Stiko will Corona-Impfung für Kinder genau prüfen dpa, 12.05.2021 07:55 Uhr
Impfangebote für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren bis zum Ende der Sommerferien – das Ziel ist klar formuliert. Doch ist es realistisch? Einige drücken auf die Bremse.
„Wir wollen in jedem Fall die Daten zur Impfung von Kindern genau prüfen, bevor eine generelle Impfempfehlung für Kinder gegeben werden kann“, sagte Thomas Mertens der Zeitung „Die Welt“ (Mittwoch). „Derzeit diskutierte Argumente wie Urlaub können nicht die primären entscheidungsrelevanten Argumente der Stiko sein.“ Wenn die Zulassung für Kinder von 12 bis 15 Jahren erteilt sei, „dann sollten tatsächlich Kinder mit schweren Vorerkrankungen zuerst geimpft werden“.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Dienstag bekräftigt, dass bis zum Ende der Sommerferien den 12- bis 18-Jährigen in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden soll. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) stellte in Aussicht, dass sie noch im Mai über eine Zulassung des Impfstoffs von Biontech und Pfizer für Jugendliche entscheiden könnte.
Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, zweifelt an den Zeitplänen für die Corona-Impfungen bei Kindern. Nach einer möglichen EMA-Zulassung geht er davon aus, dass die Zustimmung der Stiko einige Zeit dauern könnte. „Deswegen halte ich die derzeit verkündeten Zeitpläne mit Terminen im Spätsommer für überambitioniert“, sagte Fischbach der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). „Am Ende wollen wir die Kinder mit einem zugelassenen und sicheren Impfstoff impfen. Wir wollen keine Notfallzulassung, und es darf auch keine Impfpflicht geben.“
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, betonte, dass der Impfstart bei Kindern und Jugendlichen gut vorbereitet werden müsse. „Sonst habe ich die Sorge, dass er sich verzögert“, sagte er dem „Handelsblatt“. Die Jugend brauche eine klare Perspektive, etwa für einen normalen Schulalltag. Grundsätzlich sei eine Impfaktion unter Kinder und Jugendlichen schnell zu schaffen, Gassen sieht neben den niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten dabei auch den öffentlichen Gesundheitsdienst in der Verantwortung. „Gemeinsam ist das in relativ kurzer Zeit zu schaffen“, erklärte Gassen. So könnten beispielsweise Reihenimpfungen auch in den Schulen organisiert werden. „Nur so können wir viele Jugendlichen auf einen Schlag impfen.“