Siemsen kritisiert Spahn dpa, 15.12.2020 15:10 Uhr
Am ersten Tag der kostenlosen Ausgabe von FFP-2-Masken für ältere Menschen und Risikogruppen haben sich vor einigen Hamburger Apotheken am Dienstag Warteschlangen gebildet. „Wir haben ordentlich was zu tun, manche Apotheken haben keine Masken mehr“, sagte Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen.
Vor seiner eigenen Apotheke in Hamburg-Eilbek bildete sich am Dienstagmorgen eine lange Schlange, wie Siemsen berichtete. Zeitweise seien ihm sogar die FFP-2-Masken ausgegangen. Erst am Nachmittag konnte die Ausgabe demnach weitergehen, nachdem Masken aus einem externen Lager nachgeholt wurden.
Das Bundesgesundheitsministeriums (BMG) geht deutschlandweit von Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro und rund 27 Millionen Anspruchsberechtigten aus. „Das betrifft beispielsweise Menschen über 60 Jahren, Asthmatiker oder Herzkranke“, sagte der Geschäftsführer des Hamburger Apothekervereins, Thomas Friedrich. In Hamburg seien es etwa 600.000 Menschen.
Zu Problemen kam es am Dienstag vor allem, weil nur wenig Zeit für die Umsetzung geblieben war, wie Siemsen kritisierte. Letzten
Mittwoch erst habe er aus der Zeitung von den Plänen des Gesundheitsministers erfahren. „Mit einer besseren Vorbereitung hätten Risikopatienten nicht in langen Schlangen stehen müssen.“
Auch in vielen Apotheken in Schleswig-Holstein gab es einen enormen Andrang. „Hier ist die Hölle los“, sagte Kammerpräsident Kai Christiansen. Alleine in seinen beiden Apotheken in Gelting und Steinbergkirche im Kreis Schleswig-Flensburg hätten knapp 600 Kunden am Vormittag bereits rund 1800 FFP2-Masken erhalten. „Wir haben normal 200 Kunden am Tag“, sagte Christiansen. Andere Apotheker berichteten ebenfalls von enormem Andrang. „Die Menschen stehen Schlange.“ Gegen Ende der Woche werde sich die Lage voraussichtlich beruhigen. Apotheker seien kulant. „Sie verteilen die Masken großzügig.“
Ähnliches berichtet Axel Pudimat, Verbandschef in Mecklenburg-Vorpommern. In seiner Aesculap-Apotheke in Rostock Schlange waren 5000 Masken, die am Vortag eingetroffen waren, in Kürze weg. „Insgesamt haben wir 20.000 Masken bei drei Lieferanten bestellt, jetzt warten wir auf die nächste Lieferung“, sagte er.
Thomas Preis, Verbandschef in Nordrhein, sagt: „Die Patienten sind teilweise wirklich überglücklich und dankbar, nun eine Maske in den Händen zu halten, die bestmöglich schützt.“. Es bildeten sich mancherorts lange Schlangen, berichtete er. Die Patienten seien aber in der Regel sehr diszipliniert und verständnisvoll.
Den allermeisten Apotheken sei es gelungen, innerhalb kürzester Zeit die „logistische Meisterleistung zu stemmen“ und ausreichend Masken für die erste Nachfrage bereitzustellen, sagte Nina Grunsky, Sprecherin des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. Nur vereinzelt würden Apotheken auf Nachschub warten.
Weitere Lieferungen würden kontinuierlich erwartet, berichteten beiden Verbände. „Es besteht überhaupt kein Grund, die Apotheken zu stürmen“, sagte Preis. „Wir rechnen damit, dass nach und nach alle berechtigten Patienten bis Weihnachten ihre drei kostenlosen FFP2-Maksen erhalten haben.“ Er riet, die Abholung der Masken mit einem ohnehin geplanten Apothekenbesuch zu verbinden, um doppelte Wartezeiten zu vermeiden. „Viele haben auch durchaus einen hohen Beratungsbedarf, wie die Maske zu tragen ist und was es zu beachten gilt“, sagte er weiter.
In Bayern meldeten laut Verband mehrere Inhaber schon am späten Dienstagvormittag, dass die Vorräte ausgegeben seien. Ein Sprecher nannte als Ursache die „sehr kurze Vorlaufzeit“ für die Apotheken. Zudem gebe es Verzögerungen bei den Lieferungen der Hersteller. „Wir gehen aber davon aus, dass sich die Situation in den kommenden Tagen flächendeckend normalisieren und damit merklich entspannen wird.“
Abda-Sprecher Dr. Reiner Kern sagte: „Ein Patientenplus von 100 Prozent oder mehr war bis zum Mittag durchaus die Regel.“ Die meisten Apotheken hätten es geschafft, sich rechtzeitig Masken zu besorgen. „Bei vielen waren aber bis mittags die bereits beschafften Kontingente auch schon vergriffen“, so Kern. Neue Ware sollte es jedoch schon ab Mittwoch geben.
Aufgrund des erwartet hohen Andrangs hatten viele Apotheken zusätzliche Ausgabeplätze eingerichtet und sich personell verstärkt.
Nach ersten Informationen der Abda konnten Apotheken mit besonders großen Vorräten am Dienstag bereits gut ein Drittel der anspruchsberechtigten Stammkunden versorgen. „Das würde bedeuten, dass man den wesentlichen Teil der Risikopatienten noch vor Weihnachten weitgehend schafft“, sagte Kern.