Übertragung von Sars-CoV-2

Toilettenspülung als Keimschleuder?

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Berlin -

Als Übertragungsmedium von Sars-CoV-2 kommen derzeit vor allem Tröpfchen und Aerosole infrage, die beim Husten, Niesen oder Sprechen verbreitet werden. Forscher aus China haben nun eine weitere mögliche Übertragungsquelle gefunden – öffentliche Toiletten könnten demnach ein Ansteckungsrisiko bergen. Experten halten den Übertragungsweg zwar für möglich, gehen jedoch von einem relativ geringen Ansteckungsrisiko aus. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Physics of Fluids“ veröffentlicht.

Bereits seit Beginn der Pandemie wurde immer wieder auch die Übertragung des Virus über den Stuhl diskutiert. Zwar konnte in einigen Fällen Sars-CoV-2 in den Ausscheidungen nachgewiesen werden, unklar war in jedoch, ob diese Viren infektiös sind und die Mengen für eine fäkale Ansteckung ausreichen. Die chinesischen Forscher haben sich nun mit der Entstehung und Verbreitung von Aerosol-Wolken auf öffentlichen Toiletten beschäftigt: Durch das Betätigen der Spülung würden demnach Viruspartikel als Schwebeteilchen in die Umgebungsluft gelangen und ein Infektionsrisiko beim Einatmen darstellen.

Ein Strudel aus Viruspartikeln

Für die Darstellung verwendeten die Physiker verschiedene Computermodelle, die die Wasser- und Luftströmungen beim Spülen mit verschiedenen Toilettenarten nachahmen. Durch die Spülung entstehen schließlich Verwirbelungen, die für Aerosol-Wolken über der Toilette sorgen. Die infektiösen Schwebeteilchen sollen dabei über eine Minute lang bis zu knapp einem Meter hochsteigen und können so eingeatmet werden oder sich auf den Oberflächen anlagern.

Besonders schnell würden sich solche Aerosole bei Toiletten bilden, die zwei Wassereinflüsse besitzen. „Man kann davon ausgehen, dass diese Geschwindigkeit noch höher ist, wenn eine Toilette häufig benutzt wird, so etwa bei einer Familientoilette oder einer öffentlichen Toilette in einem dicht besiedelten Raum“, erläutert Co-Autor Ji-Xiang Wang. Um eine Verbreitung der Aerosol-Wolken zu vermeiden, sollte daher vor dem Spülen der WC-Deckel geschlossen werden – das Problem: Viele Toiletten besitzen keinen Deckel.

Übertragungsweg nicht ausgeschlossen

Professor Dr. Clemens Wendtner, Infektiologe und Chefarzt amMünchen Klinik Schwabing, hält „ein derartiges Spreading“ nicht für ausgeschlossen. Gemeinsam mit Professor Dr. Christian Drosten hatte er bereits den Infektionsverlauf von deutschen Patienten rekonstruiert und gezeigt, dass das neue Coronavirus sich auch im Magen-Darm-Trakt vermehren kann. Obwohl sie keine infektiösen Partikel im Stuhl nachweisen konnten, könne nicht ausgeschlossen werden, dass auch fäkale Ausscheidungen ein Risiko darstellen, wie auch Forscher aus den USA erklären.

In einer Metaanalyse mit 29 Studien nahmen sie die Symptome von mehr als 4800 Patienten unter die Lupe: Mehr als 10 Prozent litten unter Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall und Erbrechen – bei etwa 40 Prozent konnte Sars-CoV-2 im Stuhl nachgewiesen werden. Doch nur eine der Studien konnte lebensfähiges Virusmaterial nachweisen, allerdings auch nur in zwei von 153 Proben.

Fäkale Ansteckung als „Nebenschauplatz“

Mit Blick auf das Ansteckungsrisiko stelle die Toiletten­problematik derzeit eher einen Nebenschauplatz dar, erläutert Wendtner. Dennoch solle man vor allem auf öffentlichen Toiletten auf die Hygiene achten: So solle man sich beispielsweise nicht auf die Toilettenbrillen setzen und gängige Hygieneempfehlungen beachten. Weitaus relevanter sei dennoch die Abstandsregeln im öffentlichen Raum einzuhalten und Massenveran­staltungen zu vermeiden.

 

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