Studien liefern neue Daten

Typ-I-Diabetes durch Covid-19?

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Berlin -

Die umfangreichen Folgen einer Covid-Infektion sind noch immer nicht abschließend geklärt. Zwischenzeitlich stand im Raum, dass die Erkrankung die Entstehung von Typ-I-Diabetes begünstigen könnte – vor allem Kinder sind von ihr betroffen. Neue Daten liefern jedoch vielmehr Hinweise dafür, dass sich die Erkrankungszahlen lediglich verzögert haben.

In einigen Ländern konnten Diabetolog:innen seit der Corona-Pandemie einen ungewöhnlich hohen Zuwachs an Typ-I-Diabetes-Neuerkrankungen verzeichnen. Sars-CoV-2 steht daher bereits länger im Verdacht diesen Diabetes-Typ auslösen zu können. Unter anderem hatte auch eine Studie aus den USA den Anstieg von Diabetesneuerkrankungen nach einer Covid-Diagnose ermittelt. Die Diagnose wurde bei Kindern meist erst nach Auftreten einer lebensbedrohlichen Ketoazidose gestellt.

Erst geringere Zahlen, dann Aufhol-Effekt

Doch neuere Daten bestätigen den Zusammenhang nicht: Eine im Fachjournal „JAMA Network Open“ vorgestellte Auswertung einer bevölkerungsweiten Analyse liefert keine Hinweise dafür, dass Covid-19 die Neuentstehung von Typ-I-Diabetes bei Kindern triggern kann.

Das „Institute for Clinical Evaluative Sciences“ in Toronto hat verschiedene Daten unter die Lupe genommen. Unter anderem zeigen die Daten der staatlichen Gesundheitsfürsorge, dass es in der kanadischen Provinz Ontario beispielsweise zunächst zu einer geringeren Neuerkrankungs-Quote gekommen ist. Erst später konnte dann wieder ein Anstieg verzeichnet werden.

Zwar wird im kanadischen Register nicht zwischen Typ-I- und Typ-II-Diabetes unterschieden – allerdings kommt letzterer bei Kindern praktisch nicht vor. Er wird deshalb häufig auch als „Altersdiabetes“ bezeichnet. Das Team fand heraus, dass es zwischen März und Mai 2020 zunächst zu weniger Diabetes-Neuerkrankungen bei Kindern kam. Teilweise lagen die Zahlen 32 Prozent unter dem zu erwartenden Durchschnitt.

Arztbesuche durch Lockdown verzögert

Die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass es durch den Lockdown dazu gekommen ist, das der Besuch beim Arzt/bei der Ärztin länger als gewöhnlich hinausgezögert wurde. Erst nach einiger Zeit wurden die Kinder dann vorgestellt und die Diagnose bestätigt. Zwar kam es dadurch zu einem Nachholeffekt – allerdings hätten sich die Erkrankungszahlen insgesamt über den Pandemie-Zeitraum nicht verändert.

In Deutschland werden die pädiatrischen Diabetes-Neuerkrankungen zum Großteil in der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumenta­tion (DPV) erfasst. Die Zahlen zeigen einen Anstieg von 15 Prozent im Laufe der Corona-Pandemie. Ob es hier ebenfalls lediglich zu einer Verschiebung gekommen ist, bleibt unklar. Die Daten sind also nach wie vor widersprüchlich.

Besonderheiten bei Diabetes nach Corona?

Der Fall eines 19-Jährigen hatte im Herbst 2020 gezeigt, dass es womöglich zu Besonderheiten beim Typ-1-Diabetes nach Covid-19 kommen könnte: Normalerweise lassen sich bei Typ-1-Diabetikern Autoantikörper gegen die sogenannten „Inselzellen“, Glutaminsäure-Decarboxylase, Tyrosinphosphatase, Insulin oder den Zinktransporter 8 nachweisen. Dies war bei dem Patienten jedoch nicht der Fall. Außerdem ließ sich keine genetische Veranlagung für Typ-1-Diabetes ermitteln. Die Ärzt:innen vermuten daher, dass der Typ-1-Diabetes unmittelbar mit der Covid-19-Erkrankung zusammenhängt. Denn auf den insulinproduzierenden Betazellen befinden sich ACE-2-Rezeptoren, von denen bekannt ist, dass sie die Eintrittspforte für Sars-CoV-2 in den Körper darstellen. Dadurch könnte der Ausbruch des Diabetes erklärt werden. Einen Beweis für die Theorie gibt es jedoch nicht.

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