Von Corona gezeichnet: Therapie für Long-Covid-Betroffene Cynthia Möthrath, 11.07.2022 08:44 Uhr
Bei immer mehr Menschen sorgen die gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion für großen Leidensdruck, Frustration und Ratlosigkeit, denn das Wissen zu Long Covid bleibt lückenhaft.
Auch mehr als zwei Jahre nach ihrer Corona-Infektion habe sie mit starken Beschwerden zu kämpfen, sagte Birgit S. der dpa. „Seitdem komme ich nicht mehr richtig auf die Beine.“ Die 29-Jährige ist zur stationären neurologischen Reha am BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin (ukb), seit ihrer Infektion ist die Krankenschwester dauerhaft krankgeschrieben.
Alltag wird zur Herausforderung
Nach Experteneinschätzungen gibt es allein in Deutschland Hunderttausende Betroffene. Als Long Covid gelten Beschwerden, die länger als vier Wochen nach einer Infektion bestehen – als Post Covid, wenn sie länger als zwölf Wochen danach andauern. „Vor allem die Belastbarkeit ist sehr stark beeinträchtigt, ich schaffe es gerade mal so, den Alltag zu bewältigen“, sagte Birgit S. Wenn sie zu viel mache, reagiere ihr Körper mit Fieberschüben. Zudem fühle sie sich ständig kränklich, habe Muskelschmerzen, Konzentrations- und Wortfindungsstörungen und bekomme schlechter Luft.
Diagnostik und Therapie bei Long-Covid-Patient:innen erfolgten wegen des großen Symptomkorbs als Zusammenspiel verschiedener medizinischer Fachrichtungen, Therapeut:innen und der Pflege, erklärte der Chefarzt für Neurologie am ukb, Ingo Schmehl. „Die körperlichen und die psychischen Symptome und ihre Behandlung sind für uns immer gleichwertig.“ Schließlich sei der Leidensdruck teils immens, auch weil man nicht wisse, wie sich die Erkrankung jeweils entwickle.
Mammutufgabe für das Gesundheitssystem
Die Therapie bei Corona-Langzeitbeschwerden sei langwierig, doch er blicke vorsichtig zuversichtlich in die Zukunft, sagte der Neurologe. Besonders bei schneller Diagnostik und Therapie und vollständigem Impfschutz hätten Betroffene gute Chancen, wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Die Erkrankung stelle das Gesundheitssystem aber vor eine Mammutaufgabe. „Wir haben noch einen Riesenberg vor uns.“