Krisenmanagement

Coronavirus: Spahn schaltet Zeitungsanzeigen

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Berlin -

Angesichts wachsender Besorgnisse in der Bevölkerung über die Ausbreitung des Coronavirus und beginnender Hamsterkäufe versucht die Bundesregierung, mit einer Informationskampagne Panikreaktionen entgegenzuwirken: „Die Meldungen überschlagen sich“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montagmittag in Berlin, „das macht vielen Bürger Angst und Sorge.“ Das könne er gut verstehen. Wichtig sei aber, die „Gefahr realistisch“ einzuschätzen und Unsicherheiten abzubauen. Daher werde die Bundesregierung ihre Informationskampagne weiter hochfahren. Heute sind laut Spahn in fast allen Tageszeitungen Anzeigen geschaltet worden.

Laut Professor Dr. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), entwickelt sich das Corona-Geschehen weiterhin dynamisch. Allerdings seien die gemeldeten Fallzahlen aus China erstmals „glaubwürdig“ gesunken. Aktuell gibt es laut RKI in China 80.170 Corona-Fälle. 2915 Erkrankte sind gestorben.

Weltweit sind inzwischen 64 Länder betroffen. Hinzugekommen sind am Wochenende Armenien, die Dominikanische Republik, Indonesien und Tschechien. Außerhalb Chinas gibt es zusammen 8898 Corona-Fälle. Darunter sind 285 schwere Krankheitsverläufe. Seit gestern sind 1884 neue Fälle gemeldet worden. In Europa sind am Wochenende laut RKI 1800 neue Meldungen eingegangen. 134 Menschen sind in Europa am Corona-Virus gestorben.

Laut RKI sind aktuell in Deutschland 150 Corona-Fälle bestätigt, darunter 86 in NRW, 26 in Bayern und 19 in Baden-Württemberg. Insgesamt sind zehn Bundesländer betroffen. In 140 Corona-Fällen konnte die Infektion zurückverfolgt werden, entweder nach China oder Italien. In zehn Fällen ist der Infektionsweg unbekannt. Das RKI hat aufgrund dieser Daten das Corona-Risiko auf „mäßig“ eingestuft. Allerdings räumte Wieler ein, dass nicht genügend Daten für die Einschätzung der Schwere der Erkrankung vorlägen.

Laut Virologe Professor Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité liegt die Sterblichkeit einer Corona-Infektion bei 0,3 bis 0,7 Prozent. Das sei niedriger als bei einer Grippeinfektion: „Worüber sorgen wir uns eigentlich?“, so Drosten. In den sozialen Medien beobachte er „viel Drama“. Er sehe dafür keinen Grund. Mit 5 bis 10 Prozent liege die sekundäre Attackrate des Corona-Virus unterhalb einer Influenza. Berichte über eine Mehrfachinfektion einer japanischen Patientin wollte RKI-Präsident Wieler nicht bestätigen. Die Frage der Immunität gegen eine erneute Infektion lasse sich noch nicht beantworten.

Laut Drosten hängen die gesellschaftlichen Konsequenzen der Corona-Infektion insbesondere von der Geschwindigkeit der Ausbreitung ab. Es mache einen Unterschied, ob die Zahlen sprunghaft stiegen oder nach und nach. „Das Tempo der Ausbreitung ist nur ganz schwer abzuschätzen“, so Drosten. Viele milde Krankheitsverläufe wie zur Zeit seien kein Problem. Laut Spahn setzt die Corona-Welle das Gesundheitssystem „unter Stress“. Alles hänge davon ab, wie schnell das Virus sich verbreite. Einig waren sich die Experten, dass die Gesundheitsämter von Städten und Gemeinden gut auf die Situation vorbereitet sind. Es bestehe auch kein Grund, vorschnell Veranstaltungen abzusagen. In jedem Fall sei eine Risikoeinschätzung nach den RKI-Kriterien sinnvoll.

Laut Spahn ist auch keine pauschale Aussage zu kompletten Firmenschließungen zu treffen. Jedes Unternehmen müsse einen Pandemieplan haben und ihre Lage individuell bewerten. Das Bundeswirtschaftsministerium und Bundesfinanzministerium befassen sich laut Spahn mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise unter anderem mit der Frage, ob ein Entschädigungsfonds eingerichtet wird. Erfolgt eine Absage aufgrund einer behördlichen Anordnung, „übernimmt die öffentliche Hand die Kosten“, erklärte der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes, René Gottschalk.

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