Existenzkampf in 1A-Lage

Wegen Corona: Centerapotheke bricht Umsatz weg

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Berlin -

Seit Beginn der Corona-Krise strömen mehr Kunden denn je in die Apotheken; der Spiegel erklärte sie bereits zu den Krisengewinnern. Doch das gilt nicht für alle Apotheken: In Bahnhöfen, Flughäfen und vor allem in Einkaufscentern kämpfen die Inhaber ums Überleben. Markus Fischer betreibt gleich zwei Centerapotheken, eine davon im Centro in Oberhausen – Europas größtem Einkaufszentrum. Wo sonst täglich über 60.000 Kunden flanieren, herrscht nun Totenstille. Nur ein Drogeriemarkt und die Alpha-Apotheke öffnen tagtäglich. Ein Krisenbericht über eine Apotheke am Rande der Existenz.

Das Centro Oberhausen ist Europas größtes Einkaufszentrum mit 125.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Mehr als 250 Einzelhandelsgeschäfte verteilen sich auf zwei, teilweise drei Ebenen. Es besteht ein direkter Autobahnanschluss und für Pkw stehen 14.000 kostenlose Parkplätze zur Verfügung. 5000 Menschen arbeiten im Centro und jedes Jahr kommen 23 Millionen Besucher dorthin. Besser geht es eigentlich nicht – bis zur Corona-Krise.

„Ich habe 90 Prozent meines Umsatzes dort verloren“, berichtet Fischer, „statt sonst 400 bis 500 Kunden kommen derzeit nur noch 50 Kunden.“ Weil er von hier aus noch ein Heim versorgt, kommen noch einmal 20 Kunden hinzu. Noch nicht einmal seine Öffnungszeiten kann Fischer der Lage anpassen und reduzieren: Vom Centro-Management hat er einen Brief erhalten, dass er seine Apotheke wie bisher bis 20 Uhr öffnen muss.

Dabei ist die einmalige Lauflage der Apotheke heute so gut wie abgeschnitten. Das riesige, kostenlose Parkhaus hinter der Apotheke ist geschlossen. „Kunden müssen jetzt einen Umweg von 700 Metern zur Alpha-Apotheke laufen“ so Fischer. Zwar hat er aushandeln können, dass Kunden auch direkt auf dem Platz vor dem Centro parken dürfen, „aber das weiß bisher keiner“.

Nicht nur der Rx-Absatz leidet unter der Corona-Krise. Die Alpha-Apotheke im Centro lebt vor allem von der Laufkundschaft: „8 Prozent des Bon-Umsatzes mache ich mit den Heimbewohnern, 40 Prozent mit den Besuchern aus den Niederlanden und 25 Prozent mit Kunden aus aller Welt, der Rest sind Centro-Mitarbeiter und die kommen jetzt auch nicht mehr“, so Fischers Statistik. Geblieben sind damit nur 8 Prozent. Und die Fixkosten laufen weiter: 22.000 Euro Miete und 35.000 Euro pro Monat für die 22 Mitarbeiter.

Derzeit ist Fischer also mit Krisenmanagement beschäftigt. Mit seinem Großhandel – „der ist loyal“– hat sich der Apotheker schon arrangiert, die Rechnungen kann er später zahlen. Auch die Sparkasse ist bereit, ihm unter die Arme zu greifen. Fischer setzt zudem auf das Hilfspaket der Bundesregierung, dass zinsgünstige KfW-Kredite verspricht. Die genauen Konditionen stehen in Kürze fest. „Ich muss auf jeden Fall einen Kredit aufnehmen, um über die Runden zu kommen“, so Fischer, „bis Mai schaffe ich das.“

Noch hat der Apotheker für seine Insgesamt 100 Mitarbeiter in drei Apotheken keine Kurzarbeit angemeldet: „Das entscheidet sich in diese Wochen.“ Die Civis Apotheke liegt ebenfalls in einem kleinen Center. Anders als im Centro gibt es dort immerhin einen Supermarkt, der für Kundenfrequenz sorgt. Statt wie früher 300 Kunden am Tag kommen dort noch 180 Kunden. Derzeit überlegt er, in seiner Alpha-Apotheke in Bochum auf Schichtbetrieb umzustellen. Dafür benötigt er mehr Personal. Zunächst profitierte der Standort ebenfalls vom Corona-Boom: Statt 400 kamen 600 Kunden täglich. „Seit einem Monat hat sich das Geschäft aber wieder normalisiert“, berichtet der Apotheker.

2014 hat Apotheker Fischer die Alpha-Apotheke im Centro übernommen und aus der preisaktiven Apotheke eine Wellness-Apotheke gemacht: „Als erste Maßnahmen habe ich die Preise knallhart auf Listenpreise gesetzt.“ Inzwischen ist die Alpha-Apotheke wieder ein rentables Geschäft geworden: „Keine Goldgrube, aber eine Apotheke mit normaler Rentabilität“, wie Fischer sagt. Weil er viel Personal wegen der langen Öffnungszeiten benötigt und wegen der Miete, sind die Fixkosten hoch.

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