Neue Corona-Strategie für kalte Jahreszeit

Spahn: Mit Fieberzentren gegen Corona-Winter

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Berlin -

Mit sogenannten Fieberambulanzen und besonderen Schutzvorkehrungen für Risikogruppen will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn das Land für den befürchteten Anstieg der Corona-Infektionszahlen in der kühleren Jahreszeit wappnen. Für Patienten mit klassischen Atemwegssymptomen, die auf eine Corona- oder Grippeinfektion hindeuten, solle es zentrale Anlaufstellen geben, sagte Spahn der Rheinischen Post. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will angesichts steigender Corona-Fälle in München eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen verhängen.

Spahn setze darauf, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen solche „Fieberambulanzen“ vor Ort anbieten würden: „Konzeptionell gibt es die schon – sie sollten im Herbst idealerweise flächendeckend zugänglich sein.“ Um Gefahren für Risikogruppen zu minimieren, soll es Spahn zufolge spezielle Maßnahmen geben. „Wichtig ist, dass wir die besonders betroffenen Risikogruppen weiter besonders schützen und die Konzepte dafür im Alltag wieder schärfen“, sagte der CDU-Politiker. „Deshalb werden präventive Reihentests in den sensiblen Bereichen wie zum Beispiel Pflegeheime ein fester Bestandteil der Teststrategie für Herbst und Winter. Dort müssen wir den Eintrag des Virus verhindern. Es gilt weiter höchste Wachsamkeit.“

Spahn erwartet, dass in Abstimmung mit den Ländern bis Mitte Oktober feststehen dürfte, wie die allgemeine Teststrategie für den Herbst und Winter weiterentwickelt wird. Antigen-Schnelltests seien ebenso vorgesehen wie neue Vorgaben des Bundesinnenministeriums zur Quarantäne-Zeit für Rückkehrer aus Risikogebieten. Spahn erklärte weiter, dass die Testkapazitäten enorm hochgefahren worden seien. „Allein in den letzten vier Wochen wurde etwa ein Drittel aller Tests seit Beginn der Pandemie gemacht.“ Bis zum Herbst soll zudem ein Konzept erarbeitet werden für den Start von Corona-Schutzimpfungen nach der Zulassung eines Impfstoffes.

Bayerns Ministerpräsident Söder hält eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen in München für möglich. Er habe sehr gemischte Gefühle, etwa wenn er sich die Bilder von wilden Oktoberfest-Ersatzfeiern wie am Wochenende auf dem Viktualienmarkt in München ansehe. Daher wolle er mit der Stadt über einen Mund-Nasen-Schutz beraten, sagte der CSU-Chef: „Ich will keinem die Freude nehmen.“ Aber angesichts der hohen Infektionszahlen in München sollten Freude und Vernunft besser zusammengehen.

Zudem soll das Gesundheitsamt der Stadt künftig durch die Bundeswehr unterstützt werden. „Wir werden die Bundeswehr bitten, 100 Leute zur Verfügung zu stellen, um die Nachverfolgung zu verbessern." Am Sonntag erreichten die Corona-Zahlen in München den Wert von 55,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche. Söder sprach in diesem Zusammenhang von starkem Leichtsinn einiger. „München hat sehr hohe Zahlen, zu hohe Zahlen.“ Sorgen bereiteten ihm nicht professionell organisierte Veranstaltungen. „Das Problem sind die privaten Feiern“, sagte er. „Wenn die Vernunft nicht hilft, dann muss gesteuert werden.“ Ziel sei es, den Betrieb in Schulen und Kitas bayernweit weiter zu ermöglichen und die Wirtschaft vor weiteren Einschränkungen zu bewahren.

Im Fall einer Verschärfung der Corona-Lage in Deutschland ist aus Sicht des Virologen Christian Drosten künftig nicht zwangsläufig mit einer Neuauflage des Lockdowns vom Frühjahr zu rechnen. „Es ist natürlich so, dass man nicht immer gleich einen deutschlandweiten oder regionalen Lockdown braucht, weil man jetzt schon ein paar Sachen besser weiß“, sagte der Charité-Professor der Deutschen Presse-Agentur. Er glaube, dass in Zukunft eher bestimmte Sparten des Alltags- und Berufslebens von Einschränkungen betroffen sein könnten. Damit verbunden sei aber auch die Frage nach Kompensation, wenn es wirtschaftliche Auswirkungen gebe.

Drosten bekräftigte gleichzeitig, dass er von einer weiteren Zunahme der Fälle ausgeht. Nach Mitteln gegen Ermüdungserscheinungen in der Bevölkerung bezüglich der Pandemie und den Verhaltensregeln gefragt sagte er: „Ich glaube, es sind eigentlich zwei Dinge, die dazu führen werden, dass die Allgemeinheit sich wieder mehr auch dieser Coronavirus-Thematik zuwendet und den Maßnahmen.“ Zum einen sei sorgfältige Kommunikation von Politik und Wissenschaft wichtig. „Der andere Effekt wird leider durch das Virus selbst kommen: Das Virus wird sich die Aufmerksamkeit wieder holen, weil einfach wieder Fälle kommen werden.“

 

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