Neues Reservoir für das Coronavirus?

USA: Weißwedelhirsche mit Sars-CoV-2 infiziert

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Berlin -

Obwohl der Ursprung von Sars-CoV-2 noch immer nicht eindeutig geklärt ist, gehen Wissenschaftler:innen davon aus, dass es von Tieren – wahrscheinlich von Fledermäusen – auf den Menschen übertragen wurde. In der Vergangenheit wurde das Coronavirus bereits bei anderen Tieren in Gefangenschaft nachgewiesen. Nun konnten Forscher:innen das Virus erstmals bei wild lebenden Tieren identifizieren: Demnach haben sich in mehreren US-Staaten Weißwedelhirsche infiziert.

Im vergangenen Winter sorgten mutierte Coronaviren auf Nerzfarmen für weltweites Aufsehen. In Dänemark wurden die Viren von Nerzen auf den Menschen übertragen. Das Land ließ deshalb alle Nerze töten, um gravierende Auswirkungen auf das Pandemiegeschehen möglichst zu verhindern. Auch im Zoo und bei Haustieren wie Hunden und Katzen wurden vereinzelt Infektionen nachgewiesen. Bei wild lebenden Tieren war dies bislang jedoch nicht der Fall – obwohl der Ursprung dort vermutet wird.

Nun wurde Sars-CoV-2 in mehreren US-Staaten vom Animal and Plant Health Inspection Service des US-Landwirtschaftsministeriums in Fort Collins in Colorado bei Weißwedelhirschen nachgewiesen. Das Rotwild ist weitverbreitet und hält sich häufig in der Nähe von menschlichen Siedlungen auf. Falls es ein neues Reservoir für Sars-CoV-2 darstellt, könnte dies riskant sein.

Insgesamt wurden 624 Blutproben der Tiere aus der Zeit vor und während der aktuellen Pandemie auf Antikörper gegen Sars-CoV- 2 untersucht: Die Proben vor der Pandemie waren – bis auf eine vermutlich falsch positive – alle negativ. Die aktuellen Blutproben aus den Staaten Illinois, Michigan, New York und Pennsylvania waren jedoch zu 40 Prozent positiv.

Die Tiere könnten sich durch Menschen, Haustiere oder Abwässer angesteckt haben. Das Team geht davon aus, dass sich das Virus unbemerkt unter den Hirschen ausgebreitet hat – aufgrund der weiten Verbreitung der Tiere sei ein lokaler Ausbruch auszuschließen. Die Forscher:innen gehen zudem davon aus, dass die Infektion bei den Tieren asymptomatisch verläuft.

Sorge bereitet dem Team, dass das Virus sich bereits unbemerkt so weit verbreiten konnte. In der freien Natur seien alle Voraussetzungen für ein dauerhaftes Reservoir gegeben. Sars-CoV-2 könnte sich in den Hirschen weiterentwickeln, mutieren und später wieder auf den Menschen übertragen werden – vor allem aufgrund der Nähe zu menschlichen Siedlungen.

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