Wird Sars-CoV-2 länger ausgeschieden als gedacht? APOTHEKE ADHOC, 13.11.2020 12:32 Uhr
Berichten zufolge wurden in der Vergangenheit einige Patienten nach einer symptomfreien und nachweisfreien Phase erneut positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Möglicherweise scheiden Patienten das Virus länger aus als bisher angenommen. Mehrere Studien beschreiben das Phänomen.
Zweitinfektionen mit Sars-CoV-2 gelangen immer wieder mal in den Fokus. Zu Beginn der Pandemie war es in China häufiger zu erneut positiven Ergebnissen gekommen. Allem Anschein zufolge waren die Betroffenen jedoch nicht infektiös. Zweitinfektionen hätten demnach keinen Einfluss auf das Pandemiegeschehen und dessen Vorantreiben, hieß es damals.
Später wurde auch in den USA, in Südkorea und in anderen Ländern von Zweitinfektionen berichtet. Eine Studie aus Italien zeigt nun ebenfalls, dass einige Patienten – die bereits als genesen galten – erneut positiv getestet wurden. Laut der im „American Journal of Preventive Medicine“ veröffentlichten Analyse kommt dies bei immerhin rund 17 Prozent der Patienten vor.
Folgen von Covid-19 lange spürbar
In Rom zeigt eine Untersuchung, dass einige Covid-Erkrankte noch lange Zeit nach einem negativen Testergebnis unter den Folgen der Erkrankung leiden: Nach der Entlassung aus der Klinik war die Quarantäne aufgrund erfüllter WHO-Kriterien beendet worden. Zwei negative Testergebnisse im Abstand von 24 Stunden bestätigten die überstandene Infektion in den Monaten April und Mai. Im Juli litten besagte Patienten allerdings noch immer unter den Folgen von Covid-19: Viele klagten über massive Abgeschlagenheit und Atemnot. Nach im Mittel 60 Tagen von Beginn der ersten Symptome an seien nur 12,6 Prozent der Patienten wieder völlig beschwerdefrei gewesen.
Bei den Betroffenen der Zweitinfektion sei es nach etwa 50 Tagen erneut zu positiven PCR-Tests gekommen. Die Infektion äußerte sich bei ihnen vor allem durch leichten Schnupfen und eine Halsentzündung. Unklar ist jedoch weiterhin, ob die nachgewiesene RNA von intakten Viren stammt und damit infektiös ist oder nicht. Laut der Veröffentlichung sei es im direkten Umfeld der Betroffenen nicht zu Ansteckungen gekommen. Einige hatten sich jedoch vorsorglich erneut in Quarantäne begeben.
Zwei Virusgenome als Ursache?
Kürzlich berichteten Mediziner im Fachjournal „Lancet Infectious Diseases“ ebenfalls über Zweitinfektionen – jedoch mit einem wesentlich schwereren Verlauf: Ein junger Mann innerhalb von 48 Tagen ein zweites Mal an Covid-19 erkrankt. Es kam zu Atemnot, welche eine Sauerstofftherapie notwendig machte. Mittlerweile soll sich der Patient wieder erholt haben. Eine Immunschwäche konnte bei ihm nicht nachgewiesen werden.
Ein Forscherteam der Reno School of Medicine vermutet, dass unterschiedliche Virusgenome für die erneute Infektion verantwortlich sind: Ein Vergleich zeigt, dass der Patient sich vermutlich mit unterschiedlichen Viren des gleichen Stammes infiziert hatte. Die Abweichungen zwischen den Genomen seien jedoch zu groß für die Begründung, dass das Virus der Zweitinfektion sich durch eine Spontanmutation aus dem der ersten Covid-Erkrankung entwickelt habe. Auch eine latente Infektion könne durch die beiden zwischenzeitlich negativen Tests ausgeschlossen werden.