Die Impfung gegen Sars-CoV-2 gewinnt aufgrund der steigenden Inzidenzen und laufenden Booster-Impfungen nochmals an Bedeutung. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat eine Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben, um die Gründe derjenigen zu hinterfragen, die sich bisher gegen eine Impfung entschieden haben. Sie zeigt, dass die Argumente vielfältig sind und es verschiedene Gruppierungen gibt. Nicht alle sind dabei grundsätzlich gegen eine Impfung. Vor allem die Zulassung klassischer Impfstoffe könnte die Impfbereitschaft erhöhen – weitere Einschränkungen könnten demnach allerdings das Gegenteil bewirken.
Die Forsa-Umfrage wurde vom BMG in Auftrag gegeben, um mögliche Impfhindernisse und Gründe für die Entscheidung gegen eine Corona-Schutzimpfung zu identifizieren. Außerdem sollte ermittelt werden, welche Wirkung konkrete Maßnahmen auf die künftige Impfentscheidung haben können. Die Umfrage wurde online zwischen Ende September und Mitte Oktober durchgeführt. Insgesamt wurden mehr als 3000 Ungeimpfte in Deutschland befragt.
Bei der Umfrage zeigte sich zunächst, dass es innerhalb der Gruppe der Ungeimpften verschiedene Typen gibt. Im Rahmen der Analyse der Ergebnisse wurde dann auch zwischen den einzelnen Typen unterschieden. Allerdings seien die Gruppen nicht immer klar voneinander abzugrenzen, da es häufig Überschneidungen gibt.
Anschließend wurden den Befragten mögliche Gründe genannt. Sie sollten angeben, inwieweit diese auf sie selbst zutreffen. Zur Auswahl standen fünf Abstufungen von „voll und ganz“ bis „gar nicht“.
Etwa die Hälfte der Befragten lehnt die bisherigen mRNA- und Vektorimpfstoffe ab oder äußert Zweifel an deren Wirksamkeit. Mehr als ein Drittel kenne Personen, die die Impfung sehr schlecht vertragen hätten. 38 Prozent haben daher Angst, die Impfung ebenfalls schlecht zu vertragen. 37 Prozent glauben zudem, dass auch bei einer hohen Impfquote die Beschränkungen nicht rückgängig gemacht würden. 28 Prozent gehen davon aus, dass das Gesundheitssystem die aktuelle Zahl an (Intensiv-) Patient:innen gut bewältigen kann. 26 Prozent glauben, dass eine Covid-Infektion nicht so gefährlich ist, wie sie dargestellt wird.
Nur 16 Prozent gaben an, sich nicht ausreichend informiert zu fühlen. 15 Prozent halten andere Mittel für besser wirksam gegen das Coronavirus. 14 Prozent gaben an sich nicht impfen zu lassen, weil in den sozialen Medien kritisch über die Impfung berichtet wird, 13 Prozent, weil sie einen Kinderwunsch haben – vor allem die jüngeren Befragten unter 40 Jahren war dies häufig ein bedeutsamer Grund gegen die Impfung. 11 Prozent der Befragten haben an, ein Arzt/eine Ärztin habe ihnen von der Impfung abgeraten.
Die Umfrage zeigt insgesamt, dass Personen, die sich bisher nicht haben impfen lassen, auch in Zukunft schwer zu überzeugen sind: Nur 2 Prozent gaben an, sich in den nächsten acht Wochen auf jeden Fall noch impfen zu lassen, 3 Prozent eher, 7 Prozent waren unentschlossen. Ein Viertel der Befragten hat angegeben, es nicht vorzuhaben. Zwei Drittel gaben sogar an, sich auf keinen Fall zeitnah gegen Sars-CoV-2 impfen zu lassen. Unter den wenigen Befragten, die die Ansichten der „Querdenker“-Bewegung nicht teilen, plante rund jede/r zweite, sich in den nächsten acht Wochen impfen zu lassen.
In den letzten Wochen und Monaten wurde mit verschiedenen Maßnahmen versucht, die Impfbereitschaft zu verbessern. Auch hierzu wurden die Ungeimpften befragt. Dabei zeigte sich deutlich, dass nur die Zulassung weiterer Impfstoffe die Impfbereitschaft steigern kann: 56 Prozent gaben an, sich mit klassischen Impfstoffen eher impfen zu lassen. Mit Einführung von Totimpfstoffen würden sich mehr als zwei Drittel der „Skeptiker“ impfen lassen. Auch über die Hälfte derjenigen, die an eine Corona-Diktatur glauben, gaben an, dass ihre Impfbereitschaft bei einer Zulassung „klassischer“ Impfstoffe zunehmen würde. Unter solchen, die die Existenz des Corona-Virus in Frage stellen, sagen dies immerhin noch 40 Prozent.
Insgesamt scheinen die Beweggründe klassischer Impfgegner wenig bedeutsam zu sein. Nur sehr wenige Nichtgeimpfte gaben an, dass sie Impfungen allgemein ablehnen oder dass sie generell Angst vor Impfungen haben. Maßnahmen und Ereignisse, die Nichtgeimpfte weiter unter Druck setzen, würden sich – nach Angabe der Befragten – hingegen häufiger negativ als positiv auf die Impfbereitschaft auswirken:
Mittlerweile ist klar, dass einige der Punkte, die die Impfbereitschaft weiter herabsetzen, durchgesetzt werden. Gleichzeitig wird versucht, die Impfangebote noch niedrigschwelliger anzubieten. Unter anderem sollen auch Apotheken gegen das Coronavirus impfen. Insgesamt bedeutet dies eine Menge Aufwand, der in Anbetracht der Umfrage-Ergebnisse womöglich ins Leere laufen könnte.
APOTHEKE ADHOC Debatte