Schmidt: Viele haben uns Apotheker beschimpft Lothar Klein, 28.04.2020 15:03 Uhr
Häufiger als sonst berichten Publikumsmedien derzeit über die Arbeit von Apotheken. Jetzt hat Abda-Präsident Friedemann Schmidt die Gelegenheit wahrgenommen, die Leistungen der Kollegen herauszustellen: Apotheken hätten in der Corona-Krise schnell und eigenverantwortlich gehandelt. „Sie haben also nicht darauf gewartet, bis einer was sagt, was könnte man denn tun, sondern sie sind selber losgelaufen und haben ganz viele Maßnahmen ergriffen“, so Schmidt gegenüber „NDR Info“ und der „Tagesschau“. Aber viele Kunden hätten die Apotheker auch beschimpft.
Das Personal sei gewohnt, „mit besonderen Risikosituationen in Apotheken umzugehen“, so Schmidt: „Im Vergleich zu vielen anderen Branchen sind wir da einfach besser ausgebildet, qualifizierter und können auch selbstverantwortlich besser handeln.“ Der Geschäftsführer der Landesapothekenkammer Schleswig-Holstein, Frank Jaschkowski, ergänzt: „Wir haben bei den einzelnen Apotheken abgefragt, welche Maßnahmen getroffen wurden, und wir haben dann diese Maßnahmen im Rahmen eines Ideenwettbewerbs kommuniziert, sodass viele gute Ideen auf die Apotheken verteilt werden konnten.“
Jaschkowski lobt in diesem Zusammenhang auch den Kontakt zu Behörden. Durch einen „engen Kontakt mit den Gesundheitsämtern des Landes“ hätten Verdachtsfälle frühzeitig getestet werden können. „Apotheken sind systemrelevant und insofern war der kurze Draht zum Gesundheitsamt der richtige, um dann betroffene Mitarbeiter auch untersuchen zu lassen“, so Jaschkowski.
Schmidt berichtete von „erheblichen Irritationen“ bei der Kundschaft in der Anfangszeit der Corona-Maßnahmen. „Viele Menschen haben das ganze Geschehen nicht wirklich ernst genommen, haben sich gewehrt gegen die Maßnahmen. Viele haben uns auch beschimpft. Wir würden das alles übertreiben. Wir sollten nicht so viel Panik verbreiten. Wir sollten doch lieber dafür sorgen, dass Vernunft einzieht. Genau das haben wir eigentlich getan. So wie die Akzeptanz in der Bevölkerung gewachsen ist, hat das auch nachgelassen.“
In Apotheken klappt laut NDR es mit dem Schutz vor dem Coronavirus. Nach einer Umfrage von „NDR Info“ unter den 17 Landesapothekerkammern mussten bundesweit zeitweise nur 30 der insgesamt etwa 19.000 Apotheken wegen Corona-Infektionen oder Verdachtsfällen schließen. Damit blieben 99,8 Prozent aller Apotheken geöffnet. Zwar habe es nach Angaben der Kammern vereinzelt Infektionsfälle unter Mitarbeitenden gegeben. Dies habe auch zur Quarantäne der Betroffenen und einiger Kollegen geführt. Aber in den seltensten Fällen hätte eine Apotheke deshalb schließen müssen.
Apotheken im Saarland (1 von 285 Apotheken), in Bayern (11 von 3062) und Hessen (6 von 1437) seien prozentual am stärksten betroffen, heißt es in dem Bericht. In diesen Ländern hätten mit 0,4 Prozent überdurchschnittlich viele Apotheken wegen Infektionen zeitweise schließen müssen. Genauso wie Ärzte und Pfleger gelten auch die Beschäftigten in Apotheken als besonders gefährdet, weil sie Infizierten häufig ausgesetzt sein dürften, so der NDR.
Erst vor kurzem hatte der Gesundheitsminister den Apotheken für ihren Einsatz gedankt: „Sie, die Apothekerinnen und Apotheker, und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den öffentlichen Apotheken und den Krankenhausapotheken sind ein entscheidender Baustein in der Versorgung, um die Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen und zu schützen“, lobt Spahn. „Mit Ihrer Expertise und Leidenschaft tragen Sie dazu bei, unter schwierigen Bedingungen, die Versorgung mit Arzneimitteln, Desinfektionsmitteln und Medizinprodukten sicherzustellen.“