Tagesschau feiert Apotheken

Von Siegern lernen

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Berlin -

Hätte man vor einem halben Jahr vorausgesagt, dass bald fast jede Apotheke eine Plexiglascheibe auf dem HV-Tisch installieren wird, man hätte viel Gelächter geerntet. Noch mehr für die Weissagung, dass die Tagesschau einen Beitrag mit den Worten beginnt: „Von Apotheken lernen, heißt siegen lernen.“ So geschehen am 28. April. Die Apotheker sollten das einfach mal feiern, kommentiert Alexander Müller.

Bei ihren Kunden haben Apotheker fast immer einen guten Stand, fahren regelmäßig Spitzenwerte bei den vertrauenswürdigsten Berufen ein. Das ist in Not- und Botendiensten hart erarbeitetes Lob. In den Medien wird oft ein anderes Bild gezeichnet: Von „Apothekenpreisen“ ist die Rede oder der ach so mächtigen Apothekerlobby, die die ihre „Zunftprivilegien“ verteidigt und „verkrusteten Strukturen“ erhält.

Offenbar war Corona zumindest dafür gut, das Potenzial und den Wert dieser vermeintlich verkrusteten Strukturen einer breiten Öffentlichkeit zu verdeutlichen. Inhabergeführte Kleinbetriebe tragen nicht nur rund um die Uhr zur flächendeckenden Versorgung bei, sondern können auch in Krisen wie dieser schnell, kompetent und unaufgeregt reagieren.

Die Tagesschau hat in ihrem Beitrag „Schutz vor Corona-Infektion: Kaum Ansteckungen in Apotheken“ auf die vielerorts umgesetzten Schutzmaßnahmen Bezug genommen. Die könnten jetzt Vorbild sein für all die anderen Branchen, die zwischenzeitlich ihre Läden zusperren mussten. Tagesschau-Sprecher Claus-Erich Boetzkes leitet mit großen Worten ein: „Von Apotheken lernen, heißt siegen lernen – im Kampf gegen das Coronavirus.“ Das kann man sich als Apotheker auf der Zunge zergehen lassen und darüber hinwegsehen, dass im Originalzitat die DDR-Bürger von der Sowjetunion lernen sollten. Sie werden in der Tagesschau gefeiert für ihre Sicherheitsmaßnahmen: „Denn obwohl das Personal in Apotheken ebenso wie Ärzte und Pfleger häufig in Kontakt mit Erkrankten kommt, hat sich dort offenbar fast niemand mit dem Virus infiziert“, moderiert Boetzkes.

Und so geht es im Einspieler weiter: Obwohl die Mitarbeiter in Apotheken besonders gefährdet seien, hätten sich nur wenige von ihnen angesteckt. Und nur 30 Apotheken hätten zeitweise schließen müssen, weil Mitarbeiter sich mit dem Coronavirus infizierten oder Verdacht darauf bestand. „Ein Grund dafür: die frühen Schutzmaßnahmen.“

Und dann kommt Stephan Kayser, Inhaber der Eimsbütteler Apotheke aus Hamburg, zu Wort und berichtet von den kollektiven Lernprozessen, die man gemeinsam mit den Kunden durchlebt habe. Ja, diese Bankschalter-Atmosphäre war ungewohnt. Mit der Einführung solcher Maßnahmen haben die Apothekenteams aber nicht nur sich und ihre Kunden geschützt, sondern auch einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass der Ernst der Lage von mehr Menschen verstanden wird.

Mag sein, dass Ärzte, Pfleger und Supermarktkassierer öfter öffentlich gelobt wurden als Apotheker und PTA. Aber warum müssen die Standesvertreter im Beitrag jetzt darauf hinweisen, dass man gerne mehr Lob gehört hätte, als die Desinfektionsmittel knapp waren? Oder dass die Apotheken „im Vergleich zu vielen anderen Branchen […] einfach besser ausgebildet, qualifizierter“ seien und „selbstverantwortlich besser handeln“ könnten, wie ABDA-Präsident Friedemann Schmidt formuliert.

Die Tagesschau lobt Plexiglasscheiben, Mindestabstand, Kartenzahlung und getrennte Ein- und Ausgänge. Es bleibt sogar nicht unerwähnt, dass es dafür am Anfang auch Unverständnis gab, „mancherorts sogar Beschimpfungen“. Doch mit der Zeit sei Akzeptanz bei den Kunden gestiegen. Und zum Ende des Beitrags auch noch der positive Ausblick: „Deshalb wenden sich auch Besitzer von Geschäften, die nun wieder öffnen, an die Apotheken. Ihr Rat ist jetzt gefragt.“

Solche positiven Momente gilt es zu nutzen. Erstens für sich selbst. Das Video im Team anschauen und sich darüber freuen. Sich nicht aufregen, dass die Leistung sonst nicht gesehen wird, dass die aktuelle Mehrarbeit nicht finanziert wird, dass die Boulevardpresse trotzdem über Maskenwucherpreise schreibt. Das hilft jetzt nicht – und auch sonst nicht. Einfach nur freuen. Und verbreiten: Den Tagesschau-Beitrag an Politiker schicken, in den sozialen Medien teilen und darüber ins Gespräch kommen. Wie man von Siegern lernen kann.

Zum Tagesschau-Beitrag geht es hier (ab Minute 6:26)

 

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