Gegen Covid-19

Wie wirkt sich Vitamin C auf den Zytokinsturm aus?

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Berlin -

Bislang ist – außer Remdesivir (Gilead) – keine Therapie für Covid-19 zugelassen. Bei schweren Verläufen werden die meisten Medikamente im Off-Label-Use eingesetzt. Stoffe wie Dexamethason scheinen die Mortalität zu senken. Erste Studien zeigen nun, dass auch hochdosierte Vitamin-C-Infusionen einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf haben könnten. Unter anderem halten sie den gefürchteten Zytokinsturm in Grenzen.

Zahlreichen Berichten zufolge geht eine Covid-19-Infektion mit einem sogenannten Zytokinsturm einher: Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems; die erhöhte Bildung von entzündungsrelevanten Zytokinen führt zu einer systemischen Entzündungsreaktion. Dadurch kann es bei Covid-19 zu schweren und zum Teil lebensbedrohlichen Atemwegs-Komplikationen kommen. Außerdem scheinen erhöhte Spiegel an Interleukin-6 (IL-6) mit der Schwere der Erkrankung in Zusammenhang zu stehen. Die Behandlung des Zytokinsturms und ein Angriff an IL-6 könnte damit ein wichtiger Therapiebestandteil für schwere Covid-19-Fälle sein.

Zytokine werden immer dann freigesetzt, wenn pathogene Keime und andere entzündungsauslösende Fremdstoffe in den Organismus eindringen. Das Antigen führt im Körper zu einer Kaskade an Reaktionen. Über intrazelluläre redox-sensitive Signalwege kommt es zur Ausschüttung von Zytokinen. Neben Schmerzen und Ödemen lösen diese Stoffe weitere Aktivierungen und Infiltrationen von Entzündungszellen aus. Zytokine gehören zu den Proteinen. Sie dienen der Signalübertragung zwischen Zellen und beeinflussen ihre Proliferation und Differenzierung.

Aufgaben der Zytokine sind vielfältig

Zytokine sind in aktivierten Immunzellen wie Abwehrzellen und Allergiezellen sowie in anderen Zellen vorhanden. Somit befinden sich diese Proteine in Endothelzellen, Fibroblasten und Epithelzellen. Zytokine werden auch als Netzwerker der interzellulären Kommunikation, der infektionsbedingten Immunreaktion und von Entzündungsreaktionen bezeichnet. Man unterscheidet unter anderem folgende Gruppen: Interleukine, Interferone, Tumornekrosefaktoren sowie koloniestimulierende Faktoren. Zu den Bildungsorten der Zytokine gehören die B- und T-Lyphozyten sowie die Makrophagen. In ihren Funktionen unterscheiden sie sich, grob lassen sie sich in hemmende und aktivierende Zytokine einteilen: So wirkt IL-1 beispielsweise proinflammatorisch und aktiviert weitere Zytokine. Zusätzlich wird die Gerinnungskaskade aktiviert. Andere Zytokine wie das Interferon IFNα wirken antiviral und pyrogen. Zusätzlich hemmt das Protein die T-Zell-Proliferation.

Vitamin C rückt bei antiinflammatorischen Therapieansätzen immer wieder in den Fokus – immerhin stärkt es das Immunsystem. Hoch dosiertes Vitamin C entfaltet prooxidative Wirkungen und beeinflusst epigenetische Prozesse. Eine Wirkung hoher Dosen bei Krebserkrankungen wurde bereits diskutiert und zum Teil untersucht. Auch eine Wirkung auf Covid-19 wird vermutet – aktuell laufen mehrere Studien mit dem Wirkstoff.

Zytokinmodulation durch Vitamin C

Vitamin C kann laut einer Fallstudie in die Zytokinmodulation eingreifen. In der Studie wurden 7,5 g Vitamin C intravenös verabreicht. Die Synthese der Zytokine wurde beinflusst. Vitamin C kann aber zahlreiche weitere Einflüsse auf das Immunsystem nehmen: So supprimiert es Zellschädigungen und fördert die allgemeine Immunfunktion. Ascorbinsäure kann auch Proteine und Lipide vor Sauerstoffradikalen schützen. Diese Art der Radikale ensteht bei Infektionen, Erkältungen und Stress. Das Vitamin erhöht die Lebensdauer von Immunzellen und reduziert infektionsbedingte Zellschädigung.

Verhindert Ascorbinsäure die Zytokin-Ausschüttung, so werden Lunge und Gefäße weniger geschädigt. Unter einem Zytokinsturm kann die entstehende Endotheliitis zu einem Multi-Organversagen führen. Für die Therapie solcher Covid-Patienten bedeutet dies, dass neben der Unterdrückung der Virusreplikation vor allem auch eine Stabilisierung des Endothels im Vordergrund stehen müsste. Dieser Zustand könnte durch ausreichend hochdosierte Vitamin-C-Infusionen erzielt werden. Bei geringeren Mengen scheint der Therapieeffekt auszubleiben.

Die Befürworter dieser Therapie betonen immer wieder, dass Vitamin C unterschätzt wird. Auch der Hersteller Pascoe bietet immer wieder Fortbildungen und Informationsveranstaltungen zum Thema Vitamin C an. Die Auswirkungen des Vitamins auf den Körper sind vielfacher als die meisten annehmen. Es fördert die Antikörperproduktion und erhöht die Blutspiegel des C3 Komplements. Somit wird die Interferonproduktion stimuliert und gesteigert. In der Folge steigt die virale Infektabwehr. Auch die Lymphozytenreifung und -proliferation wird angeregt. Vitamin C steigert die Chemotaxis von Neutrophilen, Eosinophilen und Monozyten. Das Bindegewebe wird durch Proteasen vor dem Abbau geschützt, indem es die Freisetzung von HOCl aus neutrophilen Granulozyten reduziert.

Vitamin C kann zudem dazu beitragen, dass das Virus nicht an der Wirtszelle binden kann. Um in die Zelle einzudringen muss das Spike-protein zunächst von der Protease Furin gespalten werden. Nachfolgend kann das Virus ACE2 binden. Die Bildung von Furin wird durch den Transkriptionsfaktors HIF (Hypoxie-induzierter-Faktor) induziert. HIF liegt vor allem bei hohem oxidativem Stress vor. Normalerweise erfolgt der Abbau enzymatisch unter Einbeziehung von Vitamin C. Bei Mangelzuständen kommt es somit zu einer überschießenden Bildung von Furin – das Virus kann erleichtert in die Zelle eindringen. Vitamin-C-Infusionen mit geeigneten Präparaten, wie beispielsweise Pascorbin (Pacsoe) mit 7,5 g pro 50 ml, können Mangelzuständen entgegenwirken.

Auch wichtig zu wissen: Der extrazelluläre und intrazelluläre Vitamin-C-Wert kann sich stark unterscheiden. Beim Arzt kann eine geeignete Blutentnahme angefordert werden. Diese spezielle Leistung wird nicht von den Krankenkassen übernommen. Die vom Patienten selbst zu tragenden Kosten belaufen sich auf knapp 21 Euro. Am besten wird das Blut direkt in einem Labor abgenommen, sodass es direkt eingefroren werden kann. Mediziner empfehlen zur genauen Analyse eine Einsendung von Lithium-Heparin-Blut.

 

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