20.000 E-Rezepte eingelöst – Ärger mit den Ärzten Alexander Müller, 24.05.2022 10:02 Uhr
Das E-Rezept hat die nächste Schwelle übersprungen: Laut dem Dashboard der Gematik wurden in der erweiterten Testphase jetzt mehr als 20.000 E-Rezepte eingelöst. Zwei Drittel des Weges zur nächsten Zielmarke der Gesellschafter der Gematik sind damit erreicht. Es bleibt aber das Problem, dass zu wenige Praxen teilnehmen.
Laut dem TI-Dashboard wurden Stand heute genau 20.408 E-Rezepte eingelöst. Das sind 427 mehr als gestern und 5721 mehr als vor einer Woche, wobei die Kurve allein von Freitag auf Samstag einen rätselhaften Sprung um 1764 E-Rezepte gemacht hat. Die Gematik aktualisiert ihre Statistik immer um kurz nach Mitternacht.
Die Aufzeichnung der Gematik beginnt am 23. November 2021 mit 130 E-Rezepten. Die ursprünglich geplante verpflichtende Einführung zum Jahreswechsel wurde noch kurz vor Weihnachten abgesagt. Ende März verständigten sich die Gesellschafter der Gematik darauf, zunächst 30.000 E-Rezepte zu testen, bevor weitere Schritte für einen bundesweiten Roll-out beschlossen werden sollen. Die ersten 10.000 E-Rezepte waren ab 20. April eingelöst, binnen gut eines Monats wurde diese Zahl nun verdoppelt.
Zu wenige Praxen beteiligt
Allerdings sind es vergleichsweise wenige Praxen, die bisher überhaupt Erfahrungen mit dem E-Rezept gemacht haben. Und der Großteil aller elektronischen Rezepten wird von einigen wenigen ausgestellt, die ihre Prozesse schon weitgehend umgestellt haben. Selbst 30.000 Rezepte sind daher keine besonders relevante Größe. Zudem Vergleich: So viele Rezepte stellen Ärzt:innen durchschnittlich in einer halben Stunde aus. Dabei ist noch zu beachten, dass einzelne Verordnungszeilen auf einem Muster-16-Rezept jeweils einem eigenen E-Rezept entsprechen.
Ende des Monats wollen die Gesellschafter der Gematik einen neuen Fahrplan für die flächendeckende Einführung vereinbaren. Für Wirbel hat eine Beschlussvorlage der Gematik gesorgt, wonach das E-Rezept im September in zwei Bundesländern verpflichtend eingeführt werden soll. Dagegen haben sich insbesondere die beiden betroffenen Kassenärztlichen Vereinigungen Bayern und Schleswig-Holstein gewehrt.
Resolution der KBV
Gestern hat zudem die Vertreterversammlung der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in einer Resolution betont, dass Modellregionen nur in freiwilliger Vereinbarung mit den Regionen selbst festgelegt werden könnten. Außerdem fordern die Ärzt:innen Anreize für Praxen, die Digitalisierungsprojekte wie das E-Rezept erproben. Nach der harschen Kritik der KBV am Vorgehen der Gematik könnte es bei der Gesellschafterversammlung kommende Woche ungemütlich werden.