Die Schutzwirkung der verschiedenen Maskenarten wird immer wieder diskutiert und analysiert. Bei einfachen OP-Masken nahm man bisher an, dass sie vor allem das Umfeld vor einer möglichen Tröpfcheninfektion mit Sars-CoV-2 schützen, falls der Träger infiziert ist. Eine Metaanalyse will nun zeigen, dass auch der Träger selbst von der Maske profitieren kann.
Die neuen Erkenntnisse zur Schutzwirkung von einfachen OP-Masken stammen von einem kanadischen Forscherteam der McMaster Universität Hamilton. Epidemiologe Holger Schünemann und sein Team fanden Hinweise darauf, dass die OP-Masken auch das Risiko des Trägers deutlich senken, sich mit dem neuartigen Coronavirus anzustecken.
„Nach unserer Analyse senken Masken das relative Risiko, sich zu infizieren, um etwa 80 Prozent", erläuterte Schünemann gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Das bedeutet: Wenn das Basisrisiko, sich anzustecken, bei etwa 50 Prozent liegt, wie es etwa für Chorproben beschrieben wurde, dann verringert es sich, wenn ich eine Maske trage, auf 10 Prozent. Ist das Basisrisiko ein Prozent, reduziert sich die Gefahr, sich anzustecken, auf 0,2 Prozent. Wir beziehen uns auf Daten für den einfachen chirurgischen Mundschutz, wie man ihn überall kaufen kann.“
Der deutsche Forscher ging bereits seit längerem von einer Schutzwirkung durch OP-Masken auch für den Träger aus – denn als im Krankenhaus praktizierender Arzt sind ihm die Masken gut bekannt. Seine Kollegen aus dem Bereich Infektionsschutz würden ihn beispielsweise dazu anhalten eine OP-Maske zu tragen, wenn er das Zimmer eines Patienten betrete, der möglicherweise eine virale Atemwegsinfektion habe. „In dem Fall geht es nicht um den Schutz des Patienten – der ist ja leider schon krank", meint der Epidemiologe. Überraschend sei für ihn jedoch gewesen, wie stark sich dieser Effekt in der Analyse darstellte. Eine solche Form des Eigenschutzes sei daher dem Forscher zufolge auch auf Kontakte außerhalb des Gesundheitssektors übertragbar.
Die durchgeführte Metaanalyse umfasst insgesamt 29 Studien. Dabei wurden Maskenträger mit Personen verglichen, die keinen Mund-Nasen-Schutz trugen. „Wenn es einen nachgewiesenen Infizierten gab, bestimmten die Forscher, wie viele andere Mitglieder des Haushalts sich angesteckt hatten, und verglichen die Haushalte mit und ohne Maskengebrauch. In anderen Studien wurden Infizierte im Nachhinein befragt, ob sie eine Maske getragen hatten."
Zwar seien die Ergebnisse der Untersuchung kein endgültiger Beweis, da es sich nicht um randomisierte Studien handle, allerdings gehen die Forscher dennoch davon aus, dass OP-Masken auch den Träger gut vor einer Tröpfcheninfektion bewahren können. Denn die ermittelte 80-prozentige Risikoreduktion sei über die verschiedenen Studien relativ konstant gewesen. „Nur nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin reicht das, auch wegen anderer Schwächen der Studien, eben nicht, um von mittlerer oder hoher Sicherheit zu sprechen.“
Einen endgültigen Beweis mithilfe von randomisierten Studien zu liefern sei kaum möglich, erklärt Schünemann. Denn dazu müssten sich beispielsweise einzelne Bezirke oder Städte bereiterklären keine Maske zu tragen, um sie mit anderen maskentragenden Bezirken oder Städten zu vergleichen. Ein solches Vorgehen sei jedoch kaum durchsetzbar: Es sei weder realistisch, dass sich in der einen Gruppe alle Menschen dazu überreden lassen, eine Maske zu tragen, noch sei zu erwarten, dass in der anderen alle bereit sind, keine zu tragen, erklärt er. „Aber wir haben mit den Jahren festgestellt: Wenn keine randomisierten Studien da sind, müssen wir uns eben die nicht randomisierten anschauen und dann genau beschreiben, wie sehr wir diesen Arbeiten vertrauen."
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