Die erste Online-Schulung der Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe zählte 1000 Teilnehmer. Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, führte durch die Veranstaltung und erklärte neben der Aufbereitung auch alle Besonderheiten rund um die Kühlung des kürzlich zugelassenen Biotnech-Impfstoffes.
Gestern Abend haben sich rund 1000 Apotheker in einer gemeinsamen Online-Schulung der beiden Apothekerkammern über die Aufbereitung des Impfstoffes ausgetauscht. Der Biontech-Impfstoff kommt als Mehrdosenbehältnis und muss in den Impfzentren vor Ort ausgeinzelt werden. Diese Tätigkeit wird in NRW von Pharmazeuten übernommen – eine „wichtige, kaum bekannte Aufgabe im Kampf gegen das Coronavirus“, heißt es seitens der Kammern.
Hofmann erläutert: „Die neu entwickelten Präparate müssen bei -70 bis -80 Grad gelagert werden. Bevor das Mittel einsatzbereit ist, muss es aufbereitet – wir sagen rekonstituiert – werden. Diese Aufgabe werden in NRW tausende Apotheker und PTA übernehmen.“ In den Impfzentren arbeiten die Kollegen erstmal in direktem Kontakt mit den Ärzten zusammen. „Die Koordination der eigentlichen Impfungen haben die Kassenärztlichen Vereinigungen übernommen“, erläutert Hoffmann, „und das ist auch gut so – denn mit dieser Impfung betreten wir Neuland und hier gehört die Impfung ohne Wenn und Aber in die Hände von Ärzten.“
Laut Kammer muss das pharmazeutische Personal bei der Aufbereitung der Impfstoffe komplexe Vorgaben des Herstellers beachten. „So dauert das Auftauen eines Präparates etwa 30 Minuten, vor der Zubereitung ist es im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad bis zu fünf Tage haltbar.“ Der gesamte Prozess der Herstellung wurde in der Videokonferenz Schritt für Schritt erläutert. „Vor Verabreichung wird der Impfstoff mit isotoner Kochsalzlösung verdünnt. So rekonstituiert muss er innerhalb von sechs Stunden verabreicht werden.“
Alle Fakten rund um die Theorie und Praxis der Impfstoffaufbereiutng wurden von Apotheker Michael Marxen beantwortet, der mit seiner Kronen-Apotheke über viel Erfahrung in der Sterilherstellung und Heim- und Klinikbelieferung verfügt. Über die rechtlichen Rahmenbedingungen und organisatorische Fragen informierten Dr. Stefan Derix und Dr. Andreas Walter, Geschäftsführer beider Kammern. Die Impfzentren in NRW sollen täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet haben, sodass alle Posten in zwei Schichten besetzt werden werden.
„Beide Kammern haben bereits tausende Freiwillige akquiriert und bereiten derzeit die Einsatzpläne vor“, berichtete Derix. „Das Impfen so großer Gruppen in vergleichsweiser kurzer Zeit stellt eine enorme Kraftanstrengung an das Gesundheitssystem dar. Die Apothekerinnen und Apotheker in Nordrhein-Westfalen werden sich dieser in genau der gleichen Verantwortung stellen, wie sie seit Beginn der Krise die lückenlose Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln sicherstellen“, erklärten Hoffmann und seine Amtskollegin aus Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening.
Zunächst wurden die Zytostatika-herstellenden Apotheken seitens des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen angefragt, ob es möglich wäre Impfstoff in den vorhandenen Sterillaboren aufzubereiten. Hier sind die Prozesse solcher Herstellungen bekannt und das Team ist eingespielt. Doch der Impfstoff darf nach Aussagen von Biontech nach der Rekonstitution nicht über längere Strecken transportiert werden. Somit erhielten die Reinraum-Apotheken seitens des Gesundheitsministeriums eine Absage, das Ministerium musste den anfänglichen Vorschlag leider verwerfen. Wenige Tage später wurde bekannt gegeben, dass Apotheker und PTA in den Impfzentren vor Ort unter keimarmen Bedingungen den Imfpstoff aufarbeiten sollen.
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