Nach massiver Kritik an den chaotischen Lieferungen der Corona-Impfstoffe hat der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Ländern neue Listen zur Verfügung gestellt. Diese weichen erheblich von den bisherigen Ankündigungen ab und zeigen, wie verzweifelt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) versucht, Lücken zu stopfen.
Nach Verhandlungen mit dem Hersteller Moderna kann eine Lieferung von zehn Millionen Dosen aus dem dritten Quartal 2022 auf Dezember vorgezogen werden, wie aus Informationen des BMG für die Bund-Länder-Beratungen am Donnerstag hervorgeht. Dies entspricht 20 Millionen Booster-Dosen, da bei Moderna dafür eine halbe Dosis gespritzt wird. Zudem sollen acht Millionen Moderna-Dosen zusätzlich im Dezember kommen – weil die Abgabe zugesagter Dosen an andere Länder über die internationale Initiative Covax langsamer läuft.
Nachjustiert werden sollen nun auch Lieferungen des Impfstoffes von Biontech. Nach einer Vereinbarung mit dem Hersteller könne ein Teil der wochenweise aufgeteilten Lieferungen für Dezember vorgezogen werden, erläuterte das Ministerium. In dieser Woche werden 2,9 Millionen Dosen zusätzlich an den Bund geliefert, sodass die Lieferungen an die Impfstellen in der Woche vom 13. Dezember dadurch auf fünf Millionen Dosen aufgestockt werden können. Die Praxen haben allerdings bereits bestellt und können nicht nachordern.
In der kommenden Woche kommen wie geplant weitere 2,9 Millionen Dosen, die für KW 50 geplante Lieferung von 2,9 Millionen entfällt dann allerdings. Für KW 51 und KW 52 waren ohnehin keine Lieferungen eingeplant gewesen.
Das Ministerium verhandelt zudem mit anderen EU-Ländern, die ihre Biontech-Dosen aktuell nicht komplett benötigen. Ziel sei, zwei bis drei Millionen zusätzliche Dosen im Dezember übernehmen zu können, heißt es in den Informationen, die Spahn an die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) sandte. Bei vielen Ärzten und anderen Impfstellen hatte es Proteste ausgelöst, dass der Bund für den meistgenutzten Impfstoff von Biontech kürzlich Bestell-Obergrenzen eingeführt hatte – da sich die Lager sonst zu schnell zu leeren drohten.
Das Ministerium betonte zugleich, dass das bestehende Verteilsystem sich insgesamt bewährt habe – mit „eingespieltem Zusammenwirken“ von Herstellern, Zentrallager bei der Bundeswehr, Pharmagroßhandel und Apotheken. Kein anderes System hätte in so kurzer Zeit diese Mengen bei einem so sensiblen und extrem temperaturabhängigen Produkt binnen vier Wochen ohne Qualitätseinbußen im Handling verzehnfachen können.
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