Wöchentliche Corona-Tests für Klinikpersonal dpa/ APOTHEKE ADHOC, 19.05.2020 15:03 Uhr
Kliniken fordern häufigere Corona-Tests von Ärzten und Pflegern, am besten wöchentliche. Um auch frühe Infektionen feststellen zu können, müsste mittels PCR-Methode getestet werden. Mitarbeiter von Krankenhäusern, insbesondere diejenigen, die Patientenkontakt haben, seien überdurchschnitllich oft von Infektionen betroffen.
Die Krankenhäuser sprechen sich in der Corona-Krise für regelmäßige generelle Tests für Mitarbeiter des Gesundheitswesens aus. „Die Testung der Beschäftigten in Kliniken und Pflegeheimen hat eine zentrale systemrelevante Bedeutung in dieser Phase der Bekämpfung des Virus. Da sollten die Kosten des Tests kein Hemmnis sein“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum. „Einmal wöchentlich sollte das Klinikpersonal getestet werden.“ Die Kosten für diese Tests müssten auch gegenfinanziert werden.
Die Charité in Berlin befürwortet groß angelegte Tests beim Personal – von den knapp 19.000 Beschäftigten hat das Krankenhaus 12.000 Mitarbeiter testen lassen. Die Ergebnisse seien laut Professor Dr. Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité überraschend gewesen: „Bei den Tests mittels PCR-Methode lag die Positivrate bei unter 0,5 Prozent. Bei den Antikörpertests immer noch unter 2 Prozent.“ Erste Ergebnisse zeigen, dass sich innerhalb des Gesundheitswesens mehr Personen als in anderen Branchen infizieren, folglich hatte die Charité mit höheren Infektionsraten gerechnet. „Ein Warten auf eine natürliche Immunisierung können wir uns nicht leisten“, teilte Kroemer in der heutigen Pressekonferenz des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit. Die Entwicklung eines Impfstoffes sei extrem wichtig. Durch den Aufbau des Forschungsnetzwerks deutscher Universitätskliniken sollen Forschungsstandpunkte und Prozesse innerhalb der Behandlung von Covid-Patienten kommuniziert und optimiert werden.
Mitarbeiter von Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen in Deutschland sind Recherchen der Süddeutschen Zeitung zufolge überdurchschnittlich häufig von einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus betroffen. Insgesamt hätten sich bisher rund 20.000 Mitarbeiter aus diesen Bereichen eine Infektion mit dem Virus zugezogen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI). Das entspreche etwa 11 Prozent aller Infizierten. Mindestens 894 Menschen aus dem Gesundheitssektor mussten demnach stationär behandelt werden, mindestens 60 seien infolge der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Auf das Virus getestet werde das Personal aber nur punktuell, hieß es weiter. Das RKI habe auf Anfrage der Zeitung eingeräumt, es sei dem Institut nicht bekannt, wie umfassend in den Einrichtungen getestet werde.
Wissenschaftler des RKI wollen überdies herausfinden, wie viele Menschen bereits Antikörper gegen das Virus gebildet haben. Außerdem erhoffen sie sich Erkenntnisse über den Anteil der Infektionen ohne Symptome, welche Menschen häufiger betroffen sind und wie oft eine Erkrankung so schwer verläuft, dass Betroffene ins Krankenhaus müssen. Ziel ist laut RKI auch, Faktoren zu ermitteln, die eine Ausbreitung vorantreiben oder hemmen.
Ein in der vergangenen Woche beschlossenes Gesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht eine Ausweitung von Tests vor. Sie sollen auch unabhängig von Symptomen auf Kassenkosten ermöglicht werden. Ausdrücklich mehr getestet werden soll auch im Umfeld besonders gefährdeter Menschen, zum Beispiel in Pflegeheimen.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach Daten des RKI mehr als 20.400 Mitarbeiter von Kranken- und Pflegeeinrichtungen mit dem Virus infiziert. Davon sind demnach mittlerweile geschätzte 19.100 Menschen wieder genesen.