Zu wenige Proben

Virologe kritisiert PEI-Schnellteststudie

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Berlin -

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) veröffentlicht Resultate zur Zuverlässigkeit von Corona-Schnelltests – und erntet heftige Kritik. Die Studie genüge wissenschaftlichen Mindeststandards nicht, bemängelt Professor Dr. Oliver Keppler. Das Institut widerspricht.

Keppler hält die günstige Bewertung von Corona-Schnelltests durch das bundeseigene PEI für falsch. Der Leiter der Virologie an der Münchner Ludwig Maximilians-Universität (LMU) wirft den Studienautoren vor, dass die Arbeit wissenschaftlichen Standards nicht genüge. Keppler kritisiert unter anderem, dass die Zahl der Proben für eine verlässliche Studie viel zu gering gewesen sei. Das im hessischen Langen sitzende PEI wies die Kritik zurück.

Das Institut war in der vorige Woche veröffentlichten Studie zu dem Schluss gekommen, dass 20 untersuchte Antigen-Schnelltests die Omikron- und die Delta-Varianten des Corona Erregers vergleichbar zuverlässig erkennen. Das widersprach den Ergebnissen einer Münchner Studie ebenso wie einer Untersuchung der Universitätskliniken Genf.

„Viel zu kleine Probenzahl untersucht“

„Es wurde eine viel zu kleine Zahl an respiratorischen Proben pro Virusvariante untersucht, nämlich 4, verglichen mit 50 bis 100 in den meisten internationalen Studien“, schreibt Keppler in seiner Bewertung der PEI-Studie. Die PEI-Daten erfüllten wissenschaftliche Mindeststandards nicht und seien daher nicht aussagekräftig.

„Für solche Untersuchungen braucht es ausreichend große Probensets, um statistische Vergleichbarkeit zu erzielen“, heißt es in Kepplers Stellungnahme. Darüber hinaus seien weitere Untersuchungen mit in Zellkulturen expandierten Virusvarianten durchgeführt worden, obwohl die klinische Aussagekraft dieser Methode mittlerweile stark bezweifelt werde.

„Die vielen Alltagsberichte von mehrfach falsch-negativen Antigenschnelltests selbst bei symptomatischen Menschen, bei denen dann erst Tage später per PCR Covid-19 diagnostiziert wird, sollten uns allen zu denken geben“, schrieb Keppler – und kritisierte das PEI scharf: „Für eine mit Millionen durch den Bund geförderte Bundesbehörde, deren genuine Aufgabe und Verantwortung es ist, diese Fragen fundiert und verlässlich für das Pandemiemanagement in unserem Land zu klären, ist dies fast vier Monate nach Erstbeschreibung von Omikronfällen in Deutschland viel zu spät, inhaltlich dünn und in der Aussagekraft fraglich.“

PEI verteidigt eigene Arbeit

Das PEI wies die Vorwürfe zurück: „Die wissenschaftlichen Arbeiten des Paul-Ehrlich-Instituts erfüllen die hohen Anforderungen an wissenschaftliches Arbeiten, die Ergebnisse werden in anerkannten wissenschaftlichen Journals publiziert und dort einer unabhängigen Begutachtung durch andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterzogen“, hieß es in einer Stellungnahme.

Demnach wurden für die PEI-Untersuchung zusätzlich zu einer zurückliegenden umfassenden Evaluierung mit 50 Proben „nun für die Omikron-Variante 10 ausgewählte Proben bekannter Konzentration, für die Delta-Variante 4 und für die Wuhan-Variante 6 charakterisierte Proben eingesetzt“.

Die meisten Tests nutzten für die Feststellung des Erregers Zielregionen innerhalb des Nukleokapsidproteins, „die von einer der Omikron-Mutationen nicht betroffen sind, so dass es theoretisch für viele Tests keine Grundlage für einen verminderten Omikron-Nachweis gib“, antwortete das PEI auf Kepplers Kritik.

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