Stiko: Corona-Impfungen nur für vorerkrankte Kinder dpa/APOTHEKE ADHOC, 10.06.2021 16:47 Uhr
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat in der Pandemie keine generelle Impfempfehlung für gesunde Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen gegen das Coronavirus aber für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen, wie aus dem jüngsten Bulletin des Robert Koch-Instituts hervorgeht.
Nachdem Biontech die Zulassungserweiterung für die Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen erhalten hatte, äußerte sich die Stiko zunächst verhalten zu einer generellen Impfempfehlung für Jugendliche. Im aktuellen epidemiologischen Bulletin ist die aktuelle Empfehlung nun enthalten. Die Kommission spricht keine generelle Impfempfehlung für Kinder- und Jugendliche aus. Die Immunisierung sollte nur bei bestimmten vorerkrankten Patient:innen erfolgen.
„Die Stiko empfiehlt bei Kindern und Jugendlichen mit Vorerkrankungen aufgrund eines anzunehmenden erhöhten Risikos für einen schweren Verlauf der Covid-19-Erkrankung eine Impfung mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty (Biontech). Der Einsatz von Comirnaty bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 – 17 Jahren ohne Vorerkrankungen wird derzeit nicht allgemein empfohlen, ist aber nach ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch und Risikoakzeptanz möglich“, heißt es im Bulletin. Entscheidet sich der Arzt/die Ärztin gemeinsam mit dem/der Patient:in für eine Impfung, so bleibt der bisher empfohlene Impfabstand bestehen. Es sollte drei bis sechs Wochen nach der Erstimpfung erneut geimpft werden.
Folgende Gruppen stuft das RKI in Risikogruppen für einen schweren Verlauf ein:
- Adipositas (> 97. Perzentile des Body Mass Index (BMI))
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Bei Kindern wird anders als bei Erwachsenen nicht allein der BMI bei der Frage nach Übergewicht herangezogen. Hier werden alters- und geschlechtsabhängige BMI-Perzentile zur Definition von Grenzwerten verwendet werden. Ab der 90. Perzentile liegt Übergewicht vor. Bei Werten über 97 lässt sich Adipositas diagnostizieren.
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- angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression
- angeborene zyanotische Herzfehler (O2-Ruhesättigung < 80 Prozent)
- schwere Herzinsuffizienz
- schwere pulmonale Hypertonie
- chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Einschränkung der Lungenfunktion
- chronische Niereninsuffizienz
- chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen
- maligne Tumorerkrankungen
- Trisomie 21
- syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung
- Diabetes mellitus
„Es geht um eine Abwägung von Nutzen und möglichem Risiko“, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens. Die Wirkung der Impfung für 12- bis 17-Jährige sei dabei unbestritten. „Die Schutzwirkung ist sehr gut“, betonte Mertens. Durch die relativ kleine Gruppe von rund 1100 Kindern und Jugendlichen in der Zulassungsstudie und einen Beobachtungszeitraum von nur zwei Monaten seien aber mögliche schwere Nebenwirkungen nicht hinreichend auszuschließen. Dazu sei das Risiko für 12- bis 17-Jährige, schwer an Covid-19 zu erkranken, sehr gering. „Wir hatten in dieser Altersgruppe in Deutschland bisher nur zwei Todesfälle“, berichtete Mertens. In beiden Fällen hätten schwerste Vorerkrankungen vorgelegen. „Unsere Abwägung muss jeder verstehen“, ergänzte er. „Es ist eine sachgerechte Empfehlung.“