Viele Apotheken fahren ihr Angebot an kostenlosen Bürgertests angesichts der sinkenden Nachfrage zurück. Bei manchen spielen auch die geringere Vergütung und die neuen Dokumentationspflichten eine Rolle. Es gibt aber auch Kollegen, die weiter Tests anbieten und die neuen Regeln begrüßen und ganz bewusst die Stellung halten.
Apotheker Robert Herold führte in Höchstzeiten 500 Tests pro Tag durch. Der Inhaber der Central-Apotheke Falkenstein hält weiter an dem Angebot fest. „Wir machen weiter wie gehabt“, sagt er. Die Corona-Tests seien wichtig, um in „drei Monaten einen neuen Blindflug“ zu vermeiden. Er wolle keine „vierte Welle“ heraufbeschwören und könne den Begriff nicht leiden. Aber: „Ich bin da sehr kritisch. Wir hatten die vergangenen zwei Wochen keinen Positiv-Fall und in den vergangenen zwei Tagen plötzlich drei. Das gibt zu denken.“
Das Testcenter der Central-Apotheke bleibt weiter geöffnet. „Ich will die Tests wegen der Ansteckungsgefahr nicht in die Apotheke verlegen“, so Herold. Die neuen Dokumentationspflichten hält er für sinnvoll. „Ich finde das gut.“ Dadurch seien „kriminelle Spielereien“ nicht mehr so einfach. Insgesamt gäben die Regelungen mehr Sicherheit. Auch die Ausstellung der Impfzertifikate könnte aus Sicht von Herold optimiert werden. „Ich wünsche mir auch dabei mehr Kontrollen etwa die Eingabe der Chargennummern.“
Manche Vorgaben seien jedoch nicht praxistauglich: „Ob wir die Daten der Bürger so lange aufbewahren müssen, halte ich für übertrieben.“ Die Ausweispflicht mit Lichtbild für Kinder sei jedoch „unpraktikabel“. „Ich weiß nicht, was das soll. In der Regel kommen doch sowieso die Eltern mit.“ Er lasse von den Erziehungsberechtigten eine Einverständniserklärung unterzeichnen. Kinder werde er nicht wegschicken, nur weil sie keinen Ausweis dabeihätten.
Die sinkende Vergütung – sowohl für Bürgertestungen, als auch für die Ausstellung der Zertifikate ab dem 8. Juli, nimmt Herold hin. Natürlich habe er sich über die Vergütung gefreut, räumt er ein. Das Angebot wegen der Absenkung zu reduzieren, hält er aber für das falsche Signal. „Wollen wir denn als Apotheker nur noch arbeiten, wenn der Rubel rollt?“ Der Einstieg in die Telematik sei gemacht, und nun müsse die Apothekerschaft weiter nach vorne schauen. „Wichtig ist, dass wir uns auf unsere Kernaufgabe, die Patientenversorgung konzentrieren. Eine gute Lösung für unsere Patienten muss her.“
Auch in anderen Orten gibt es Veränderungen beim Testangebot. In Tauberbischofsheim etwa schließt das kommunale Testzentrum, bei dem sich zwei Apotheken mit eingebracht haben. Eine davon ist die Apotheke im Ärztehaus von Uta Kappes. Die Inhaberin will jedoch weiter in ihrem Beratungszimmer Bürgertestungen anbieten. Angesichts der sinkenden Nachfrage rechne sie mit etwa zehn Tests pro Tag. Mit dem Gesundheitsamt sei alles abgesprochen. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, warnt sie. Natürlich spiele die kaufmännische Seite eine Rolle. Gewinn werfe das Angebot nicht ab. „Die Vergütung ist mau. Mir ist wichtig, dass ich nicht draufzahlen muss.“ Die Bürgertestungen würden nicht den ganzen Tag, sondern voraussichtlich eine Stunde lang angeboten. Dann sei es personell stemmbar. Andere Apotheken pausieren mit den Tests und halten aber an den Räumen fest, für den Fall, dass die Nachfrage steigen wird.
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