachdem es im März drei Wochen lang zu Problemen bei Medisign gekommen war, wurde der Vertrauensdiensteanbieter auf den Prüfstand gestellt. Das Tochterunternehmen von Apobank und DGN (Deutsches Gesundheitsnetz Service) erklärte schließlich, dass gerade zum Wochenstart „anormale Abfragen an unsere Systeme gestellt“ würden. Schließlich konnte das Problem behoben werden. Doch seit dem 15. April gibt es erneut Störungen. Der neuerliche Ärger bleibt nicht aus, die Apotheken sind genauso sauer wie die Arztpraxen. Auch die Allgemeinmedizinerin Dr. Laura Dalhaus ist genervt und fordert das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf zu handeln.
Seit mehr als einer Woche steht eine erneute Fehlermeldung der Medisign im Raum. Offizielle Entwarnung gibt es noch nicht. Auch wenn sich die Lage bei Medisign dem Vernehmen nach deutlich entspannt hat, will die Gematik noch abwarten, ob sich nicht doch noch Fehler zeigen. Durch den vergangenen Montag – erfahrungsgemäß lauern hier die größten Probleme – sei man jedenfalls sehr gut durchgekommen – „besser als erwartet“, heißt es. Als Grund für die Störung sei der KIM-Dienst bei den Praxen ausgemacht.
Dalhaus ist Hausärztin in einer Gemeinschaftspraxis in Nordrhein-Westfalen, kurz vor der Grenze zu den Niederlanden. „Wir sind hier fünf Ärzte und Ärztinnen und haben uns bewusst von Anfang an entschieden, unsere HBA nicht alle vom gleichen Anbieter zu nutzen“, erzählt sie. Somit sei teils Medisign, teils D-Trust im Einsatz. Sie selbst hat einen Vertrag mit Medisign und ärgert sich über das Geschäftsgebaren. Und sie fragt sich – wie auch viele Apothekeninhaber:innen – wer eigentlich für die Schäden durch die Ausfälle aufkommt.
„Seit Wochen ist Medisign ‚bemüht‘, täglich fällt die Tl aus, auch heute geht nix. Dafür habe ich aber eine Rechnung von Medisgn bekommen für meinen Arztausweis: Welche Leistung stellt Medisign hier eigentlich in Rechnung?“, fragte sie Ende letzter Woche via LinkedIn. An den Bundestagsabgeordneten und Digitalexperten der SPD, Matthias Mieves, und das BMG gewandt, schreibt sie: „Es reicht! Mehr Dilettantismus geht nicht!“ Dafür bekam sie großen Zuspruch. „Wenn ich als Ärztin diese Performance abliefern würde, sterben Menschen und ich wäre zu Recht meine Zulassung los“, beendet sie ihren Post.
Die Ärztin, die auch berufspolitisch aktiv ist, war von Anfang an beim E-Rezept dabei. Die Umsetzung lasse aber bei einigen Akteuren am Markt deutlich zu wünschen übrig. Bei den Anbietern der elektronischen Heilberufsausweise (eHBA) und der Institutionskarten Security Module Card Typ B (SMC-B) bemängelt sie auch die veraltete Hardware, die dem Ganzen zugrunde liegt, und das Abo-Modell, das hier jährlich für eine hohe Gebühr sorge.
„Und dabei gibt es keine Gewähr für die Leistung. Es gibt lediglich eine Hardware-Garantie für diese Plastikkarte“, empört sie sich. Einen Zugang für die TI sichern die Anbieter aber nicht zu. „Das ist ein Fass ohne Boden!“ Dabei sei jeder Arzt und jede Ärztin selbst Vertragspartner – „da könnte jeder Ansprüche geltend machen, aber dafür fehlt die Zeit“.
Im Speziellen ist sie genervt von Medisign. „Das war von Anfang an ein Chaoten-Laden.“ So sei anfänglich eine komplett falsche Telefonnummer angegeben gewesen – „das ist Dilettantismus pur“. Bauchschmerzen bereite ihr zudem die Gesamtgemengelage derzeit: „Sämtliche IT-Dienstleister haben die Medizin als Markt entdeckt. Das ist hochnotpeinlich.“
So sei ihr ebenfalls die Rosinenpickerei der Versandapotheken ein Dorn im Auge, genauso wie Anbieter von Videosprechstunden wie Teleclinic, mittlerweile eine Tochterfirma von DocMorris. Dadurch würden bewährte Versorgungsstrukturen vor Ort untergraben.
Medisign äußert sich bisher nicht offiziell zu den aktuellen Störungsmeldungen.
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