Angesichts der wichtigen Rolle der Apotheken in der Corona-Krise hat Abda-Präsident Friedmann Schmidt die Bundesregierung aufgefordert, die Apotheken dauerhaft zu stärken und von Bürokratie zu entlasten. „Das Apothekenstärkungsgesetz muss jetzt endlich im Bundestag behandelt werde“, sagte Schmidt. Darüber hinaus forderte er, die Honorierung des Botendienstes über die Corona-Zeit hinaus fortzusetzen. Auch die Erleichterungen bei der Abgabe von Arzneimitteln müssten entfristet werden. Zu den Auswirkungen der von der Koalition beschlossen Mehrwertsteuersenkung auf die OTC-Preise äußerte sich Schmidt inhaltlich nicht.
„Das ist eine unternehmerische Entscheidung, dazu hat die Abda keine Position“, so Schmidt zur Mehrwertsteuerfrage. Allerdings forderte DAV-Geschäftsführerin Claudia Korf als Reaktion auf die angekündigte befristete Senkung der Mehrwertsteuer, das Honorar für Grippeimpfungen durch Apotheker wie bei Ärzten auch von der Mehrwertsteuer zu befreien.
Laut Abda-Präsident haben die Apotheken in der Corona-Krise ihre Botendienste um 50 Prozent gesteigert. „Jeden Tag werden 450.000 Botendienste geleistet“, so Schmidt. Gerade während der verschärften Kontaktsperren hätten sich die Botendienste „als Mittel der Wahl“ erwiesen und seien von den Apotheken „viel aktiver“ angeboten worden. Allerdings habe sich auch gezeigt, dass die Apotheken trotz der neuen Honorierung das Instrument Botendienst „angemessen“ nutzten.
Schmidt mahnte die Politik, den „ordnungspolitischen Rahmen“ für die Apotheken zu sichern. Noch immer sei das EuGH-Urteil vom Oktober 2016 vom Gesetzgeber politisch nicht „geheilt“. „Das VOASG hängt noch immer“, so der Abda-Präsident, „jetzt muss endlich gehandelt werden.“ Die Abda gehe davon aus, dass das VOASG umgesetzt werden, die Gespräche mit der EU-Kommission liefen wieder an. Er kenne aber noch keine Ergebnisse. Er wundere sich, dass noch immer kein Votum vorliege: „Das kann doch nicht so lange dauern“, so Schmidt.
Im PDSG habe die Regierung „viele Forderungen“ der Abda wie das Makelverbot von E-Rezepten aufgegriffen. Allerdings fehle noch eine technische Makelschranke, sagte Schmidt. Aus der Corona-Pandemie ließen sich in einer Zwischenbilanz erste „Lehren“ ziehen, so Schmidt. Von der Bundesregierung umgesetzte „viele kleine Entbürokratisierungen“ bei der Arzneimittelabgabe müssten jetzt entfristet werden und in die Regelversorgung überführt werden.
Schmidt lobte die Bundesregierung für ihr entschlossenes Handeln in der Corona-Krise. Daher sei Deutschland bisher gut durch die Pandemie gekommen. „Alle Patienten wurden angemessen versorgt“, so der Abda-Präsident. Es habe keine Priorisierung geben müssen wie in anderen Ländern. „Nicht funktioniert“ habe aber die Versorgung mit Schutzausrüstung. Und auch die Lieferengpässe bei Arzneimitteln hätten sich verschärft.
In der Corona-Krise hätten sich die Apotheken als „Experten vor Ort“ und als Vorbilder bewährt: „Apotheken haben eine ganz, ganz wichtige Rolle bei der Bewältigung der Krise gespielt“, so Schmidt. Die Apotheker hätten in allen Krisenstäben auf Bundes- wie Landesebene mitgewirkt und ihre Leistungsfähigkeit bewiesen. Als Beispiel nannte Schmidt die Eigenherstellung von Desinfektionsmitteln. Auch er habe in seiner Leipziger Apotheke 500 Liter Alkohol zu Desinfektionsmittel verarbeitet: „Das ist ein starkes Plädoyer für die Ausbildung der Apotheker“, so Schmidt.
Auf eigene Kosten hätten die Apotheken zudem Maßnahmen zum Eigenschutz wie Plexiglasscheiben in den Apotheken installiert. Schmidt: „All das hat funktioniert.“ Zudem seinen die Apotheken während der Corona-Krise „immer am Netz gewesen, zu 99,8 Prozent“. Nur 30 Apotheken hätten zeitweise schließen müssen.
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