Im Live-Talk beantwortet Gesundheitsminister Jens Spahn gemeinsam mit seinen Gästen Professor Karl Broich, Professor Klaus Cichutek, Dr. Lisa Federle, Professor Thomas Mertens und Professor Lothar H. Wieler die Fragen der Bevölkerung zum Thema Testen und Impfen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht davon aus, dass Ende April/Anfang Mai 80.000 bis 100.000 Arztpraxen Coronavirus Impfungen verabreichen könnten. Nach Ostern werde man beginnen, auch Hausärzte in die Impfkampagne einzubeziehen, sagte Spahn. Derzeit impfen Hausärzte nur in Modellprojekten mit.
An der geplanten Ausweitung auf Hausärzte sollen laut Spahn zunächst bis zu 50.000 Praxen beteiligt sein. Betriebsärzte sollen erst nach Hausärzten dazu kommen, sagte Spahn. „Ich kann halt nur um Geduld bitten. Noch ist es zu knapp“, sagte er über den verfügbaren Impfstoff. Er finde es schwierig, jüngere Mitarbeiter von Unternehmen zu impfen, solange die Älteren noch nicht geschützt seien.
Neben den Praxen würden auch die Impfzentren weiter gebraucht, sagte Spahn. „Beides hat seine Berechtigung.“ Während Hausärzte Impfsprechstunden für ihre Patientinnen und Patienten anbieten könnten, seien Impfzentren gut geeignet, um etwa bestimmte Berufsgruppen im großen Stil zu impfen.
Der Berliner Arzt Hans-Joachim Hindenburg beklagte übermäßige Bürokratie beim Impfen. „Für jeden Patienten muss ich vier Unterschriften leisten“, berichtete er. Anna Wessel, ebenfalls Medizinerin aus Berlin, sagte: „Wir laden Patienten ein, und gleichzeitig kriegen sie drei Tage später eine Einladung von den Impfzentren.“ Das schaffe Verwirrung. Spahn erwiderte: „Das werden wir nicht auflösen können.“ Denn in Deutschland gebe es keine zentrale Impfdatei.
Mit Blick auf das Infektionsgeschehen warnte Spahn, die Intensivstationen füllten sich derzeit wieder mit Covid-19-Patienten. Darunter seien aber weniger ältere Menschen. „Man sieht, impfen wirkt.“ Dennoch seien weitere Wochen zu überbrücken. „Das kann noch mal sehr, sehr schwierig werden bis weit über die Belastungsgrenze hinaus, wenn wir diese Welle nicht brechen“, warnte er und sagte, dass er einen weiteren Lockdown von 10 bis 14 Tagen für erforderlich halte. „Wenn wir die Zahlen nehmen, auch die Entwicklungen heute, brauchen wir eigentlich noch mal 10, 14 Tage mindestens richtiges Runterfahren unserer Kontakte, unserer Mobilität.“
Unterdessen sieht der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) die derzeit laufende Prüfung neuer Covid-19-Impfstoffe mit Hoffnung. Derzeit prüfe die europäische Zulassungsbehörde EMA drei weitere Präparate in einem «Rolling-Review-Verfahren», sagte Klaus Cichutek. Dies seien ein mRNA-Impfstoff des Tübinger Unternehmens Curevac, das russische Präparat Sputnik V sowie ein Vakzin des Unternehmens Novovax. Spahn ergänzte, voraussichtlich ab Mitte April werde der bereits zugelassene Impfstoff von Johnson & Johnson zum Einsatz kommen, allerdings anfangs noch in geringen Mengen.
PEI-Präsident Cichutek betonte zudem, das Institut beobachte etwaige Nebenwirkungen nach Covid-19-Impfungen sehr aufmerksam. „Die Glocken läuten, wenn es notwendig ist“, betonte Cichutek unter Verweis auf die zeitweilige Aussetzung der Impfungen mit dem AstraZeneca-Präparat nach mehreren Fällen von Hirnvenenthrombosen.
APOTHEKE ADHOC Debatte