Ein Monat ohne Symtpome – und trotzdem hoch ansteckend

Übertragung von CoV-2: Studie liefert beunruhigende Ergebnisse

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Berlin -

Wie lange und wie großflächig sich das Coronavirus CoV-2 noch ausbreiten wird, ist momentan wohl die kritischste Frage weltweit. Und es gibt noch keine Antwort – nicht zuletzt, weil noch nicht abschließend geklärt ist, wie ansteckend das Virus ist. Chinesische Mediziner haben nun eine Studie veröffentlicht, die ein Schlaglicht auf die Infektiosität wirft – und die Ergebnisse sind hochgradig besorgniserregend.

CoV-2 kann offenbar bis zu einem Monat – oder sogar länger – von Mensch zu Mensch übertragen werden, ohne dass die Betroffenen Symptome zeigen. Darüber hinaus können auch Patienten infektiös sein, die negativ auf CoV-2 getestet wurden und bei denen selbst Lungen-CTs keine Auffälligkeiten zeigen. Diese beiden Schlüsse legt eine jüngst im Fachjournal Jama veröffentlichte Studie eines Medizinerteams um Meiyun Wang von der Universität Zhengzhou nahe.

Das Forscherteam hatte einen Cluster von fünf Patienten aus der Stadt Anyang unter die Lupe genommen und die Übertragungswege nachvollzogen. Jene fünf Patienten haben sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bei einer 20-jährigen Frau – Patientin 1 – aus Wuhan angesteckt, die am 10. Januar nach Anyang reiste und sich dort sofort mit Verwandten traf: den Patienten 2 und 3. Am 13. Januar besuchte sie mit fünf Verwandten, darunter Patient 2 und 3 sowie die Patienten 4 bis 6, einen Verwandten, der in Anyang im Krankenhaus lag – nicht wegen des Coronavirus, bis dato gab es noch keinen gemeldeten Fall in dem Krankenhaus. Anyang liegt rund 700 Kilometer entfernt von Wuhan und war zu dem Zeitpunkt noch nicht von der Epidemie betroffen. Von den fünf infizierten Patienten hatte keiner vorher Kontakt zu einer Person, die zuvor in Wuhan oder Hubei war – bis auf Patient 1.

Nacheinander erkrankten die Verwandten der 20-jährigen in den folgenden Tagen an Covid-19: Der erste Patient zeigte bereits am 17. Januar Symptome – und er gehörte nicht zu den beiden Menschen, die sie schon am 10. Januar traf, sondern zu den Verwandten aus dem Krankenhaus. Jene beiden Verwandten, die sie bereits am 10. Januar traf, erkrankten am 23. und am 26. Januar. Die beiden anderen Verwandten vom Krankenhausbesuch erkrankten am 25. Januar. Während alle fünf mit aller Wahrscheinlichkeit von ihr angesteckten Personen um sie herum krank wurden, blieb Patientin 1 symptomfrei. Und nicht nur das: Nachdem alle Verwandten, die mit ihr in Kontakt waren, erkrankten, wurde die Frau isoliert und überwacht. Am 26. Januar, dem Tag des Beginns der letzten Erkrankung, unterzog sie sich einem PCR-Test auf CoV-2. Der war negativ.

Einen Tag später, am 27. Januar, führten die Ärzte bei der Frau eine Lungen-CT durch. Auch die ergab keinerlei Auffälligkeiten. Am Tag darauf wurde sie erneut mittels PCR-Test auf das Virus untersucht, diesmal positiv. Zwei weitere PCR-Tests am 5. und 8. Februar waren dann wieder negativ. Die negativen Test könnten natürlich falsche Ergebnisse geliefert haben, derartige Berichte gab es in Einzelfällen bereits vorher. Allerdings ist die Quote von drei negativen zu einem positiven Ergebnis mindestens ungewöhnlich.

Unterdessen waren die Test bei allen fünf von ihr angesteckten Patienten bereits nach einem Tag positiv. Auch deren Lungen-CTs zeigten eindeutige Ergebnisse. Bei drei der fünf verlief die Krankheit moderat, sie hatten Fieber und Atemprobleme. Zwei der Fälle verliefen hingegen ernsthaft: Sie erkrankten an einer schweren Lungenentzündung.

Der 20-jährigen Frau ging es unterdessen gesundheitlich gut. „Bis zum 11. Februar wurde bei ihr weder eine erhöhte Temperatur gemessen, noch hat sie selbst von Fieber berichtet“, schreibt das Ärzteteam in der Studie. „Auch Verdauungs- oder Atemwegsprobleme, inklusive Husten und trockenem Hals, wurden weder von ihr berichtet noch von den behandelnden Ärzten festgestellt.“ Erst danach begann sie Krankheitssymptome zu zeigen. Die Studienautoren interpretieren ihre Erkenntnisse selbst als Warnsignal: „Falls die Ergebnisse dieser Untersuchung einer mutmaßlichen Übertragung durch einen asymptomatischen Träger reproduzierbar sind, würde sich die Eindämmung von Covid-19 als schwierig herausstellen“, drücken sie es wissenschaftlich-nüchtern aus. „Der Mechanismus, über den asymptomatische Träger sich mit dem Coronavirus anstecken und ihn übertragen, muss weiter untersucht werden.“

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