Myokarditis bei mRNA-Impfstoffen

US-Impfkommission: Warnhinweis, aber keine Einschränkungen APOTHEKE ADHOC, 28.06.2021 12:58 Uhr

Herzmuskelentzündungen nach Corona-Impfung? In den USA sieht man zwar einen Zusammenhang – das Nutzen-Risiko-Verhältnis sei jedoch weiterhin eindeutig positiv. Foto: Kateryna Kon/shhutterstock.com
Berlin - 

Aus den USA gibt es neue Daten zu einem möglichen Zusammenhang zwischen der Verabreichung von mRNA-Impfstoffen und dem Auftreten von Herzmuskelentzündungen: Zwar sehen die Experten der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) einen Zusammenhang – insgesamt sei die Komplikation jedoch sehr selten. Die Fachinformation könnte künftig einen Warnhinweis enthalten, Einschränkungen soll es jedoch nicht geben.

Die mögliche Impfkomplikation wird derzeit von verschiedenen Behörden weltweit unter die Lupe genommen. Zuerst hatte Israel über die Myokarditis-Fälle berichtet. Die CDC stellten nun auf einer Tagung der Impfkom­mission Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) neue Daten zu den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna und dem Auftreten von Herzmuskelentzündungen vor.

Auf etwa 300 Millionen Impfdosen seien insgesamt 1226 Verdachtsfälle einer Myokarditis gemeldet worden – davon 791 zum Impfstoff von Biontech/Pfizer und 435 zum Moderna-Vakzin. Die meisten Fälle traten nach der Zweitimpfung auf. Meist waren junge Männer von der Komplikation betroffen: Das mittlere Alter nach der zweiten Dosis lag bei 24 Jahren, 79 Prozent der Betroffenen waren männlich.

Die Herzmuskelentzündung war im Mittel drei Tage nach der zweiten Dosis aufgetreten. Die meisten Fälle verliefen mild. Betroffene klagten über Brustschmerzen, Abgeschlagenheit und Herzrhythmusstörungen. Meist waren die Beschwerden nur von kurzer Dauer. Von etwas mehr als 300 hospitalisierten Patienten konnten 295 wieder entlassen werden – 218 von ihnen seien mittlerweile wieder beschwerdefrei. Nur neun der Betroffenen seien weiter im Krankenhaus, zwei von ihnen auf einer Intensivstation.

Da die Komplikation insgesamt sehr selten sei und meist ohne Folgen bleibe, soll es keine Einschränkungen der mRNA-Impfstoffe geben. Die US-Arzneimittelbehörde FDA könnte jedoch eine Änderung der Fachinformationen mit entsprechendem Warnhinweis vorschreiben. Die CDC sehen aufgrund der Daten weiterhin ein eindeutig positives Nutzen-Risiko-Verhältnis. Eine Myokarditis könne auch im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung auf­treten – für die Patienten sei dieses Risiko jedoch höher als nach einer Impfung.

Mehr als 90 Fälle in Deutschland

Obwohl auch in Deutschland mittlerweile 92 Fälle gemeldet wurden, sieht das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bislang keinen Handlungsbedarf. Man wolle gemeinsam mit den EU-Schwesterbehörden die Berichte weiter untersuchen. Auch hierzulande waren vor allem junge Männer ab 16 Jahren betroffen: In 52 von 90 gemeldeten Fällen war der Geimpfte männlich. 69 Fälle traten nach einer Impfung mit Comirnaty von Biontech/Pfizer auf, sieben Fälle nach einer Impfung mit der mRNA-Vakzine von Moderna. In 14 Fällen kam es auch unter Vaxzevria von AstraZeneca zu Myokarditis-Berichten. Lediglich beim Vektorimpfstoff von Janssen wurde bislang keine derartige Meldung verzeichnet.