Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat sich für parallele Impfungen gegen Covid-19 und Influenza ausgesprochen. Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mitteilt, wurde ein entsprechender Entwurf in das Stellungnahmeverfahren gegeben. Außerdem sollen Personen mit einer Immundefizienz eine Auffrischimpfung erhalten.
Laut Stiko können alle Totimpfstoffe simultan mit einer Covid-19-Impfung verabreicht werden, sodass kein zeitlicher Abstand zwischen beiden Impfungen mehr eingehalten werden muss.
„Unter der Voraussetzung, dass eine Indikation zur Impfung sowohl gegen Influenza als auch gegen Covid-19 besteht, ist die gleichzeitige Verabreichung der beiden Impfstoffe möglich“, zitiert die KBV aus dem Entwurf. Die Injektion solle in der Regel an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen.
Die Stiko weist demnach darauf hin, dass bei einer gleichzeitigen Anwendung häufiger Impfreaktionen auftreten können als bei der getrennten Gabe. Umfangreiche Erfahrungen mit anderen Impfstoffen zeigten jedoch, dass die Immunantwort und das Nebenwirkungsprofil nach gleichzeitiger Verabreichung verschiedener Impfstoffe im Allgemeinen dem bei jeweils alleiniger Anwendung entsprächen.
Bisher galt ein Mindestabstand von 14 Tagen, was laut Stiko vor allem eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund der neuartigen mRNA-Technologie sein sollte: Mögliche Nebenwirkungen oder Komplikationen sollten klar zugeordnet werden können und nicht durch mögliche Reaktionen auf gleichzeitig verabreichte andere Impfstoffe überlagert werden.
Zwar lägen noch keine publizierten Ergebnisse zur simultanen Anwendung der in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffe. Mittlerweile gebe es aber umfangreiche Daten zu ihrer Sicherheit und Verträglichkeit. Unveröffentlichte Daten aus dem Vereinigten Königreich zeigten außerdem „keine erhöhte Reaktogenität bei gleichzeitiger Anwendung“.
Die KBV begrüßt die Entscheidung rechtzeitig zu Beginn der saisonalen Grippeimpfungen. „Dies entzerrt die Impfterminvergabe in den Praxen für die Patientinnen und Patienten, die gegen Influenza und gegen Covid-19 geimpft werden sollen“, betonte der stellvertretene Vorstandsvorsitzende, Dr. Stephan Hofmeister. Diese Patientinnen und Patienten müssten so nicht ein zweites Mal einbestellt werden.
Die Stiko sieht die Gefahr, dass die Grippesaison 2021/22 wieder stärker ausfallen könnte. „Da die Risikogruppen für schwere Verläufe von Covid-19 und Influenza überlappen, ist unter diesen Umständen ein umfassender Influenza-Impfschutz in allen von der Stiko definierten Zielgruppen in den kommenden Monaten essenziell.“
Laut Stiko sollte allen Personen mit einer Immundefizienz, zum Beispiel Krebspatienten unter aktiver Chemotherapie oder Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz, sechs Monate nach der Grundimmunisierung eine zusätzliche Impfstoffdosis eines mRNA-Impfstoffs als Auffrischimpfung angeboten werden.Eine Stiko-Empfehlung generell zu Auffrischimpfungen steht noch aus.
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