Schulschließungen, Hamsterkäufe, Mitarbeiterausfälle: Auch der Großhandel bleibt von den Folgen der Corona-Krise nicht verschont. Weil auch bei Phoenix zahlreiche Mitarbeiter ihre Kinder betreuen oder Angehörige versorgen müssen, schwört der Branchenprimus seine Kunden auf Einschnitte ein.
Laut den beiden Deutschlandchefs Marcus Freitag und Frank Große-Natrop haben die Entwicklungen „massive Auswirkungen auf unsere Kapazitäten und das gewohnte Servicelevel“. Angesichts der Krise müssten alle Beteiligten zur Sicherstellung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung sehr strukturiert und effizient zusammenarbeiten. „Wir bei Phoenix haben daher ab sofort eine Vielzahl von zwingenden Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.“
Um die Versorgung aufrechtzuerhalten, werden ab sofort alle verfügbaren Mitarbeiter auf den Warenfluss konzentriert. Auch die Verkaufsleiter und Verwaltungsmitarbeiter würden zur Verringerung von Personalengpässen im Lager eingesetzt. „Dies führt leider zu einer reduzierten Erreichbarkeit unserer Mitarbeiter.“
Um die Transportvolumina zu verringern, wird die Anzahl der Wannen reduziert. Dies soll im ersten Schritt durch eine stärkere Zusammenführung der Aufträge geschehen. Daher werden die MSV3-Bestellmöglichkeiten ab Mittwoch auf eine Auftragskennung und eine Auftragsart (NO) reduziert. Nicht ausgeschlossen ist aber auch, dass die Bestellfenster angepasst werden, um die Bestellungen mit geringerem Personalstand bearbeiten zu können. Apotheken werden gebeten, regelmäßig ihre MSV3-Vertragsdaten in der Warenwirtschaft zu aktualisieren.
Apotheken werden aufgefordert, von Kleinstbestellungen abzusehen. „Damit helfen Sie, die gesamte Prozesskette bis hin zu Ihren Abläufen in der Apotheke zu entlasten.“ Wer für weniger als 25.000 Euro pro Monat bestellt, muss ab sofort eine Servicepauschale von 250 Euro zahlen.
Weil im Zusammenhang mit der Bevorratung seit einigen Tagen die Nachfrage stark angestiegen ist, ist laut Phoenix der Warenaustausch zwischen den Vertriebszentren deutlich erschwert. „Aus diesem Grund sind wir gezwungen, diesen Service temporär einzustellen.“
Phoenix will sich auf die notwendige Medikamentenversorgung fokussieren, daher werde es in Randsortimenten, bei Servicedispositionen, bei der Zuteilungen von Warenpaketen und eventuell bei Überweisern zu Verzögerungen in der Abwicklung kommen.
Bedingt durch die gestiegene Nachfrage und die Herausforderungen ist laut Freitag und Große-Natrop trotz aller bereits eingeleiteter Maßnahmen in den nächsten Tagen und Wochen mit Lieferverzögerungen zu rechnen. „Wir setzen alles daran, Ihnen Ihre Ware so schnell wie möglich zukommen zu lassen, können Sie aber vorübergehend nicht mehr im Detail über jede Verspätung informieren.“
Apotheken werden aufgrund der eingeschränkten Erreichbarkeit gebeten, ihre Anrufe auf ein Minimum und die wichtigsten Themen zu konzentrieren.
Bis auf Weiteres sieht sich Phoenix nicht in der Lage, Retouren von den Apotheken anzunehmen und zu erstatten – insbesondere auch keine BTM- und Kühlretouren. Ausgenommen sind Mängelrügen, die innerhalb von zwei Tagen zurückgesendet werden. Diese sollen sofort dem Fahrer persönlich übergeben werden. Die Apotheken sollen ihre Mitarbeiter informieren, um Missverständnisse zu vermeiden.
Apotheken werden gebeten, die Transportbehälter schnellstens zurückzugeben – der Bestand im Kreislauf sei nicht darauf ausgelegt, eine Bevorratung bei den Kunden abzudecken.
„Wir haben die Hoffnung mit unseren Maßnahmen und vor allem mit Ihrer Unterstützung gemeinsam die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln für die Bevölkerung weiterhin sicherzustellen“, schreiben Freitag und Große-Natrop. „Allerdings müssen wir die weitere Entwicklung dieser Krise beobachten und schnellstens auf sich verändernde Situationen gemeinsam reagieren. Wenn weitere Schritte notwendig sind, informieren wir Sie rechtzeitig.“
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