Schnelltests: Software vernetzt Apotheke mit KV und Gesundheitsamt Carolin Ciulli, 10.03.2021 11:08 Uhr
Auf dem Bildschirm von Apotheker Robert Herold erscheint ein roter Warnhinweis: „Zuletzt vor 2 Tagen!“, heißt es dort neben dem Namen einer Kundin, die sich auf Sars-Cov-2 testen lassen will. Mit der Software der sächsischen Firma Simba n³ hat der Inhaber der Central-Apotheke in Falkenstein einen Überblick und kann nicht nur die vorherigen Ergebnisse einsehen. Das Schnelltest-Tool vernetzt die Apotheke auch mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dem Gesundheitsamt – so kann direkt abgerechnet und ein positives Ergebnis gemeldet werden.
Im Vogtlandkreis ist die Coronalage besonders prekär – der Inzidenzwert ist hoch und liegt bei 251. Die Nachfrage nach Schnelltests ist besonders groß, weil der Landkreis Öffnungen an Bedingungen geknüpft hat. Eine Testpflicht gibt es unter anderem für den Besuch eines Friseurs, von Fußpflegepraxen sowie Fahr- und Musikschulen. Herold testet seit etwa zwei Wochen. Das Testcenter hat er gegenüber seiner Apotheke aufgebaut.
Am Freitag standen die Telefone in der Central-Apotheke nicht mehr still, sagt Apothekerin Susann Herold. Die Kunden wollten dringend einen Termin machen, um zum Friseur gehen zu können. „Wir machen am Tag rund 500 Tests“, sagt Herold, der auch in Kinderbetreuungseinrichtungen testet. Etwa fünf Personen seien pro Tag positiv. Zur endgültigen Bestätigung führt die Apotheke selbst PCR-Tests durch. Zehn der 35 Mitarbeiter sind im Testzentrum eingespannt, auch Studenten helfen mit. Stundenweise verlassen die Mitarbeiter die Apotheke und helfen dort aus. „Die Stimmung ist sehr gut, wir machen zwar Überstunden ohne Ende, hoffen aber, den hohen Inzidenzwert runterbringen zu können.“
Eine große Hilfe sei die Schnelltest-Software der Firma Simba n³, so Herold. Das Tool nutzt die Gesundheitskarte der Versicherten, liest die Daten ein, stellt Zertifikate aus und übermittelt die Ergebnisse an das Gesundheitsamt. Apotheken, die ganze Betriebe testen lassen, können so beispielsweise die Mitarbeiterdaten unkompliziert einbinden. „Wir haben eine Lösung aufgesetzt, die Schnelltests ganzheitlich betrachtet“, sagt Geschäftsführer Matthes Nagel. Auch die Abrechnung ist darüber regelbar, weil die KV ebenfalls angeschlossen ist.
Das Tool wurde seit Jahresanfang entwickelt. „Am 25. Januar hatten wir am Grenzübergang Klingenthal den ersten Beta-Test“, so Nagel. Anfang Februar wurde die Software freigeschaltet. Seit Ende Februar werde im Landkreis flächendeckend getestet – 5000 Tests pro Tag, das seien 2,5 Prozent der Einwohner. „Wir haben Testcenter an der Grenze, die 77 Tests pro Stunde machen.“
Die Firma will ein schnelles, einfaches und rechtssicheres System schaffen, das die Daten automatisch zwischen den Beteiligten übermittelt. „Wir bieten eine Datenlösung und wissen, wie wichtig eine saubere Datenqualität ist.“ Beim Datenschutz werde sich an die geltenden Verordnungen gehalten. Der Rettungszweckverband Südwestsachsen nutzt das Tool bereits, auch Apotheken könnten es ohne die Anbindung an ein Gesundheitsamt verwenden. Deshalb ist das Unternehmen mit dem Sächsischen Apothekerverband (SAV) im Gespräch.
In der neuen Coronavirus-Testverordnung ist die Bürgertestung definiert. Demnach haben asymptomatische Personen Anspruch auf Testung mittels eines PoC-Antigen-Tests. Auch die Häufigkeit ist neu definiert: Im Rahmen der Verfügbarkeit von Testkapazitäten kann diese „mindestens einmal pro Woche in Anspruch genommen werden“. Im Entwurf hieß es noch: Die Testungen könnten „bis zu einmal pro Woche durchgeführt werden“.
So oder so: Herold kann mit der Software kontrollieren, wie oft ein Kunde bereits bei ihm war. Da das Tool mit dem Gesundheitsamt vernetzt ist, kann er auch sehen, ob die Person sich in einem anderen angegliederten Testzentrum bereits testen ließ. „Die Bedienung der Software ist ganz einfach“, sagt der Apotheker. Wenn beispielsweise ein Betrieb seinen Mitarbeitern eine einmalige Testung pro Woche finanziere, könne er dies über die Software kontrollieren.