Preise ziehen an, Nachfrage steigt

Schnelltests: Apotheken bereiten sich vor Cynthia Möthrath, 11.11.2021 11:05 Uhr

Ab kommender Woche starten die kostenlosen Bürgertestungen wieder: Apotheken bereiten sich entsprechend vor und versuchen an Ware zu kommen. Foto: Spitzi-Foto/shutterstock.com
Berlin - 

Nach rund einem Monat Pause starten ab der kommenden Woche die kostenlosen Bürgertestungen wieder. Apotheken stellen dabei erneut einen wichtigen Baustein dar und bereiten sich entsprechend vor. Doch die Nachfrage steigt enorm und auch die Preise ziehen wieder an. Viele Apotheker:innen berichten über Lieferprobleme. Außerdem nehmen aktuell die Erkältungen wieder zu – die Stimmung in den Apotheken ist entsprechend angespannt.

Nachdem die Bürgertestungen kostenpflichtig wurden, haben viele Apotheken ihr Testangebot eingeschränkt. Den Sommer über war es ruhig um Schnelltests. Vielerorts stapelten sich die Selbsttests für Zuhause sogar, weil die Nachfrage kaum vorhanden war. Doch mit den aktuell steigenden Inzidenzen rücken die Tests wieder in den Fokus. Spätestens seit Ankündigung der Wiedereinführung von kostenlosen Bürgertests starten die Apotheken wieder mit der Bevorratung, viele weiten ihre Testzeiten aus.

Tests vielerorts schwierig zu bekommen

Apotheker Christian Sickau, Inhaber der Johannes-Apotheke in Gröbenzell ist einer der wenigen im Umkreis, der noch Tests anbietet: „Wir testen noch, auch wenn die meisten anderen Zentren dicht gemacht haben.“ Doch bereits jetzt wird es teilweise schwierig an Nachschub zu kommen, denn viele Lieferketten sind schlichtweg abgerissen. Beim Großhändler Hageda seien beispielsweise die Tests von Roche schon vergriffen, bei Sanacorp konnte sich der Apotheker noch einige über den Verbund sichern. Bei Noweda sei die Lage aktuell noch stabil. „Die Situation könnte sich aber in den nächsten Tagen verschärfen“, meint Sickau. Aktuell komme er noch gut über die Runden.

Die Wiedereinführung hält Sickau für sehr sinnvoll. Die Kosten seien sicherlich für einige ein Hemmnis gewesen. Angesichts der hohen Zahlen solle jedoch keine Möglichkeit ausgelassen werden, ein wenig „Sicherheit“ anzubieten. „Wir erlebten täglich, dass es selbst bei niedrigerer Inzidenz auch weiterhin viele gute Gründe für einen Test zwischenrein gab – und hier sollten nun die nicht ausgeschlossen werden, für die die 10-15 Euro eben doch zu viel Geld sind“, findet der Apotheker.

Auch Apothekerin Eva Tingelhoff hat in ihrer Apotheke am Osttor in Beckum die Testzeiten und Vorräte wieder aufgestockt. Als die Ankündigung kam, orderte sie bei ihrem Händler direkt Nachschub. „Er hat mir da schon bestätigt, dass sich die Lager leeren und auch die Preise wieder anziehen“, berichtet sie. „Es kommt einem vor als wäre man wieder am Anfang der Pandemie.“

Wiedereinführung „mehr als sinnvoll“

Viele würden nun wieder dazu neigen Hamsterkäufe zu tätigen. Davon ist die Apothekerin jedoch kein Fan. „Das habe ich auch damals nicht gemacht. Unsere Lieferanten konnten stets liefern.“ Bis Ende des Jahres komme sie mit ihren angelegten Vorräten nun erst einmal aus. Auch sie hält die Wiedereinführung der kostenlosen Tests für „mehr als sinnvoll“: „Das ist – zusammen mit der Impfung – der Schlüssel, um die Pandemie in den Griff zu bekommen“, findet sie.

In den vergangenen Wochen habe sie viele Tests mit positivem Ergebnis gehabt – darunter auch viele Impfdurchbrüche. Die Betroffenen hätten sich trotz doppelter Impfung testen lassen. „Vor allem für diese Gruppe finde ich es unfair, dass sie die Tests zahlen müssen, obwohl sie so gewissenhaft handeln.“ Somit blickt Tingelhoff den Tests ab kommender Woche positiv entgegen.

Apotheker Martin Roschig aus der Halloren-Apotheke in Halle führt ebenfalls weiterhin Schnelltests mit seinem Team durch – in zwei Apotheken und einem großen Testzentrum. „Lieferschwierigkeiten können wir auch nach Rücksprache mit unserem Zulieferer nicht beklagen.“ Die angespannte Liefersituation scheint also noch nicht überall angekommen zu sein. Man kann jedoch davon ausgehen, dass sie sich in den kommenden Tagen und Wochen noch verschärfen wird.

Angespannte Stimmung in den Apotheken

In Dormagen beschreibt Benjamin Leuffen die Situation insgesamt als „schwierig“, auch was die Schnelltests angeht: „Im Sommer haben wir die Tests unter EK verkauft, jetzt ist es schwierig an welche dranzukommen“, berichtet er. Zudem würden auch die Preise wieder anziehen. Generell sei viel zu tun, die Stimmung der Leute sei angespannt.

Das ist nicht verwunderlich, schließlich strömen aktuell wieder viele kranke Menschen in die Offizin, nachdem es lange Zeit ruhig um Erkältung & Co. war. In der Zwischenzeit kamen allerdings viele Aufgaben für die Apothekenteams hinzu: neben den Testungen auch das Ausstellen der Impfzertifikate. Aktuell läuft zudem die Belieferung der Grippeimpfstoffe auf Hochtouren. Der Stresspegel steigt dadurch auch in den Teams an. Dennoch sieht Leuffen eine positive Entwicklung: „Wir haben aber auch das Gefühl, dass die Corona-Zeit die Apotheke in den Augen der Patienten positiv verändert hat. Wir erfahren eine hohe Wertschätzung und auch die Zusatzempfehlungen werden dankend aufgenommen“, berichtet er.