Eine Mitarbeiterin im Impfzentrum Friesland hat in sechs Fällen Biontech-Impfstoff mit einer Kochsalzlösung ausgetauscht. Die Frau gebe an, eine zu Boden gefallene Ampulle auf diese Weise ersetzt zu haben, teilten die Polizei und der Landkreis Friesland am Sonntag mit. Es seien Ermittlungen gegen die Mitarbeiterin des DRK-Kreisverbandes Jeverland wegen eines möglichen Körperverletzungsdelikts aufgenommen worden.
Die Krankenschwester habe am Samstag einer Kollegin von dem drei Tage zurückliegenden Vorfall erzählt. Der Polizei sagte die Verdächtige, sie habe die Spritzen mit Kochsalzlösung aufgezogen, um über die heruntergefallene Ampulle nicht zu informieren. 200 Personen, die sich am vergangenen Mittwoch impfen ließen, kommen in Frage; sechs von ihnen haben wohl statt Biontech nur Kochsalzlösung bekommen.
Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD) wirkte bei einer Online-Pressekonferenz sichtlich angegriffen. „Dieser Fall ist zutiefst schockierend“, sagte er. Oberste Priorität habe jetzt, die Betroffenen zu kontaktieren. „Ich möchte mein großes und tiefes Bedauern für diese Situation ausdrücken.“
Der Landkreis sucht jetzt die möglicherweise Betroffenen, die am Mittwoch (21.4.) bis 13 Uhr geimpft wurden. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten einen Antikörpertest, um festzustellen, ob die Biontech-Impfung tatsächlich erfolgt ist, wie die Behörden mitteilte. Mit dem Antikörpertest am 5. Mai kann geklärt werden, wer kein Biontech erhielt und bei wem die Impfung deshalb am 12. Mai nachgeholt werden muss.
Auch ein Bürgertelefon sei eingerichtet worden. Im Zeitraum bis 13.00 Uhr seien am Mittwoch 200 Personen geimpft worden. Das Impfzentrum Friesland befindet sich in einer ehemaligen Schule in Roffhausen, das zur Gemeinde Schortens gehört. Wenn die Frau ihr Missgeschick sofort gemeldet hätte, wäre dies kein Problem gewesen. Es hätten keine Impfberechtigte nach Hause geschickt werden müssen, weil es immer kurzfristige Stornierungen gibt.
Die Behörden gehen derzeit von einem Einzelfall aus. Frieslands Landrat Ambrosy sagte: „Da die Person alleine handelte, habe ich im Impfzentrum ab sofort ein Vier-Augen-Prinzip vorgegeben, so dass immer zwei Personen gleichzeitig beim Umgang mit den Impfdosen und Aufziehen der Spritzen beteiligt sind.“ Der Fall sei für ihn zutiefst schockierend. Der Landkreis stehe seit dem Vorfall im engen Austausch mit dem niedersächsischen Gesundheitsministerium, dem Landesgesundheitsamt, dem Innenministerium und der Polizei.
APOTHEKE ADHOC Debatte