Die Diskussionen über den Nutzen von selbstgenähten Mund-Nasen-Masken sind vielfältig. Für Nähbegeisterte gibt es mittlerweile verschiedenste Schnittmuster als Vorlage. Doppellagig, mit tiefem Ausschnitt für Brillenträger, mit Gummi oder Band und zum Teil mit eingenähter Tasche in die ein Taschentuch oder eine Mullkompresse eingelegt werden kann. Was diese Modelle tatsächlich können und ob andere „Alltagsmaterialien“ einen gleichwertigen Schutz wie OP-Masken bieten können, das hat aktuell das Max-Planck-Institut für Chemie untersucht.
Eine deutschlandweite Maskenpflicht gibt es nicht, in gewissen Situationen wird das Tragen dennoch empfohlen. Immer dort, wo sich viele Menschen auf engerem Raum befinden und die 1,5 Meter Abstand nicht eingehalten werden können, kann ein Mund-Nasen-Schutz sinnvoll sein. Diese Empfehlung spricht auch das Robert-Koch-Institut (RKI) aus. Die Neubewertung beruhe auf der zunehmenden Evidenz, dass ein Großteil der Übertragungen unbemerkt erfolge und zwar bereits vor Beginn von Krankheitssymptomen wie Husten oder Fieber. Da Schutzmasken zur Mangelware geworden sind, nähen immer mehr Menschen die Mundschutze selber. Bei den DIY-Modellen kommen neben Stoffen auch Papiertücher, Kaffeefilter oder Staubsaugerbeutel zum Einsatz. Ob diese Materialien zur Eindämmung des Virus beitragen können, haben nun Forscher vom Max-Planck-Institut für Chemie getestet.
Untersucht wurden folgende Materialien:
Es wurden verschiedene Messungen vorgenommen. Es wurden Partikel unterschiedlicher Durchmesser untersucht. Des Weiteren wurden Messungen mit unterschiedlichen Flussraten und unterschiedlich geladenen Teilchen durchgeführt. Bei den Partikeln wurden folgende Größen untersucht: 30 Nanometer (Grenzfall der Abscheidung für extrem kleine Partikel), 100 Nanometer (Durchmesser einzelner Sars-CoV-2 Viren) und 500 Nanometer (Durchmesser von Partikelagglomerate und Tröpfchen). Im Mikrometer Bereich wurden Partikel mit 1, 2.5, 5 und 10 μm untersucht. Diese Durchmesser würden der Größe von beim Sprechen, Husten oder Niesen entstehenden Tröpfchen entsprechen.
Im Ergebnis zeigen die unterschiedlichen Materialien starke Unterschiede beim Rückhaltevermögen. Die gute Nachricht: Große Partikel mit einem Durchmesser von 5 Mikrometer oder größer werden von allen untersuchten Materialien effizient zurückgehalten. Jedoch ist die Abscheideeffizienz gerade bei Partikeln der Größe 100 bis 500 Nanometer am geringsten. Der ungefähre Durchmesser eines Sars-CoV-2 Virus liegt bei 60 bis 120 Nanometer. Immer ganz vorne mit dabei: Der Staubsaugerbeutel. Im Vergleich: Der untersuchte Staubsaugerbeutel hielt mehr Partikel unterschiedlicher Größe ab, als die handelsübliche OP-Maske. Unter den DIY-Masken zeigte die Kombination aus Jersey- und Biberstoff gute Ergebnisse. Der Tragekomfort eines gut abschließenden Staubsaugerbeutels wurde nicht untersucht.
Die Forscher betonen, dass die Ergebnisse nicht mit Materialempfehlungen gleichzusetzen seien. Auch könnten die Ergebnisse keine Aussage über den Eigen- oder Fremdschutz geben, der mit der jeweiligen Maske erzielt wird. In der Praxis sei dieser nämlich von zahlreichen weiteren Faktoren abhängig, darunter Aspekte wie der Sitz und die Handhabung der Maske, sowie die Art und Häufigkeit der Reinigung der Maske.
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