Schaum als Indikator

Urintest: Ergebnis in 15 Sekunden

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Berlin -

In-vitro-Diagnostika für den Endverbraucher müssen leicht und verständlich anwendbar sein. Es darf keine Verletzungsgefahr bestehen und das Ergebnis muss einfach abgelesen werden können. Viele Hersteller setzen weiterhin auf die Antigendetektion im Nasensekret oder im Speichel. Doch auch einen ersten Urintest gibt es bereits. Der Foaming-Test, entwickelt von Dr. Mehmet Serhan Kurtulmuş, Arzt am Memorial Hizmet Hospital in Istanbul, kann innerhalb von 15 Sekunden die Viruslast bestimmen. Das Ergebnis wird durch Schütteln ermittelt, entscheidend ist die Höhe des Schaums. Für Deutschland wurde die Zulassung beantragt, der Vertrieb läuft exklusiv über W&W Vertrieb.

Der Foaming-Test benötigt zur Detektion von Sars-CoV-2 kein Nasen- oder Rachensekret, sondern Urin. Dieser wird im beiliegenden Becher zunächst gesammelt. Für eine aussagekräftige Testung werden 10 ml benötigt. Dem Test-Kit liegen darüber hinaus ein Reagenzglas-förmiges Gefäß zur Testdurchführung, eine Spritze mit Nadel und die Gebrauchsanweisung bei. Spritze und Kanüle werden jedoch nur im Ausnahmefall benötigt, denn der Test zieht sich eigenständig das geforderte Volumen in die Testphenole. In ihr herrscht ein Vakuum, sodass der Urin bis zur geforderten Grenzmarke aufgezogen wird. Die Sensitivität beträgt 92 Prozent, die Spezifität 89 Prozent.

Testergebnis nach 15 Sekunden

Nachdem der Anwender den Urin im Becher gesammelt hat, wird das Prüfglas aufgesetzt. Ist die vorgegebene Linie erreicht, sollten die Aufnahme von Probematerial beendet werden und das Reagenzglas vom Becher getrennt werden. Die Einhaltung des maximalen Füllvolumens ist wichtig für die spätere Aussagekraft des Tests. Wurde zu viel Flüssigkeit aufgenommen, kann der Anwender den Überschuss mit Hilfe von Spritze und Kanüle entfernen. Danach wird geschüttelt. 15 Sekunden muss das Röhrchen schnell auf und ab bewegt werden. Danach kann das Testergebnis abgelesen werden.

„Die Durchführung ist wirklich einfach. Selbst Kinder führen den Test instinktiv korrekt durch. Mit dem Foaming-Test reduziert sich die Gefahr der falschen Probennahme immens“, erzählt Michael Halverscheid, Geschäftsführer der Firma W&W Vertrieb aus Ravensburg. Er steht im regemäßigen Austausch mit dem Entwickler des Tests. „Die Gefahr der falschen Probennahme sollte nicht unterschätzt werden. Ein Nasen-Rachen-Abstrich ist bei falscher Durchführung eben nicht mehr so genau wie die auf der Packung angegebenen Spezifitäts- und Sensitivitätswerte. Da der Urintest Abbauprodukte von Sars-CoV-2- detektiert, ist eine falsche Probennahme nahezu ausgeschlossen. Hauptsache, es wird Urin gesammelt.“

Anders als bei den anderen Corona-Schnelltests liest der Anwender jedoch keine Striche ab. Beim Foaming-Test gibt, wie der Name schon sagt, der Schaum Aufschluss über eine mögliche Infektion. Je höher der Schaum, desto höher die Virenlast. Unterteilt ist der Test in die Farbbereiche grün, gelb, orange und rot. Nur bei einer Schaumhöhe im grünen Bereich kann davon ausgegangen werden, dass die Person kein Covid-19 hat. Bei allen anderen Schaumhöhen liegt eine erhöhte Viruslast vor, die normalerweise nicht vorhanden sein sollte.

Halverscheid wollte auf Nummer sicher gehen und veranlasste eine Gegenprüfung durch Professor Dr. Kai-Olaf Henkel von der Universität Rostock. „Anfänglich war ich durchaus skeptisch, aber genau deshalb habe ich mich der Überprüfung der Tests angenommen. Bei einer kleinen Versuchsreihe von 40 Proben kann ich die Sensitivität- und Spezifität bestätigen. Der Test hält, was er verspricht“, so Henkel. Wichtig sei, dass das Röhrchen aufrecht geschüttelt und eventuell am oberen Ende sitzender Schaum runtergeklopft wird. Henkel bestätigt die einfache Probennahme. „Ebenfalls positiv ist die zeitliche Unabhängigkeit. Bei einem Nasen-Rachen-Abstrich wissen wir, dass dieser nur bis Tag Fünf wirklich aussagekräftig ist. Danach wandert Sars-CoV-2 in die unteren Atemwege. Im Urin sind die Abbauprodukte des Virus dauerhaft nachweisbar.“ Henkel hält diesen Test gerade für Kinder von Vorteil, da der lästige Nasenabstrich entfällt.

Aminosäuren erzeugen Schaum

Auch Mutationen können laut Hersteller problemlos nachgewiesen werden, da die Veränderungen im Erreger keinen Einfluss auf das Testverfahren haben. Die Testparameter sind Serin und Arginin. Serin ist eine polare, ungeladene proteinogene Aminosäure mit alkoholischer Seitengruppe. Arginin ist eine positiv geladene, basische und hydrophile Aminosäure. „Mit zunehmender Viruslast im Körper werden auch die Virusstrukturen, Metaboliten der Virusstrukturen und einige andere Substanzen, die durch die Infektion entstehen, über den Urin aus dem Körper ausgeschieden“, informiert der Hersteller. Henkel erklärt: „Serin und Arginin sind in der Art, wie der Test sie nachweist, spezifisch für Sars-CoV-2.“

Entsteht also Schaum, so ist dies nicht allein ein Indiz dafür, dass eine Virusinfektion vorliegt, sondern Sars-CoV-2. „Eine Ausnahme gibt es: Menschen mit Nierenleiden können ebenfalls zur vermehrten Ausscheidung der Aminosäuren neigen. Menschen mit Gicht haben eine Störung des Purinstoffwechsels. Hier kann es bei einem akuten Gichtschub auch zur ausgeprägten Schaumbildung kommen. Das sollte man im Hinterkopf behalten.“ Ansonsten sieht Henkel keine Einschränkungen. „Die Anwender sollten darauf hingewiesen werden, dass der Hersteller angibt, dass nicht der erste Morgenurin verwendet werden soll.“

Der Foaming-Test enthält einen speziellen Reaktanten der sowohl mit unterschiedlichen Substanzen, die auf Covid-19 schließen lassen. „Die Schaumrate steigt direkt proportional zur Viruslast im Körper. Bei Menschen mit geringerer Viruslast wird weniger Schaum gebildet, und bei Menschen mit höherer Viruslast wird mehr Schaum gebildet.“ Für die Testung sollte Urin verwendet werden, der seit mindestens einer Stunde in der Blase ist. Andersfalls kann das Ergebnis, gerade bei geringer Viruslast, ungenau ausfallen.

„Die PCR-Methode bleibt zwar weiterhin der Goldstandard“, erzählt Halverscheid, „Doch für großangelegte Massenscreenings ist die Methode nicht geeignet.“ Er sieht gerade bei Nasenabstriche große Probleme bei der Probennahme: „Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Abstriche in bis zu 50 Prozent der Fälle nicht korrekt durchgeführt werden. Die angegebenen Sensitivitäts- und Spezifitätswerte gelten nur bei korrekter Durchführung der Tests, von der Probennahme bis zur Ergebnismitteilung.“ Auch den Gurgeltests steht Halverscheid kritisch gegenüber, da hier mit Verdünnungseffekten zu rechnen sei. Ebenfalls das Robert Koch Institut befürchtet falsche Ergebnisse beim Gurgeltest, durch Verdünnungseffekte, die nicht quantifiziert werden können. Der Test weist eine CE-Zertifizierung auf und hat die externe Konformitätsprüfung nach europäischer Norm bestanden. In Deutschland, Österreich und der Schweiz kann der Test über den W&W Vertrieb bezogen werden.

 

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